Viktor Giacobbo

, 27. Oktober 2006, von Renate Rubin

Fredi ist der Star in der Manege

Zusammen mit Trampeltier Suleika ist er einer der Stars der diesjährigen Knie-Tournee: Fredi Hinz alias Viktor Giacobbo, der das Zirkusleben auch nach sieben Monaten und rund 230 Vorstellungen noch in vollen Zügen geniesst.

 

Fredi Hinz hat eine strenge Nacht hinter sich. «Also zuerst musste ich die Elefanten verladen und von Brig hierherbringen, und danach habe ich rasch das hier aufgestellt», erzählt er und zeigt stolz auf das Zelt des Circus Knie, das in seiner ganzen Pracht hinter ihm auf der Thuner Allmend steht. Und wäre da nicht das Schmunzeln in den Mundwinkeln von Fredi Hinz alias Viktor Giacobbo, man würde ihm die Geschichte glatt abnehmen.

«Nein, im Ernst », sagt Viktor Giacobbo dann, «ich bin auch nach sieben Monaten noch überwältigt, wenn ich miterlebe, wie das Zelt und alles andere am einen Ort abgebaut und verstaut wird und dann am nächsten Tag, wenn ich aufwache, bereits wieder am neuen Ort steht.»

Liebenswerter Fredi Hinz

Seit sieben Monaten reist der Autor, Schauspieler und Satiriker Viktor Giacobbo mit dem Circus Knie durch die Lande und begeistert das Publikum auch in der Manege in seiner Rolle als liebenswerter Kiffer Fredi Hinz, der im Circus Knie seine Lebensumstände zu verbessern versucht. Und das Leben im Zirkus hat es ihm angetan. «Es ist zwar anstrengend, fast jeden Abend aufzutreten. Dafür kann ich mich hier voll auf diese eine Sache konzentrieren.» Gefallen gefunden hat Viktor Giacobbo auch an seinem momentanen Zuhause, dem Wohnwagen. «Er ist komfortabler als ein Hotel», sagt er, «und weil ich zu blöd bin, ihn selber zu zügeln, wird er mir jeweils an den neuen Ort gefahren und steht dann schon bereit, wenn ich ankomme.» Kaum hat er das gesagt, verzieht er in bester Fredi-Hinz-Manier das Gesicht und fügt an: «Dass nun ja nicht alle denken, mein Leben im Zirkus sei wahnsinnsbequem, denn manchmal ist es auch Knochenarbeit.»

Zu gern würde er nun vom Yoga erzählen, mit welchem er sein hartes Training beginne, ulkt Giacobbo. Aber: «Ich muss gestehen, dass meine Vorbereitungen eine halbe Stunde vor der Vorstellung mit dem Einsetzen der Kontaktlinsen beginnen.»

Nie ohne Suleika

Dann aber gilt während fast dreier Stunden vollste Konzentration. «Die Vorstellungen sind anstrengend, denn alles ist so live, wie es überhaupt nur möglich ist», beschreibt Viktor Giacobbo. Seine Figur Fredi Hinz spielt nämlich mit dem Publikum, und da weiss man nie so genau, was herauskommt.

Bei einem Rundgang über das Zirkusgelände treffen wir dann auf Viktor Giacobbos wichtigste Manegenpartnerin: die Kameldame Suleika. Die bewegt sich aber nicht gross von der Stelle, als ihr Bühnenpartner an den Zaun tritt. «Sie frisst mir zwar das trockene Brot aus der Hand, aber sonst bin ich für sie wohl keine allzu grosse Respektsperson», sagt er und lacht. Schliesslich muss er sich in der Nummer mit ihr die Frage gefallen lassen, wer denn nun das grössere Kamel sei …

Nach Suleika stattet Viktor Giacobbo dem Hängebauchschwein Willy einen Besuch ab, das ebenfalls mit Fredi Hinz auftritt und an diesem Nachmittag tut, was es am besten kann: faul herumliegen.

Die Nonnen-Herde

In den rund 230 Zirkusvorstellungen, in denen Viktor Giacobbo bisher aufgetreten ist, hat er einige lustige Anekdoten erlebt: «Einmal sassen in einer Vorstellung zwölf Nonnen in ihren traditionellen Kleidern nebeneinander im Publikum. Suleika nahm die Gruppe wohl als fremde Herde wahr, blieb bockstill vor ihnen stehen und – urinierte. Fredy Knie und ich konnten uns vor Lachen kaum mehr halten, nur die Nonnen wussten nicht so recht, was das alles sollte», erzählt er lachend.

In Biel dann habe während einer seiner Nummern eine Frau die Manege betreten, die sich fürchterlich darüber aufgeregt habe, dass das Programm in Deutsch aufgeführt wurde. «Am Schluss ihrer feurigen Rede in Französisch habe ich sie gefragt, ob sie dasselbe nun noch in Deutsch sagen könne. Daraufhin ist sie ziemlich wild geworden», erinnert er sich, und der Schalk blitzt aus seinen Augen.

Noch ein paar Vorstellungen, dann ist das Abenteuer Zirkus für Viktor Giacobbo vorbei. Er wird viele gute Erinnerungen mitnehmen und sagt überzeugt: «Eine solch grossartige Livetournee ist nur mit einem Zirkus möglich.

2017