Viktor Giacobbo

Spätestens seit «Achtung, Fertig, Charlie!» aus dem Jahr 2003 kann sich auch die Schweiz mit erfolgreichen Mainstream-Filmen brüsten. Das neuste heimische Kinowerk «Undercover» fährt auf der gleichen Schiene weiter.

 

Der «hausgemachte» Kinostreifen erlebt einen Höhenflug; der Schweizer Film muss im Kino nicht länger ohne Publikum laufen. Vorbei scheinen vorerst die Zeiten, in denen sich Filmschaffende in erster Linie selbst beweihräucherten. Jüngstes Beispiel für einen Schweizer Film, der aufs grosse Publikum abzielt, ist «Undercover». Der Film wurde am Sonntagabend im Beisein von Produzentin Ruth Waldburger und den Drehbuchautoren Domenico Blass und Viktor Giacobbo – Letzterer ist zugleich Hauptdarsteller in «Undercover» – im Churer Kino Apollo gezeigt. Der Schweizer Film ist zwar kommerzieller und erfolgreicher geworden, die Kulturförderung orientiert sich allerdings viel lieber an der Vergangenheit, denn, wie Giacobbo gegenüber der «Südostschweiz» sagte: «Man begegnet immer noch mehr Skepsis, wenn man mit einer Komödie Gelder aus der Kulturförderung will, als wenn man mit einem Flüchtlingsdrama daherkommt.» Doch, so erklärt der prominente Autor, Kabarettist, Moderator und Schauspieler weiter, Publikumsfilme zu machen, bedeutet nicht, schlechte Filme zu machen.

«Undercover» ist, so Giacobbo, «eine Mischung aus leichtem Familiendrama, Krimi und Komik, die nicht als Pointen-Komik daherkommt». Oder wie ein Churer Zuschauer meinte: «Das ist ja wie ein James Bond.» Und das ist zumindest nicht sehr weit hergeholt, denn «Undercover» ist vor allem auch eine Agenten-Geschichte. «Undercover» kommt zwar niemals an die Genialität der alten James-Bond-Filme heran, ist aber auch keine billige Kopie davon. Ein direkter Vergleich der beiden Filme wäre allein vom Budget her betrachtet völlig unangemessen. Trotzdem haben der englische Filmklassiker und die neuste Schweizer Filmproduktion eine Parallele: Auch «Spezialagent» Giacobbo beherrscht das Unmögliche – und sei es, dass er das Kondom an den rechten Ort fliegen lässt.

Boris Ruf statt 007

Statt eines galanten 007 tappt in «Undercover» aber der überkorrekte Bünzli-Schweizer Boris Ruf als Ermittler der Bundeskriminalpolizei über die Leinwand. Ruf, der Privat- und Berufsleben bis zu diesem Zeitpunkt stets getrennt hatte, kommt gerade von einer erfolgreichen Mission in Afghanistan zurück. Nach dem Scheidungsprozess von seiner Frau Sibylle (Sylvie Rohrer) lässt er sich aber einen Fall aufschwatzen, der die Trennung seines Famlienlebens von der Arbeit verunmöglicht und ihn nach Italien führt. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi wird bei «Undercover» ebenso auf die Schippe genommen wie die Chefanklägerin des Uno-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, Carla Del Ponte. Und auch Bundesrat Christoph Blocher bekommt sein Fett ab.

Vom Kino in die Manege

«Undercover» ist, bis auf den flauen Schluss und den etwas laschen zweiten Teil, durchaus spannend und komisch. Letzteres nicht zuletzt wegen Giacobbo, der dem Film mit seiner Komik einen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Doch der ehemalige Protagonist von «Viktors Spätprogramm» ist sehr selbstkritisch: «Ich vergnüge mich nicht, wenn ich den Film anschaue, denn wenn ich mich selber betrachte, sehe ich immer die Dinge, die ich hätte besser machen können.»

«Undercover» ist Vergangenheit, für Giacobbo stehen bereits die Vorbereitungen fürs nächste Projekt mit dem Circus Knie an. Dort wird er zwar nicht den klassischen Clown mimen, doch spielt er an der Seite eines Kamels den Narren.

«Undercover» läuft derzeit in den Schweizer Kinos.

