Viktor Giacobbo

Das Duo Giacobbo/Müller kehrt auf die Bühne zurück. Die Kabarettisten sind die Stargäste beim100-Jahr-Jubiläum des National-Circus Knie.

Die Bühne, die man ihnen einst im Schweizer Fernsehen für die Late-Night-Show bereitete, gibt es nicht mehr: Die Sendung Giacobbo/Müller wurde im Dezember 2016 aus dem Programm genommen. Nun gibt das Satirikerduo überraschend ein Comeback – und macht Zirkus. Im Knie.

Viktor Giacobbo und Circus Knie kennen sich bereits: Der TV-Komiker wagte im Jahr 2006 den Sprung ins Chapiteau. Für Schauspieler Mike Müller wird die Manege eine Herausforderung sein. Routine sei es aber auch für ihn nicht, gibt Giacobbo gegenüber den Medienvertretern zu, die sich gestern auf der Berner Allmend eingefunden haben, wo der Schweizer Nationalzirkus derzeit gastiert. «Man darf es nie unterschätzen», sagt Giacobbo dieser Zeitung, «ich gehe dieses zweite Engagement mit Respekt an.»

Beobachter erinnern sich an das Duo Fischbach, das mit einigen Jahren Abstand ein zweites Mal den Komikerpart im Sägemehlrund übernahm – und dann prompt zu hören bekam, beim ersten Mal sei es besser gewesen. Allerdings traten Fischbachs zweimal in derselben Konfiguration an. Giacobbo kommt diesmal aber nicht allein in den Zirkus, sondern eben mit Mike Müller. Die beiden Komiker können sich Dialoge und Pointen zuwerfen wie Tennisbälle. Die Auftritte änderten sich während der Tournee, sagen die Komiker: «Wir nehmen Aktualitäten auf.»

Erstmals wird Knie 2019 eine Zweiteilung vornehmen: In den Nachmittagsvorstellungen, die vorwiegend von Familien mit eher kleinen Kindern frequentiert werden, werden Clowns mit kindgerechten Spässen auftreten. Abends wird die Manege Giacobbo/Müller gehören. Das Duo wird Anspielungen und Doppeldeutigkeiten einbauen, die junge Ohren vielleicht nicht so gut verstehen.

Babysitter für Knie-Kinder
Mike Müller hat eine andere Erklärung, weshalb Giacobbo/Müller an Nachmittagen pausieren: «Wir müssen die Kinder von Géraldine Knie hüten.» Wobei das eine steile These ist: Diese Kinder treten längst selber im Zirkus auf. Auch die launige Ankündigung des Duos, man werde 2020 im Circus Royal auftreten, treibt Zirkus-Chef Fredy Knie junior keineswegs den Schweiss auf die Stirn: Sie ist so unwahr wie Müllers Klage, Fredy junior habe ihn «übers Ohr gehauen», der Knie-Chef habe ihm einen Solo-Auftritt zugesagt – kein Duo mit diesem Giacobbo. Dieser revanchiert sich am Büffet mit der Anweisung ans Personal: «Gebt Mike nichts zu essen!»

Satire im Sägemehl

22. August 2018, Der Bund, von Markus Dütschler

Das Duo Giacobbo/Müller kehrt auf die Bühne zurück. Die Kabarettisten sind die Stargäste beim100-Jahr-Jubiläum des National-Circus Knie. Die Bühne, die […]

KULTUR-CASINO BERN

Sie suchten eigentlich das Casting für «Music-Star». Doch dann platzten Debbie Mötteli (Viktor Giacobbo) und ihr Gottenkind in ein klassisches Konzert im Berner Casino: «Chicks in Concert».Einen solchen «Clash of Civilizations» hat das altehrwürdige Kultur-Casino kaum je gesehen: Eine nuttig gekleidete Wasserstoffblondine – in den USA spräche man von «white trash» – betritt den Konzertsaal im knallroten Plastikmantel, in Leggins und mit Stilettos. Bar jeder Bildung und allzeit bereit, in ein Fettnäpfchen zu treten, hat sie auch nicht die Gnade, ihr vulgär geschminktes Mundwerk zu halten.

