Viktor Giacobbo

Niemand geringeres als die Medienministerin und «Bundespräsidentin elect» Doris Leuthard beehrte die TV-Satiriker Viktor Giacobbo und Mike Müller in ihrer letzten Sendung auf SRF1.
«Frau Leuthard sie wurden mit 188 von 207 Stimmen gewählt – 11 sollen allerdings Bundesratskollegen Ueli Maurer gewählt haben. Was denken Sie, von wem kommen diese Stimmen?», fragte Viktor Giacobbo den «hohen Gast» aus Bern. «Ich habe im Laufe der Jahre sicher einige verrückt gemacht», konterte die Bundespräsidentin in spe, «aber wenn Ueli Maurer Freude daran hat, ist das super.»

«Ja wir auch, uns geht das gleich. Mit dem verrückt machen, mit dem freuen – und mit Ueli Maurer», zog Giacobbo den Vergleich zu den letzten neun Jahren der beliebten SRF-Sendung, in der neben unzähligen anderen Politikern auch der SVP-Bundesrat das Ziel zahlloser Parodien war.

Und auch in der letzten Sendung sparten die TV-Satiriker nicht mit bissigen Pointen: «Welche Ausbildung benötigt es eigentlich als Bundesrat? Gibt es da eine besondere Anforderung?», wollte der Komiker Giacobbo wissen. Leuthard verneinte – wollte jedoch wissen, wie das denn als Komiker sei. «Man muss nur wissen, wann man aufhören sollte», gab Giacobbo schlagfertig wie eh und je zurück.

Auch über die Kompetenzen der Bundespräsidentin wurde diskutiert: So erzählte Leuthard, dass sie auch mitbestimmen dürfe, in welches Restaurant der Bundesrat essen gehe. «Wir laufen wie ganz normale ins Restaurant, essen dort ganz normal, was es auf der Karte gibt», erzählte die Medienministerin mit ironischem Unterton.

Natürlich waren nicht nur Doris Leuthard oder Ueli Maurer die Zielscheiben der Sprüche vom Duo Giacobbo/Müller – so wurde die Bundespräsidentin in spe auch gefragt, «welche Rede sie denn am Tag der Kranken halten will», als eine Anspielung auf die letztjährige Rede von Johann Schneider-Ammann, welche sogar Barack Obama zum Lachen gebracht hat.

Nastücher und Wein

«Wie geht man mit politischen Niederlagen um?», wollte Komiker Giacobbo wissen, mit Hinweis zu den verloren Abstimmungen um die Autobahn-Vignette und Zweitwohnungsinitiative. «Natürlich ist man da zuerst traurig, vielleicht braucht es Nastücher, Wein oder Freunde», antwortete Leuthard salopp.

Auch Leuthards Kleidungsstil wurde noch diskutiert: «Sie sind ja sehr modebewusst. Setzen Sie das auch bewusst ein? Etwa bei Staatsbesuchen oder bei Tunneleröffnungen…», als Anspielung an das Löcher-Dress, welche die Bundesrätin an der Gottharderöffnung trug. Leuthard erwiderte: «Ich eröffne jedes Jahr ein paar Löcher, da dachte ich, warum nicht?»

 

Doris Leuthard in der letzten Sendung „Giacobbo / Müller“

12. Dezember 2016, Aargauer Zeitung / MLZ

Niemand geringeres als die Medienministerin und «Bundespräsidentin elect» Doris Leuthard beehrte die TV-Satiriker Viktor Giacobbo und Mike Müller in ihrer […]

Was Viktor Giacobbo von Beppe Grillos Wahlerfolg hält

Komiker erobern die Politik. Wann werden Sie Bundesrat?

Viktor Giacobbo: Das wäre undenkbar für mich. Erstens bin ich Konkordanz-unfähig. Und zweitens habe ich zu grossen Respekt vor dem, was ein Politiker leistet. Sitzungen wälzen, das wäre nichts für mich. Der Beruf des Satirikers ist es, zuzuspitzen, zu übertreiben und zu unterhalten. Aber zur Lösung von Problemen tragen Satiriker nichts bei. Als Bundesrat würde ich mich für eine Fehlbesetzung halten.

