Viktor Giacobbo

Über den Humorfaktor in der sonntäglichen Satiresendung «Giacobbo/Müller» kann man sich ja streiten. Über jenen im Generalsekretariat der CVP Schweiz hingegen gibt es keinen Zweifel: Humor ist dort inexistent. Der jüngste Auftritt des handzahmen Mitkicherers Toni Brunner versetzte die CVP jedenfalls derart in Rage, dass sie gestern ein geharnischtes Communiqué versandte: Beim «Gratisauftritt» des SVP-Präsidenten «in launiger Atmosphäre» seien «Inhalt und Konsequenzen der Ausschaffungsinitiative verharmlost» worden. Das Politohr der CVP funktionierte aber nicht gut genug, um Viktor Giacobbos Abstimmungsempfehlung richtig mitzuschreiben: Der gab unmissverständlich zu Protokoll, dass er noch nicht wisse, ob er den Gegenvorschlag annehmen oder gleich mitsamt der Ausschaffungsinitiative ablehnen soll. «Bei einem Stimmzettel, der einem Lottoschein gleicht, ist Aufklärung nötig», findet hingegen die CVP Schweiz, Verfechterin des Gegenvorschlags und offenbar mit wenig Vertrauen in die Stimmbürger gesegnet. Zu Unrecht, liebe CVP: Die verstehen nicht nur Abstimmungszettel und taktische Stimmabgaben. Sondern auch Satire.

Die CVP lacht nicht mit

3. November 2010, Neue Luzerner Zeitung, von Fabian Fellmann

Über den Humorfaktor in der sonntäglichen Satiresendung «Giacobbo/Müller» kann man sich ja streiten. Über jenen im Generalsekretariat der CVP Schweiz […]

Giacobbo, Müller und Frey zeigen ein Stück über ein Stück. Und sprühen auf der Suche nach Ideen vor Ideen.

Nun sitzen sie also da, die drei Schweizer Bühnenprofis Viktor Giaccobo, Mike Müller und Patrick Frey. Mürrisch, gereizt und etwas unter Druck, denn in wenigen Tagen soll ihr nächster Knüller auf die Bühne. Ihr letztes Programm «Sickman» war ein voller Erfolg – und solche vollen Erfolge verlangen, wie sonst nur ungleich unvollkommenere Dinge, nach noch mehr. Die Latte ist also hoch, die Zeit knapp – und die Ideen sind rar. Die humoristischen Errungenschaften der drei beschränken sich bisher auf die Erkenntnis, dass ihr Stück ein wohl eher einfaches Bühnenbild aufweisen wird und noch eines Inhalts bedarf. Kurz gesagt: Die drei haben noch nichts in der Hand. Was fehlt, ist das Fleisch am Knochen. Eine packende Thematik. Lebendige Geschichten und ein brisantes Zielfeld für ihre satirischen Angriffe. Doch auch den einen oder anderen Knochen suchen die drei noch.

Ein Tisch, drei Stühle und ein feinmaschiger Trialog verstricken den Zuschauer zusehends in die kurzweilige Suche nach dem neuen Stück. Nach und nach kommen Ideen auf den Tisch. Das Auto als Vater- und Mutterersatz. Das Steuerrad, die Nabelschnur zum innen ausgepolsterten Mutterleib, der aussenrum einem mächtigen Phallus gleich in Kraft und Blech gewickelt ist. Der Vorschlag wird besprochen, bestritten, verworfen – und man einigt sich, die Arbeit zu vertagen.

Kaffee und Kebab

Die durch Kaffee- und Kebab-Pausen in einzelne Szenen unterteilte Show unter dem Titel «Erfolg als Chance» fesselt den Zuschauer am letzten Donnerstagabend im Theater Casino in Zug auf angenehme Art und Weise. Am Programm ist nichts Aufdringliches, nichts Grelles, das einem nach kurzem Kosten bald widerstreben würde. Vielmehr geniesst man den stetigen Fluss und den recht kurz frequentierten Lachrhythmus im Saal.

Weder starr noch flach

«Erfolg als Chance» erzählt viele Geschichten. Das Dreiergespann ist weder starr noch flach. Die Fronten bleiben stets in Bewegung, und die Sticheleien unter den Geschäftspartnern und Kameraden sorgen immer wieder für Amüsement. Je näher der Tag der Premiere rückt, desto angespannter wird die Lage. Die Gedanken der drei Kabarettisten drehen sich um Klassenkampf, schiesswütige Mütter oder Bäuche auf Bühnen, die nicht grösser sein sollten als die Lacher im Publikum. Um Handys, die läuten, aber nicht leuchten, und den Stellenwert der drei Komiker auf dem Markt des Lächelns. Hierbei geht es nicht etwa um asiatische Trödler, sondern um das Werbeangebot, das für die einen unter ihrer Würde und für die anderen über ihrem Marktwert liegt.

