Viktor Giacobbo

, 2. November 2004, von Caroline Brändli

Krankenbesuch macht bombastisch Spass

Theater Casino Zug: Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller mussten die Dosis erhöhen: «Sickmen» kränkelten grandios und mit Zusatzvorstellung.

 

Die Abendvorstellung war ausverkauft, bevor das Zuger Pulikum «Sickmen» sagen konnte. Viktor Giacobbo, Patrick Frey und Mike Müller schalteten eine zusätzliche Visite ein und gaben am Sonntagnachmittag eine Zusatzvorstellung, die nochmals ein beachtlich grosses Publikum ins Casino lockte.

Ein Check-up mehr schadet nie

Eigentlich hätte es ein brandaktuelles, politisches Stück werden sollen. Die kleinen und grossen Gebrechen des männlichen Alltags verhinderten aber ein solches. Angefangen hat es mit einem von Giacobbos sieben Check-ups pro Jahr. «Wenn du die Beschwerden erst hast, ist es nämlich zu spät», erklärt der Mann mit den vielen Ärzten und der Privatversicherung. So entführt das Komikertrio sein Publikum auf eine medizinische Odyssee von Kurhotel bis Balgrist-Spital. Es gilt, keine Scheu vor unangenehmen Themen zu haben und der Wahrheit mit ausgestrecktem Finger auf den Grund zu gehen.

Glutamat, Homöopathie, Östrogen

Zu sondieren gibt es einiges: Von der Zahl der nächtlichen Toilettengänge, über Form, Farbe und Profil von Muttermalen, bis hin zum Lampenfieberpegel vor der Aufführung. Der eine fürchtet Glutamat, der andere kommt nur mit Homöopathie durch den Tag, und der Letzte hat eine Reiseapotheke griffbereit, in der auch die Östrogenspritze nicht fehlen darf. Man weiss schliesslich nie, welchem Notfall der sensible männliche Körper ausgesetzt werden könnte.

Langzeit-EKG und Fieberzäpfchen

Selten war es so schön, jemandem beim vermeintlichen Kranksein zuzuschauen. Müller, Frey und Giacobbo sind nicht nur hervorragende Komiker und haben ihr Timing bestens im Griff. Sie ergänzen sich ausserdem herrlich. Das Stechen in der Brust, das Ziehen in der Magengegend und verdächtige Hitzewallungen aus heiterhellem Himmel: Das Trio hat für jeden Anfall von Hypochondrie ein Mittelchen bereit, um Spontanremissionen heraufzubeschwören. Wenn alles nichts mehr hilft, das Langzeit-EKG nichts Auffälliges ans Licht bringt und die nächste Behandlung den Kostenpunkt von 20 000 Franken übersteigt, steht bestenfalls noch eine generelle Kosten-Nutzen-Analyse des eigenen Daseins an. Schliesslich ist man unter Freunden und weiss, wovon man spricht.

Lacher auf Lacher

Aus dem politischen Stück ist schliesslich doch nichts mehr geworden. Aber die Selbsttherapie vor vollem Saal hat dem Publikum zwei Stunden beschert, während derer Lacher auf Lacher folgte. Und beim nächsten verdächtigen Kribbeln in den Händen hilft ja vielleicht eines der Mittelchen der «Sickmen».

2017