Viktor Giacobbo

28. März 2010, von Claudia Marinka

«Giacobbo/Müller»: Zehn Prozent der Wunschgäste sagen ab – weil sie Angst haben

Die anderen sind nervös: Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät hatte schlaflose Nächte

Vor einer Woche punktete SP-Nationalrätin Evi Allemann mit Witz in der Sendung «Giacobbo & Müller». Gleich zuBeginn landete sie einen Lacher: Auf die Bemerkung von Moderator Viktor Giacobbo, dass Armeechef André Blattmann ja im Moment das grosse Problem der Sicherheitskommission sei, antwortete sie: «Es gib leider in der Armee ganz viele Blattmanns und in der Summe ist es ein wenig ein Problem.»

«Frau Allemann hat das gut gemacht», lobt FDP-Nationalrat Philipp Müller seine Ratskollegin. Er war schon zwei Mal in der Sendung. «Offenbar bin ich kein Langweiler und das kommt an.»

Tatsächlich punkten diejenigen Gäste, die mit lockeren Sprüchen und schneller Denke auftrumpfen können. Denn: Den Gästeplatz in der Late-Night-Show bezeichnen Politiker schon als «heissen Stuhl». «Rund zehn Prozent der angefragten Gäste sagen ab, weil sie sich einen Auftritt nicht zutrauen, obwohl ihnen die Sendung grundsätzlich sehr gut gefällt», sagt Rolf Tschäppät, Redaktionsleiter von «Giacobbo & Müller».

Dafür hat der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät vollstes Verständnis. «Ich hatte schlaflose Nächte und hatte natürlich ausgiebig Zeit, mir Horrorszenarien für meinen Auftritt zu überlegen», sagt er. Man setze sich selber unter einen grossen Erwartungsdruck. Tschäppät: «Ich war sogar so nervös, dass ich mich auf dem Weg vom Zürcher Hauptbahnhof ins Kaufleuten verlaufen habe.»

Sein Tipp für andere: «Man sollte nie probieren, lustiger zu sein als die beiden Moderatoren. Zu meinen, mit vorbereiteten Gags gehe alles besser, ist ein Irrtum.»

«Sonntag» weiss, dass beispielsweise Chantal Galladé eine Einladung wohl aus terminlichen Gründen abgesagt hat und darüber gar nicht so unglücklich gewesen sei. Man könnte sein Image verlieren, argumentieren viele in Bundesbern.

Doch jemanden blossstellen will keiner. Es sei zwar eine satirische Late-Night-Show, sie hätten allerdings den Anspruch, dass die Moderatoren und Gäste «zwischendurch auch sachlich und ernst» über ein Thema sprechen können. «Die Aufgabe der Gäste ist nicht, möglichst lustig zu sein, sondern möglichst echt», sagt Redaktionsleiter Tschäppät. Eine Portion Selbstironie kommt beim Publikum aber immer gut an: «Wir raten allen Gästen, dass sie authentisch bleiben und nicht krampfhaft versuchen, mit Pointen zu punkten. Aber klar, wenn das jemandem spontan gelingt, kann das sehr unterhaltend sein.»

2017