Viktor Giacobbo

Zentralschweiz am Sonntag, 25. April 2010, von André Häfliger

Frölein bringt Kafi Träsch

Ihr Multitalent beweist Frölein Da Capo aus Willisau jeden Sonntag bei «Giacobbo/Müller». Nun hat das Frölein seine eigene CD. Und es wird zum zweiten Mal Mutter.

Frölein Da Capo, würden Sie sich bitte ganz kurz vorstellen?

Irene Brügger-Hodel: Ich bin … räusper … 30 Jahre alt, komme aus Willisau und stehe seit drei Jahren als Einfrauorchester auf der Bühne.

Sie leben hier hoch über Willisau auf einem sehr gepflegten Bauernhof mit herrlicher Panoramasicht vom Napf bis in die Berner Alpen und in den Jura. Wie wird der Hof bewirtschaftet?

Brügger: Der Hof gehört in siebter Generation «meiner» Familie Hodel und geht jetzt sozusagen in die erste Generation Brügger über. Wir haben 270 Säuli und 8 Mutterkühe, dazu kommt noch Ackerbau. Ich selbst bin administrativ im Betrieb tätig und helfe da und dort auch mit, soweit es einem Frölein angemessen ist.

Daneben sind Sie Mutter, Sie spielen und singen jeden Sonntag bei «Giacobbo/Müller» im Schweizer Fernsehen, treten sonst noch auf und haben eben Ihr erstes Album mit sechsköpfiger Band veröffentlicht – wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Brügger: Ich habe das Glück, dass meine familiäre Situation mir das ermöglicht. Mein Mann hat ein 60-Prozent-Arbeitspensum als Sozialpädagoge, meine Eltern wohnen nebenan und meine Grossmutter gleich über uns. Das erleichtert vieles.

Wie sind Sie auf den Namen Frölein Da Capo gekommen?

Brügger: Das ergab sich aus meinem Arbeitsgerät, das ich auf der Bühne habe und mit verschiedenen Pedalen steuern kann. Diese Loop-Station nimmt Einspielungen wie Gesang und auch Instrumente auf und wiederholt diese dann permanent. Durch dieses «Wiederholen» bin ich auch auf den Namen «Da Capo» gekommen. «Loop» heisst ja «wieder von Anfang» – wie auch «da capo».

Welcher Weg hat Sie als Musikerin zu «Giacobbo/Müller» geführt?

Brügger: Viktor Giacobbo hat mich letzten November bei einem Auftritt im Casino-Theater in Winterthur gesehen und mich dann spontan angefragt.

Nach gut drei Monaten: Entspricht das Engagement Ihren Erwartungen?

Brügger: Ja, im Grossen und Ganzen schon. Ich bin beeindruckt vom Aufwand, der da betrieben wird. Und von der Professionalität und Kollegialität des Teams auch. Und natürlich profitiere ich vom höheren Bekanntheitsgrad, der auch die eine oder andere Anfrage mehr bringt als früher.

Kommen Sie in den kurzen Sequenzen als Künstlerin überhaupt zum Tragen?

Brügger: Voll und ganz natürlich nicht, aber zumindest häppchenweise. Und das ist ganz gut so. Ich hätte gar nicht das Repertoire dazu, jedes Mal eine ganze Show zu präsentieren (lacht).

Woher kommen all Ihre schönen Kleider, die Sie auf der Bühne tragen?

Brügger: Da ich nebst Malen und Basteln auch leidenschaftlich gern nähe, habe ich viele selbst entworfen und genäht. Oder dann gekauft und noch nach meinen Vorstellungen abgeändert. Und zwei junge Schneiderinnen aus Dagmersellen haben angeboten, mir ein Frölein-Kleid zu nähen – das ist natürlich grossartig!

Erkennt man Sie seit «Giacobbo/Müller» auf der Strasse, bekommen Sie mehr Fanpost oder gar Liebesbriefe?

Brügger: Da ich auf der Strasse nicht aufgebrezelt bin wie in der Sendung, werde ich auf der Strasse von Fremden kaum erkannt. Aber die Fanpost hat markant zugenommen. Es sind vor allem anerkennende Mails und Autogrammanfragen. Ich schätze das sehr und beantworte meine Post auch gerne. Liebesbriefe sind bisher ausgeblieben …

Das wollen wir hoffen, schliesslich sind Sie ja verheiratet und haben ein Kind, eine glückliche Familie also …

Brügger: Ja, sehr glücklich sogar. Und im Herbst wird unsere Tochter ein Geschwisterchen erhalten. Wir lassen uns mal überraschen, ob es ein Bub oder ein Mädchen gibt. So oder so, wir freuen uns riesig.

Also geht Ihr TV-Engagement wegen Mutterschaftsurlaub frühzeitig zu Ende?

Brügger: Nein, nichts Urlaub. Ich werde nach der Sommerpause hoffentlich wieder pünktlich da sein können. Vermutlich einfach mit der einen oder anderen Speckrolle mehr halt …

Ihr Multitalent deutet darauf hin, dass Sie aus einer musikalischen Familie stammen.