Gekonnt abgespeckt

Das Publikum im Casino ist begeistert. «Das finde ich sehr kreativ», hört man die Leute sagen. Doch mehr noch als schwammige Statements zur Idee des Stücks wird einem dieser Eindruck durch das Gelächter im Saal, wenn die drei Komiker nacheinander an ihre Grenzen stossen, vermittelt. Mit ihrem Sinnieren über die Art, wie sie sich vor Publikum zur Schau stellen, und dem Schwärmen von ihren Träumen abseits vom Rampenlicht diskutieren sich die drei Männer in die Herzen der Menge und streifen scheinbar im Vorbeigehen das kollektive Zwerchfell. Man lacht und schmunzelt, ohne sich von metaphorischen Pappschildern mit entsprechenden Aufforderungen gelenkt zu glauben. Hier wird nicht dick aufgetragen, sondern gekonnt abgespeckt. Ohne viel Brimborium gestalten die drei Künstler einen facettenreichen Abend.

Sie schreiben sich um Kopf und Kragen

5. Dezember 2009, Neue Luzerner Zeitung, von Wolf Meyer

Giacobbo, Müller und Frey zeigen ein Stück über ein Stück. Und sprühen auf der Suche nach Ideen vor Ideen. Nun […]

Theater Casino Zug: Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller mussten die Dosis erhöhen: «Sickmen» kränkelten grandios und mit Zusatzvorstellung.

 

Die Abendvorstellung war ausverkauft, bevor das Zuger Pulikum «Sickmen» sagen konnte. Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller schalteten eine zusätzliche Visite ein und gaben am Sonntagnachmittag eine Zusatzvorstellung, die nochmals ein beachtlich grosses Publikum ins Casino lockte.

Ein Check-up mehr schadet nie

Eigentlich hätte es ein brandaktuelles, politisches Stück werden sollen. Die kleinen und grossen Gebrechen des männlichen Alltags verhinderten aber ein solches. Angefangen hat es mit einem von Giacobbos sieben Check-ups pro Jahr. «Wenn du die Beschwerden erst hast, ist es nämlich zu spät», erklärt der Mann mit den vielen Ärzten und der Privatversicherung. So entführt das Komikertrio sein Publikum auf eine medizinische Odyssee von Kurhotel bis Balgrist-Spital. Es gilt, keine Scheu vor unangenehmen Themen zu haben und der Wahrheit mit ausgestrecktem Finger auf den Grund zu gehen.

Glutamat, Homöopathie, Östrogen

Zu sondieren gibt es einiges: Von der Zahl der nächtlichen Toilettengänge, über Form, Farbe und Profil von Muttermalen, bis hin zum Lampenfieberpegel vor der Aufführung. Der eine fürchtet Glutamat, der andere kommt nur mit Homöopathie durch den Tag, und der Letzte hat eine Reiseapotheke griffbereit, in der auch die Östrogenspritze nicht fehlen darf. Man weiss schliesslich nie, welchem Notfall der sensible männliche Körper ausgesetzt werden könnte.

Langzeit-EKG und Fieberzäpfchen

Selten war es so schön, jemandem beim vermeintlichen Kranksein zuzuschauen. Müller, Frey und Giacobbo sind nicht nur hervorragende Komiker und haben ihr Timing bestens im Griff. Sie ergänzen sich ausserdem herrlich. Das Stechen in der Brust, das Ziehen in der Magengegend und verdächtige Hitzewallungen aus heiterhellem Himmel: Das Trio hat für jeden Anfall von Hypochondrie ein Mittelchen bereit, um Spontanremissionen heraufzubeschwören. Wenn alles nichts mehr hilft, das Langzeit-EKG nichts Auffälliges ans Licht bringt und die nächste Behandlung den Kostenpunkt von 20 000 Franken übersteigt, steht bestenfalls noch eine generelle Kosten-Nutzen-Analyse des eigenen Daseins an. Schliesslich ist man unter Freunden und weiss, wovon man spricht.

Lacher auf Lacher

Aus dem politischen Stück ist schliesslich doch nichts mehr geworden. Aber die Selbsttherapie vor vollem Saal hat dem Publikum zwei Stunden beschert, während derer Lacher auf Lacher folgte. Und beim nächsten verdächtigen Kribbeln in den Händen hilft ja vielleicht eines der Mittelchen der «Sickmen».

Krankenbesuch macht bombastisch Spass

2. November 2004, Neue Luzerner Zeitung, von Caroline Brändli

Theater Casino Zug: Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller mussten die Dosis erhöhen: «Sickmen» kränkelten grandios und mit Zusatzvorstellung. […]

2017