Viktor Giacobbo

, 29. Januar 2008, von Marc Krebs

Zurück in der Zunft

Die Satiresendung « Giacobbo / Müller » feierte TV-Premiere

Es gibt wieder bissigen Humor zu sehen am Schweizer Fernsehen. Doch so erfreulich Viktor Giacobbos TV-Comeback ist: Seine neue Wochensendung will zu viel in den 40 Minuten Sendezeit.

Es ist wie ein Flashback: das Kaufleuten in Zürich. Viktor Giacobbo als Zeremonienmeister. Humorliebhaber als Zielpublikum. Die Premiere des neuen Satireformats am Sonntag weckte Erinnerungen an die Derniere vor fünf Jahren, als sich Giacobbo im grossen Klubsaal vom Schweizer Fernsehen verabschiedete.

Seither versuchte die Abteilung Unterhaltung des Schweizer Fernsehens krampfhaft, das Loch zu stopfen. Ohne Erfolg. Das Late-Night-Geplauder «Black’n’Blond» mit Roman Kilchsperger und Chris von Rohr hing von Anfang an durch. Bleibt noch René Rindlisbacher, der seither mit einem Komikergrüppchen in «edelmais & co.» eine Sketch-Konserve abliefert, bei der die Lacher aus der Tube gedrückt werden. Originell ist diese Idee eines Potpourris mit Perücken und Pointen nicht. Und Birgit Steinegger und Walter Andreas Müllers Politikerparodien sind nett, aber nicht aufregend und zudem kaum für ein jüngeres Publikum. Fünf Jahre lang Flaute also – entweder mangelte es den SF-Verantwortlichen an guten Konzepten oder am Mut zum Experiment mit Grips. Also holten sie ihren besten Mann zurück.

pieksen & stechen. Das ist gut so. Giacobbos Humor piekst und sticht und beisst, lakonisch und ironisch. Clevere, erfrischende Unterhaltung mit Biss – das erhoffte sich schon die ARD, als sie Harald Schmidt zurückgewann. An dessen Late-Night-Sendung erinnert denn auch « Giacobbo / Müller »: Auch hier werden aktuelle Themen kommentiert, angereichert mit Kurzfilmchen und Musik, und Studiogäste zum Short-Talk begrüsst. Nichts Neues. Aber besser als gar nichts.

Mike Müller agiert als Sidekick, als Giacobbos Andrack. Und macht das zu Beginn der Sendung sehr gut. Als Giacobbo den Sexskandal der katholischen Kirche anspricht und erklärt, die hätten den Bibelsatz «Jesus liebt dich» falsch verstanden, ergänzt Müller trocken: «Und es hiess ja auch ‹zwölf Jünger› und nicht ‹zwölfi und jünger›.» Das sind One-Liner, die sitzen. Erfrischend auch, wie die Political Correctness mit Füssen getreten wird.

Doch auf einen starken Start folgt ein schwacher Schluss: Allzu verschiedene Studiogäste nehmen am runden Tisch Platz, zu viele für die kurze Zeit, die mehrheitlich FDP-Politiker Otto Ineichen für sich beansprucht. Giacobbo demonstriert seine Schlagfertigkeit, lässt ihn auflaufen. Doch verstreicht zu viel Zeit beim Polittalk, angesichts der Tatsache, dass mit dem Kopf-Komiker Andreas Thiel und dem Erfinder Herbert Bay zwei weitere Gäste Giacobbo / Müller flankieren.

Der Kopf-Komiker Thiel fällt aus dem Rahmen und Erfinder Bay hätte man von Anbeginn besser «Aeschbacher» überlassen. Mike Müller verstummt beinahe, vor sich einen Laptop, die Sendung franst aus, die Spannung verfliegt. Auch bei mässigen Einspielern wie Müllers Albaner-Sketch (wo sich zeigt, dass Müllers Talent zur Akzent-Imitation Grenzen hat). Das Beigemüse sorgt aber auch für Höhepunkte, etwa im Beitrag über Müllers Rekrutierung sowie Fredi Hinz’ Comeback. Ebenfalls vielversprechend ist der Einbezug des trashig-britischen Alleinunterhalters Phil Hayes.

2017