Viktor Giacobbo

, 25. März 2006, von Christian Schiller

Manege frei für Fredi Hinz

Der Circus Knie ist wieder auf Tournee. Dieses Jahr mit dabei: der vorlaute Kiffer Fredi alias Viktor Giacobbo.

RAPPERSWIL – Grosser Tag am Zürichsee. Mit der gestrigen Premiere ist für den Circus Knie der Startschuss zum acht Monate langen Gastspiel durch Helvetien gefallen. Aushängeschild in den Deutschschweizer Spielorten ist der Winterthurer Viktor Giacobbo. Dass aus seinem schrägen Figurenkabinett ausgerechnet Jointdreher Fredi Hinz zum Manegen-Handkuss kommt, hat seinen Grund: Der notorische Nichtstuer hat nämlich das «Grasrauchen» aufgegeben und will beim Zirkus anheuern. Statt mit Plastiktüte mit meist illegalem Inhalt und verwaschener Jeansjacke tritt er bald im adretten Zirkusgewand auf. Seine Attitüden kann er allerdings nicht verbergen und stellt den Zirkusalltag so ziemlich auf den Kopf. Wegen seiner revolutionären Ideen und des Auftritts mit Kameldame Suleika sind die Sympathien des Publikums aber auf Fredis Seite, und schliesslich wird er gar von der Zirkusfamilie adoptiert. «Sooo guet», sein heiserer Kommentar. Beigetragen zum definitiven Engagement haben sicherlich auch die Kurzauftritte der ebenfalls von Giacobbo verkörperten Ko-Stars: Gejohle im Zelt, als der Inder Rajiv Prasat dem Publikum allerlei Zirkusmaterial zu Spottpreisen verkaufen will und die Vorzeige-Tussi Debbie Mötteli mit Franco Knie anbandelt.

So fährt Zirkus richtig ein

Anders als Fredi hat sein Namensvetter und künstlerischer Direktor Fredy Knie jun. einen Job schon lange auf sicher. Mit seiner Pferdedressur weiss er ebenso zu begeistern wie Bruder Franco mit der Elefantenshow. Nichts für schwache Nerven sind hingegen die Einlagen der waghalsigen Akrobaten und Akrobatinnen; und wenn Giacomo Sterza ganz in Wilhelm-Tell-Manier mit Armbrust und Wurfmesser nur haarscharf an seiner Frau vorbeizielt – mit echten Waffen wohlgemerkt – stockt dem Publikum der Atem.

Warum der Zirkus aber unter dem Motto «Knie – sooo guet» durch die Schweiz tingelt, ist seit gestern klar: ein Viktor Giacobbo – Verzeihung, Fredi Hinz – in Höchstform. Es scheint, dass erst Sägemehl dem liebenswürdigen Kiffer den richtigen Kick verschafft.

2017