Viktor Giacobbo

Schweizer Heimatschutz, 5. August 2003

Heimatschutzpreis 2003 für das Casinotheater Winterthur

Innovative Lösung für ein vernachlässigtes Gebäude

 

Der Schweizer Heimatschutz zeichnet mit dem Heimatschutzpreis 2003 das Casinotheater Winterthur aus. Dank dem unkonventionellen Engagement einer Gruppe von Schweizer Künstlern aus dem Comedy-Bereich konnte nicht nur ein wertvolles Gebäude erhalten bleiben, sondern auch eine in der Schweiz einmalige Plattform für Kleinkunst und Kabarett geschaffen werden. Die Preisverleihung wird Ende Oktober im Casinotheater Winterthur stattfinden.

Unkonventionelle Rettung für ein wertvolles Gebäude
Rund zwanzig Jahre lang hatte die Stadt Winterthur über die Zukunft des ehemaligen Stadttheaters an zentraler Lage diskutiert. In dieser Zeit verlotterte das leerstehende Gebäude zusehends, gleichzeitig stiegen die Kosten für dessen Sanierung. Schliesslich entschied sich die Stadt Ende der 90er Jahre für den Verkauf. Rund um Viktor Giacobbo und Patrick Frey formierte sich eine Gruppe von Schweizer Künstlern, die das Casinotheater übernahmen. Damit gelang es den Initianten, das für die Stadt Winterthur wertvolle Gebäude zu retten und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Gleichzeitig entstand in dem sorgfältig und geschmackvoll restaurierten Casino ein für die Schweiz einmaliges Zentrum für Kleinkunst, Kabarett und Comedy.

Sorgfältige Renovation macht Geschichte ablesbar
1862 als Gesellschaftshaus für Theater, Konzerte und Lesungen gegründet, ging das Casino schon zehn Jahre später nach dem Konkurs der Betreibergesellschaft an die Stadt Winterthur. 1934 brannte der Dachstock aus, worauf die Stadt das Theater umbauen liess und es bis 1979 als Stadttheater nutzte. Diese wechselvolle Geschichte ist im frisch renovierten und umgebauten Casinotheater noch immer ablesbar (Architekten: Ernst Zollinger, Winterthur; Grego & Smolenicky, Zürich). An der Fassade lässt sich deutlich der Unterschied zwischen dem ursprünglichen Neu-Renaissance Teil und dem in den 30er Jahren aufgesetzten Dachstock unterscheiden. Im Inneren wurde mit wenigen Eingriffen die vorhandene Bausubstanz aufgewertet und für den modernen Theater- und Restaurationsbetrieb angepasst. Die klassizistische Ausstattung im denkmalgeschützten Theatersaal wurde sorgfältig renoviert. Im Foyer und im Restaurant blieben die Elemente aus den 30er Jahren erhalten, ergänzt mit modernen Einrichtungen. Die verschiedenen Räume und neuen Elemente werden mit einem Farbkonzept verbunden, das sich auch im Treppenhaus und in den oberen Sälen fortsetzt.

Unkonventionelle Nutzung
Der Betrieb des Casinotheater ist aufgeteilt in die Casino Immobilien AG unter Patrick Frey, die für das Gebäude verantwortlich ist und in die Casino Theater AG unter Viktor Giacobbo, die den Betrieb des Theaters organisiert. Diese unkonventionelle Form mit den Künstlern selbst als Besitzer des Theaters birgt ein grosses Potential an Kreativität und innovativem Schub. Die unterschiedlichen Räume im Casino bieten grosse Flexibilität und erlauben eine hohe Programmvielfalt von bekannten bis unbekannten Künstlerinnen mit bodenständigen bis literarischen Programmen. Ergänzt wird er Theaterbetrieb durch das Restaurant und die Vermietung von verschiedenen Seminarräumen und Ballsälen.

Der Heimatschutzpreis
Der Heimatschutzpreis wird Körperschaften wie Vereinen, Genossenschaften oder Arbeitsgruppen zuerkannt, die sich für die Anliegen des Heimatschutzes einsetzen. Er wurde 1984 zum ersten Mal vergeben und ist mit Fr. 10’000.- dotiert. Der letztjährige Preis ging an die Association pour la Sauvegarde des Murs de Pierres Sèches (ASMPS) im Jura als Anerkennung für ihren Einsatz für den Wiederaufbau von Trockenmauern.

2017