Mit Beppe Grillo erhält in Italien ein Komiker einen Viertel aller Stimmen. Waren Sie überrascht?

Wer Italien kennt, ist nicht überrascht. Diese Unterstützung hat wenig mit Grillo selbst zu tun, sondern mit Italien. Mit seinem wütenden Populismus ist er Berlusconi gar nicht so unähnlich – einfach ohne eigenen TV-Sender. Er wird gewählt, weil er alles andere scheisse findet – das ist ein bisschen wenig für ein Programm.

Was sagt diese Wahl über das Land Italien aus?

In Italien heisst der Hauptfeind: der Staat. Und darum ist es ein weit verbreitetes Ziel, diesen Staat zu hintergehen. Oder ihn, wie Berlusconi, zu seinem privaten Instrument zu machen. Beim kleinen Bürger kann ich das ja noch verstehen.

Aber?

Wenn auch die mächtigsten Leute den Beschiss nötig haben, wenn am Ende jene, die den Staat am besten hintergehen, immer noch am mächtigsten sind, ist das erschreckend. Allerdings ist der italienische Staat ein bürokratisches Monstrum, bei dem die Grenze zwischen Staatsmacht und Kriminalität nicht immer genau auszumachen ist.

Wäre so eine Wahl auch in der Schweiz möglich?

Das ist undenkbar. Das Parteiengefüge ist viel zu gefestigt. Natürlich könnte auch bei uns ein Komiker auf einer Liste kandidieren und in einem Parlament mitarbeiten. Aber ein Erdrutschsieg? Alleine? Nein, das geht nicht.

Wie würde sich Grillo als Minister schlagen?

Er hätte bald Probleme. Weil er sich nicht gewohnt ist, in einem Parlamentsbetrieb zu arbeiten. In seiner Bewegung fehlt es vermutlich an innerem Zusammenhalt. Jetzt denkt das Fünf-Sterne-Bündnis: «Alle anderen sind blöd!» Da haben sie vielleicht sogar recht. Nur denke ich, dass dies zum Regieren nicht reicht.

Wie wird sich die Bewegung des Grillo-Bündnisses entwickeln?

Ich gehe davon aus, dass die Bewegung innert weniger Jahre Probleme bekommen wird. Sie wird an den Ansprüchen der eigenen heterogenen Wählerschicht scheitern. So wie das häufig mit Protestwählern endet. Das jüngste Beispiel sehen wir bei den deutschen Piraten.

Haben Sie Grillo als Komiker einmal kennen gelernt?

Nicht wirklich. Ich kenne ihn nur aus den Medien. Da habe ich auch schon ein Programm von ihm gesehen. Aber zu wenig, als dass ich ihn beurteilen könnte.

Grillo und Silvio Berlusconi haben zusammen die Hälfte aller Stimmen erhalten. Wie denken Sie darüber?

Das macht mich ratlos. Italien war bis vor wenigen Jahren ein Land mit einer spannenden politischen Streitkultur. Und jetzt ist das Niveau derart tief gesunken. Berlusconi, die Karikatur eines Staubsaugerverkäufers, scheint vielen Italienern mit seinem ordinären Prunk zu imponieren. Und der Rest des Landes wird sich weiterhin fremdschämen.

Studien zeigen: Junge Leute informieren sich mit Satire-Sendungen über Politik. Ihre Ausgangslage, gewählt zu werden, wäre eben doch ausgezeichnet.

Ich denke, die Jungen informieren sich gerne bei Satirikern, weil sie wissen: Die sind unabhängig. Es wäre aber ein Irrtum, zu glauben, unsere «Fans» würden uns dann auch wirklich wählen. Viel lieber habe ich das Kompliment, das uns mal ein junger Zuschauer machte: Er hätte gerade gemerkt, dass die Politiker, die bei «Giacobbo/Müller» vorkommen, auch wirklich existieren.

«Ich im Bundesrat? Nie!»

27. Februar 2013, Aargauer Zeitung / MLZ, von Etienne Wuillemin

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2017