«Das ist ja wie ein James Bond»

8. November 2005, Südostschweiz, von Urs Fetz

Spätestens seit «Achtung, Fertig, Charlie!» aus dem Jahr 2003 kann sich auch die Schweiz mit erfolgreichen Mainstream-Filmen brüsten. Das neuste […]

Er trinkt keinen Alkohol; an Silvester lässt er sich mit einem Glas Rimuss gehen. Und: Sogar in der Autowaschanlage behält er den Sicherheitsgurt an. So einer ist Felix Unger (Viktor Giacobbo). Ein missratener Lammrücken kann das Universum des Haushaltsperfektionisten ganz schön durcheinander bringen. Die Konflikte sind vorprogrammiert, wenn der überkorrekte Felix – von seiner Frau vor die Tür gestellt – bei seinem Freund Oskar Mäder (Mike Müller) einzieht. Der geschiedene Sportjournalist ist ein Lebemann, der es weder mit dem Sauberhalten seines Lofts noch mit den Alimentenzahlungen an die Ex-Frau allzu genau nimmt.

Viktor Giacobbo hat Neil Simons Komödie «The Odd Couple» ins Schweizerdeutsche übersetzt (Ausgabe vom Mittwoch). Das Stück hatte bereits in der Verfilmung mit Walter Matthau und Jack Lemmon in den Hauptrollen ein riesiges Publikum begeistert. Am Donnerstag fand im Casinotheater Winterthur die Uraufführung der schweizerdeutschen Version statt. «Ein seltsames Paar» (Regie: Stefan Huber) spielt nicht in Manhattan, sondern in Zürich und ist voller Bezüge auf die Limmatstadt. «Blas deinen Qualm doch nach Schwamendingen», rät etwa beim Pokern einer dem andern. Alle vier Szenen der äusserst kurzweiligen Produktion spielen in ein und demselben Raum, nur ist dieser zu Beginn der zweiten Szene kaum wiederzuerkennen; der Ordnungsfanatiker Felix war am Werk. Kein überquellender Aschenbecher steht mehr neben dem Sofa, kein schmutziges Geschirr auf dem Tisch. Wenn die Männerrunde sich wie jeden Freitag zum Pokern trifft, so gilt es seit neuestem beim Eintreten die Schuhe auszuziehen. Und selbst die Miró-Reproduktion über dem Sofa ist nicht mehr, was sie einmal war: Das Bild ist «aufgeräumt», nach dem Vorbild von Urs Wehrlis Buch «Kunst aufräumen» – ein lustiges Detail.

Am komischsten sind indes die beiden Hauptdarsteller selbst. Allein schon ihre Körperhaltungen sprechen Bände: hier Müller, bullig und mit vorgeschobenem Kopf wie ein Stier kurz vor dem Angriff, da Giacobbo mit fahrigen Bewegungen und Händen, die keinen Augenblick aufhören zu zappeln. Was die achtköpfige Schauspielertruppe während einer kurzen, aber intensiven Probezeit einstudiert hat, ist gute und gleichzeitig intelligente Unterhaltung. Die Figuren sind nicht plakativ, sondern psychologisch differenziert gezeichnet. Und so kommen – zwischen den Lachtränen – durchaus immer wieder auch ernste Gedanken auf. Und nicht wenige der Anwesenden dürften sich selber ein wenig erkannt haben …

Bis 1. Oktober.

Ein Spass mit ernsten Momenten

3. September 2005, Südostschweiz, von Anne Suter

Er trinkt keinen Alkohol; an Silvester lässt er sich mit einem Glas Rimuss gehen. Und: Sogar in der Autowaschanlage behält […]

Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller präsentierten sich am Samstag in Hochform. Ihr Rollenspiel «Sickmen» ist die Geschichte dreier Hypochonder über ein Stück, das noch nicht geschrieben ist.Rund 700 Besucher und Besucherinnen aller Altersklassen tummelten sich am Samstagabend im Joner «Kreuz»-Saal, bevor die Vorstellung begann. Mit prüfenden Blicken hielten sie Ausschau nach ihrer Platznummer und setzten sich schliesslich hin, als sie fündig geworden waren.

Das Stück im Stück

Endlich verdunkelten sich die Lichter, und drei vertraute Gesichter erschienen auf der Bühne. Unter grossem Beifall traten die Kabarettisten Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller vor das Publikum, um diesem ihre Geschichte zu erzählen. Die Rahmenhandlung des originellen Rollenspiels «Sickmen» dreht sich um ein politisches Stück, das noch nicht geschrieben ist, dessen Vorverkauf aber schon lange begonnen hat. Zögernd beichtete das Trio, weshalb es das Stück – eine Auftragsarbeit des Casinotheaters Winterthur – noch nicht vollenden konnte. Es sollte laut den Dreien politischen Inhalts sein und den Namen «Der saubere Krieg» haben. Bald arteten die Erklärungen der Schauspieler in ein amüsantes Streitgespräch aus, das die Hintergründe der bisher ausgebliebenen Stückvollendung rasch durchscheinen liess.

