Viktor Giacobbo

, 3. September 2005, von Anne Suter

Ein Spass mit ernsten Momenten

Er trinkt keinen Alkohol; an Silvester lässt er sich mit einem Glas Rimuss gehen. Und: Sogar in der Autowaschanlage behält er den Sicherheitsgurt an. So einer ist Felix Unger (Viktor Giacobbo). Ein missratener Lammrücken kann das Universum des Haushaltsperfektionisten ganz schön durcheinander bringen. Die Konflikte sind vorprogrammiert, wenn der überkorrekte Felix – von seiner Frau vor die Tür gestellt – bei seinem Freund Oskar Mäder (Mike Müller) einzieht. Der geschiedene Sportjournalist ist ein Lebemann, der es weder mit dem Sauberhalten seines Lofts noch mit den Alimentenzahlungen an die Ex-Frau allzu genau nimmt.

Viktor Giacobbo hat Neil Simons Komödie «The Odd Couple» ins Schweizerdeutsche übersetzt (Ausgabe vom Mittwoch). Das Stück hatte bereits in der Verfilmung mit Walter Matthau und Jack Lemmon in den Hauptrollen ein riesiges Publikum begeistert. Am Donnerstag fand im Casinotheater Winterthur die Uraufführung der schweizerdeutschen Version statt. «Ein seltsames Paar» (Regie: Stefan Huber) spielt nicht in Manhattan, sondern in Zürich und ist voller Bezüge auf die Limmatstadt. «Blas deinen Qualm doch nach Schwamendingen», rät etwa beim Pokern einer dem andern. Alle vier Szenen der äusserst kurzweiligen Produktion spielen in ein und demselben Raum, nur ist dieser zu Beginn der zweiten Szene kaum wiederzuerkennen; der Ordnungsfanatiker Felix war am Werk. Kein überquellender Aschenbecher steht mehr neben dem Sofa, kein schmutziges Geschirr auf dem Tisch. Wenn die Männerrunde sich wie jeden Freitag zum Pokern trifft, so gilt es seit neuestem beim Eintreten die Schuhe auszuziehen. Und selbst die Miró-Reproduktion über dem Sofa ist nicht mehr, was sie einmal war: Das Bild ist «aufgeräumt», nach dem Vorbild von Urs Wehrlis Buch «Kunst aufräumen» – ein lustiges Detail.

Am komischsten sind indes die beiden Hauptdarsteller selbst. Allein schon ihre Körperhaltungen sprechen Bände: hier Müller, bullig und mit vorgeschobenem Kopf wie ein Stier kurz vor dem Angriff, da Giacobbo mit fahrigen Bewegungen und Händen, die keinen Augenblick aufhören zu zappeln. Was die achtköpfige Schauspielertruppe während einer kurzen, aber intensiven Probezeit einstudiert hat, ist gute und gleichzeitig intelligente Unterhaltung. Die Figuren sind nicht plakativ, sondern psychologisch differenziert gezeichnet. Und so kommen – zwischen den Lachtränen – durchaus immer wieder auch ernste Gedanken auf. Und nicht wenige der Anwesenden dürften sich selber ein wenig erkannt haben …

Bis 1. Oktober.

2017