Brügger: Ja, unsere Mutter hat oft mit uns Kindern gesungen, wie schon unsere Grossmutter. Meine Schwester, die im Kanton Zürich noch aktiv in einer Musik mitmacht, spielt Querflöte und Kontrabass. Mein Bruder hatte mal Keyboard-Unterricht – doch ausser den obligaten Ständchen an Weihnachten bekamen wir da nicht allzu viel zu hören (lacht).

Blockflöte, Gitarre, Trompete, Eufonium – welches dieser drei Instrumente, die Sie spielen, ist Ihnen am liebsten?

Brügger: Ursprünglich habe ich neben der Blockflöte einmal klassische Gitarre spielen gelernt, das war mir aber zu langweilig. Dann kam die Trompete hinzu, aber nur, damit ich in die Junge Feldmusik eintreten konnte und so auch in ihre Ferienlager durfte. Für die Guuggenmusig Napfrugger kam schliesslich das Eufonium hinzu. Ich habe keinen eigentlichen Favoriten. Ich beherrsche die Instrumente auch nicht hundertprozentig, schliesslich ist Singen das, was ich am besten kann.

Was reizt Sie an Guuggenmusig?

Brügger: Da ich an einem 11. 11. geboren bin, habe ich die Fasnacht wohl etwas im Blut. Das Fasnachtsfieber packt mich einfach immer wieder.

Sind Sie aufgrund Ihrer musikalischen Vielseitigkeit ausser in der Guuggenmusig am liebsten «Einzelkämpferin»?

Brügger: Ich habe lange in Bands mitgespielt und war auch in einem A-cappella-Chor. Vor drei Jahren habe ich dann beschlossen, einmal etwas allein zu machen. Ich wollte komplett unabhängig das machen, was mir gefällt. Wenn man allein unterwegs ist, hat man den Vorteil, dass es einfacher ist, Probetermine mit sich selbst auszumachen oder Auftrittsorte zu finden.

Können Sie von der Musik leben?

Brügger: Ja, so mehr oder weniger. Das TV-Engagement mit dem damit verbundenen fixen Einkommen gibt eine zusätzliche Sicherheit.

Ihre erste CD haben Sie nun aber nicht allein realisiert …

Brügger: Nein, aber das Projekt mit der sechsköpfigen Band hat mir sehr viel Spass gemacht. Es ist schön, auch mal wieder etwas fettere und lautere Arrangements zu präsentieren.

Wie viel Autobiografisches ist drin in Ihren Liedern auf der CD?

Brügger: So einiges. Der eine oder andere Schulschatz wird sich vermutlich wiedererkennen (lacht). Einen Chippendale-Tänzer, wie ich ihn besinge, hatte ich allerdings nie, ein «Pony Sachs»- Töffli hingegen schon – und übrigens auch heute wieder.

Auf der CD hats Lieder in Mundart und in englischer Sprache, Witziges und Forsches, aber auch Trauriges und Melancholisches: Sind Sie so vielfältig oder einfach nur unentschlossen?

Brügger : (lacht) Sicher beides ein wenig. Mein eigener Musikgeschmack ist querbeet, in der CD-Sammlung hats wirklich von fast jedem Genre etwas. Gleichzeitig bin ich auch etwas chaotisch veranlagt. Meine eigene CD ist nun also eine Art Spiegelbild von mir.

Wo steht der Kleine Prix Walo, den Sie im November 2007 gewonnen haben?

Brügger: Der Prix Walo hat im Schnapsschrank einen Ehrenplatz gefunden. Aber ich bin grundsätzlich nicht so scharf auf Auszeichnungen. Der Applaus genügt mir vollauf. Ausser vielleicht den Oscar, den Nobelpreis und das Seepferdchen-Abzeichen. Und natürlich möchte ich einmal die Weltherrschaft an mich reissen …

Oder vielleicht schaffen Sie es auch nach Hollywood. Immerhin spielten Sie mal im Jugendtheater Willisau.

Brügger: Vom Jugendtheater nach Hollywood – ja das ist so ungefähr der gängige Weg (lacht)! Nein, aber ich blieb dem Jugendtheater treu und spiele als Frölein Da Capo in der Theaterbar, wenn Aufführungen stattfinden, nächstes Mal Ende Mai. Ausserdem bin ich im Herbst im Kinofilm «Beno im Sand» in einer Hauptrolle als Serviertochter zu sehen – aber das wars dann schon mit meinen Hollywood-Ambitionen.

Welchen Streich würden Sie Mike Müller und Viktor Giacobbo gerne mal während der Sendung spielen?

Brügger: Wenn ich das verrate, klappts ja dann nicht mehr … Nein, ich möchte Ihnen lieber etwas Gutes tun: Ich könnte den beiden ja mal einen etwas «strengen» Kaffee servieren, so ein echtes Willisauer Kafi Träsch …

Apropos: «Kafi Träsch» heisst auch das letzte Lied Ihrer CD, eine Adaption des legendären Hits «Campari Soda» …

Brügger: … Ja, bei Radio 3fach wurde ich gefragt, wie ich bloss darauf käme, ein derartiges Stück so zu verhunzen (lacht). Aber ich finde, dass man das schon darf, aus dem Campari ein Träsch zu machen. Das passt viel besser zum Hinterland.

2017