Mehr und mehr entpuppten sich die Figuren nämlich als eingebildete Kranke, die ausserstande waren, normal zu funktionieren. Giacobbo gab sich als eifriger Verfechter der medizinischen Behandlung, der sich jährlich sieben Check-ups unterzieht. Sein Motto: «Wenn man die Ursache herausschneidet, ist das Problem gelöst.» Frey dagegen spielte den eingebildeten Glutamat-Allergiker. Selbst in die Pause wollte er das Publikum nicht entlassen, ohne es vor glutamathaltigen Snacks zu warnen. Und Müller vertraute auf Mutters Hausmittelchen, die er in der Nacht gegen seine eingebildeten Leiden braute.

So machten sie sich gegenseitig über ihre Hypochondrien lustig und gaben sich zugleich besserwisserische Gesundheitstipps. Ihr politisches Stück «Der saubere Krieg» war indes immer noch weit entfernt von der Vollendung.

Teure Hirngespinste

Am Schluss war das Trio immerhin gesünder als zuvor. Das lag wohl aber weniger an den Behandlungen, denen es sich unterzogen hatte, als an den daraus entstandenen Kosten. Auch der häufige gesundheitsbedingte Wechsel des Probelokals sei sehr teuer gewesen, gaben die drei Komiker zu. Deshalb seien sie nun genötigt, ihre Hypochondrie zu überwinden und die Geschichte ihres unvollendeten Stückes so lange live vorzutragen, bis alle Unkosten getilgt seien. Entschlossen griff Frey also zur Aromatdose und kostete von der glutamathaltigen Gewürzmischung. Trotz vermeintlicher Allergie blieb er unversehrt, während sich Giacobbos ob der unerwarteten Tat ein Ohnmachtsanfall bemächtigte.

Die «Sickmen»-Tournee 2004, die Ende September begonnen hat, führt Giacobbo und seine Mitstreiter bis zum Jahresende durch die ganze Deutschschweiz. Auch eine CD zum Konversationsstück «Sickmen» ist erhältlich.

Jedem Komiker sein eigener Gesundheitsfimmel

1. November 2004, Südostschweiz, von Bruno Landolt

Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller präsentierten sich am Samstag in Hochform. Ihr Rollenspiel «Sickmen» ist die Geschichte dreier […]

Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller begeisterten vor ausverkauftem Haus im Gemeindezentrum Schwanden das Glarner Publikum. Das sarkastische und bissige Stück Sickmen drehte sich um die hypochondrische Männerwelt.Körperliche und seelische Beschwerden, Check-Ups, Selbstdiagnose, Gesundheitsfimmel: Das illustre Komikertrio setzte sich intensiv mit der eigenen Befindlichkeit auseinander und gab damit einen tiefen, aber augenzwinkernden und selbstironischen Einblick in die zarte Psyche des Mannes. Da wurden die intimsten und hypochondrischen Seiten des starken Geschlechts schonungslos offen gelegt. Da ging es ohne Tabus und detailliert um die Technik der Prostatauntersuchung, das wiederholte Pinkeln in der Nacht, rätselhafte Pickel am Bauch, eine ungewollte Dauererrektion oder unsägliche Glutamatphobie. Sorgen, welche die Männer offenbar vor allem im Geheimen herumtreiben.

Ausgeteilt, was das Zeug hielt

Doch wie Giacobbo[100], Frey und Müller mit ihren Bobolis und ihren (vermeintlichen) Krankheiten umgingen, war schlicht zum Gesundlachen. Aber auch die Frauenwelt, die Ärzteschaft, die Theraphie-Gurus, die Pharmaindustrie und der Spitalbetrieb kamen nicht ohne kräftige, unter die Haut und Gürtellinie gehende Hiebe davon. Die drei teilten – auch wenn es um Leben und Tod ging – hemmungslos und genüsslich aus, was das Zeug hielt.

Die Glarner liessen sich die Gelegenheit nicht entgehen, die drei Fernsehstars Giacobbo[100], Frey und Müller bei ihrem Auftritt in Schwanden live und hautnah erleben zu können. Ganze Autokolonnen waren am Freitagabend unterwegs ins Hinterland. Wer sich noch ein Ticket ergattern konnte, hatte gar nichts zu bereuen, der Abend war grossartig. Das Publikum war begeistert, der Applaus riesig. Man war sich einig: Selten so gelacht!

Sickmen – zum Gesundlachen

, Südostschweiz, von Fridolin Elmer

Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller begeisterten vor ausverkauftem Haus im Gemeindezentrum Schwanden das Glarner Publikum. Das sarkastische und […]

2017