Debbie Mötteli, die vom Kabarettisten Viktor Giacobbo gespielte (Fernseh-)Kultfigur, hat Glück. An diesem Mittwoch sitzt im Auditorium nicht die mehrheitlich ergraute bildungsbürgerliche Abon-nementsgemeinde im dunklen Tenü. Das Durchschnittsalter ist auffällig tiefer als sonst. Viele Besucher haben unten an der Garderobe keine dunklen Mäntel abgegeben, sondern bunte Freizeitjacken. Dies, nachdem sie sich haben instruieren lassen, dass in diesem Bildungstempel jede Sitzreihe einer Garderobenfrau zugeteilt ist.

Heute ist alles anders. Das vertraute Bild eines dunkel gewandeten Orchesters, das im Halbkreis um den Dirigenten sitzt, darf nicht täuschen. Man gibt «die lustigen Weiber von Windsor», «das Märchen von der schönen Melusine» von Mendelssohn, Bizets «Carmen», Prokofiev und Strauss – Werke mit vielen Frauenbezügen. «Chicks in Concert», schwant es einem.

Weil ein Unglück selten allein kommt, hat Debbie Mötteli ihr Gottenkind Gabi Muff (Fabienne Hadorn) mitgebracht. «Du, s’hät ganz viil Lüt dinääää», entfährt es Debbie Mötteli, als sie in den Saal eindringt. Das ist der Beginn eines grossen Missverständnisses: Gotti und Gottengoof sind auf dem Weg zum «Music Star»-Casting, jetzt, wo dort gemäss Debbie Mötteli «au die Dickä döfed mitmochääää».

Dick ist Gabi Muff nicht, etwas drall vielleicht. Das kurze Shirt erlaubt den freien Blick auf ihren gepiercten Bauchnabel mit dem glänzenden Schmuck, den Gabis Freund, Secondo Flavio, angeblich so liebevoll . . . so genau, liebe Gabi, wollten wirs nicht wissen. Es gibt für Debbie und Gabi viel zu staunen: Die Absenz jeglicher Verstärkeranlagen, die «grossen Gitarren» (Kontrabass und Celli), den Mann «mit dem Steckli», in Insider-Fachkreisen auch Dirigent genannt.

In der Pause werden wir hinter uns des Paars Birgit Steinegger und Markus Köbeli ansichtig. Aha, daher weht der Wind! Köbeli hat ja dem äusserst wandlungsfähigen kabarettistischen Dreigestirn Birgit Steinegger, Viktor Giacobbo und Walter Andreas Müller unzählige Rollen auf den Leib geschrieben. Doch Köbeli winkt ab: Nein, diese Sketches seien nicht von ihm.

Unser Platznachbar, ein seriöser Herr, betrachtet das fast volle Casino mit Wonne. Es ist Karl Bossert, der Direktor des Musikkollegiums Winterthur. Der Tonkörper ist mit dem Crossover-Programm schon in der Eulachstadt und im «bumsvollen KKL» in Luzern aufgetreten, wie Bossert dem «Bund» in der Pause in einer dem Anlass angepassten Diktion erklärt. Gestern war Zürich dran. Der Erfolg kommt dem Orchester zupass: Ebenso wie andere Winterthurer Institutionen – Kunsthaus und Technorama – muss es sich in Bälde einer Volksabstimmung stellen, bei der es um Kredite geht, «die über Sein oder Nichtsein entscheiden».

Das Publikum klatscht begeistert – und pfeift wie bei einem Rockkonzert. Debbie und Gabi kommen doch noch zu ihrem «Music Star»-Auftritt: Ein Gesangsduo mit dem «Titanic»-Song samt Orchesterbegleitung. Gabi, echt mega krass, du hast es geschafft! Yeahhh!

«S’sind ganz viil Lüt dinäää»

17. Februar 2005, Der Bund, von Markus Dütschler

KULTUR-CASINO BERN Sie suchten eigentlich das Casting für «Music-Star». Doch dann platzten Debbie Mötteli (Viktor Giacobbo) und ihr Gottenkind in […]

2017