Viktor Giacobbo

, 8. November 2005, von Urs Fetz

«Das ist ja wie ein James Bond»

Spätestens seit «Achtung, Fertig, Charlie!» aus dem Jahr 2003 kann sich auch die Schweiz mit erfolgreichen Mainstream-Filmen brüsten. Das neuste heimische Kinowerk «Undercover» fährt auf der gleichen Schiene weiter.

 

Der «hausgemachte» Kinostreifen erlebt einen Höhenflug; der Schweizer Film muss im Kino nicht länger ohne Publikum laufen. Vorbei scheinen vorerst die Zeiten, in denen sich Filmschaffende in erster Linie selbst beweihräucherten. Jüngstes Beispiel für einen Schweizer Film, der aufs grosse Publikum abzielt, ist «Undercover». Der Film wurde am Sonntagabend im Beisein von Produzentin Ruth Waldburger und den Drehbuchautoren Domenico Blass und Viktor Giacobbo – Letzterer ist zugleich Hauptdarsteller in «Undercover» – im Churer Kino Apollo gezeigt. Der Schweizer Film ist zwar kommerzieller und erfolgreicher geworden, die Kulturförderung orientiert sich allerdings viel lieber an der Vergangenheit, denn, wie Giacobbo gegenüber der «Südostschweiz» sagte: «Man begegnet immer noch mehr Skepsis, wenn man mit einer Komödie Gelder aus der Kulturförderung will, als wenn man mit einem Flüchtlingsdrama daherkommt.» Doch, so erklärt der prominente Autor, Kabarettist, Moderator und Schauspieler weiter, Publikumsfilme zu machen, bedeutet nicht, schlechte Filme zu machen.

«Undercover» ist, so Giacobbo, «eine Mischung aus leichtem Familiendrama, Krimi und Komik, die nicht als Pointen-Komik daherkommt». Oder wie ein Churer Zuschauer meinte: «Das ist ja wie ein James Bond.» Und das ist zumindest nicht sehr weit hergeholt, denn «Undercover» ist vor allem auch eine Agenten-Geschichte. «Undercover» kommt zwar niemals an die Genialität der alten James-Bond-Filme heran, ist aber auch keine billige Kopie davon. Ein direkter Vergleich der beiden Filme wäre allein vom Budget her betrachtet völlig unangemessen. Trotzdem haben der englische Filmklassiker und die neuste Schweizer Filmproduktion eine Parallele: Auch «Spezialagent» Giacobbo beherrscht das Unmögliche – und sei es, dass er das Kondom an den rechten Ort fliegen lässt.

Boris Ruf statt 007

Statt eines galanten 007 tappt in «Undercover» aber der überkorrekte Bünzli-Schweizer Boris Ruf als Ermittler der Bundeskriminalpolizei über die Leinwand. Ruf, der Privat- und Berufsleben bis zu diesem Zeitpunkt stets getrennt hatte, kommt gerade von einer erfolgreichen Mission in Afghanistan zurück. Nach dem Scheidungsprozess von seiner Frau Sibylle (Sylvie Rohrer) lässt er sich aber einen Fall aufschwatzen, der die Trennung seines Famlienlebens von der Arbeit verunmöglicht und ihn nach Italien führt. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi wird bei «Undercover» ebenso auf die Schippe genommen wie die Chefanklägerin des Uno-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, Carla Del Ponte. Und auch Bundesrat Christoph Blocher bekommt sein Fett ab.

Vom Kino in die Manege

«Undercover» ist, bis auf den flauen Schluss und den etwas laschen zweiten Teil, durchaus spannend und komisch. Letzteres nicht zuletzt wegen Giacobbo, der dem Film mit seiner Komik einen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Doch der ehemalige Protagonist von «Viktors Spätprogramm» ist sehr selbstkritisch: «Ich vergnüge mich nicht, wenn ich den Film anschaue, denn wenn ich mich selber betrachte, sehe ich immer die Dinge, die ich hätte besser machen können.»

«Undercover» ist Vergangenheit, für Giacobbo stehen bereits die Vorbereitungen fürs nächste Projekt mit dem Circus Knie an. Dort wird er zwar nicht den klassischen Clown mimen, doch spielt er an der Seite eines Kamels den Narren.

«Undercover» läuft derzeit in den Schweizer Kinos.

2017