Viktor Giacobbo

, 20. März 2005, von Roger Anderegg

Perpetuum mobile des Humors

Das Casinotheater Winterthur feiert und finanziert sich selberWinterthur · Die Idee hatte der neue künstlerische Leiter des Hauses, Direktor Paul Burkhalter, und die beiden Verwaltungsratspräsidenten, Viktor Giacobbo für die Casino Theater AG Winterthur und Patrick Frey für die Casino Immobilien AG Winterthur, stimmten sofort zu: Mit einer festlichen Benefizveranstaltung sollte das Haus für Kleinkunst, Kabarett und Comedy neue Mittel äufnen, um künftige mögliche Defizite schon mal weitsichtig abzufangen. Das Gerücht, das Theater, in dem auch schon die renommierte Branchentrophäe Salzburger Stier verliehen wurde, sei inzwischen selber stier, wurde in aller Form dementiert.

Also feierten gestern Nacht 350 Gäste die Gala 05, samt Kleinkunst, grossem Buffet, Tanz und Tombola, und das zum stolzen Platzpreis von 450 Franken. Das Casinotheater finanziert sich weitgehend selber: Die Aktionäre legen Geld ein, bezahlen trotzdem stattliche Eintrittspreise und treten möglicherweise gar noch selber auf – oder doch mindestens, wie an diesem Samstagabend, in Erscheinung. «Wir folgen eben einem eigenen Wirtschaftsprinzip», sagt Giacobbo, «und das ist die verdeckte Selbstausbeutung.» Und Frey ergänzt: «Und alle geniessen es und profitieren davon.»

Tatsächlich: Diesem Perpetuum mobile der Kleinkunst, das in Winterthur erfunden worden ist, strömen die hochkarätigen Gäste nur so zu. Schauspieler Mathias Gnädinger ist mit Ehefrau Ursula da. Kabarettist Franz Hohler, der Doyen der Branche, kommt von Oerlikon her gewandert oder mindestens vom Hauptbahnhof Winterthur. Ständerat Ernst «Aschi» Leuenberger ist gar von Solothurn hergefahren – «aus Bewunderung für Giacobbo». Später gibt der Eisenbahngewerkschafter dem zweiten Winterthurer Lokalstar Beni Thurnheer ein paar Tipps, die sich Beni erbittet, weil sein Sohn Lokführer werden möchte.

Möglicherweise würde sich auch SBB-VR-Präsident Thierry Lalive d’Epinay gerne an dieser Diskussion beteiligen, der, mit seiner schönen Frau Maya, wenig später über den roten Teppich schreitet – so verbindet der Humor so gar Klassen. «Ein genialer Profi» sei Giacobbo für ihn, sagt er, und auch Beni schwärmt vom ungewöhnlichen Businessmodell des Casinotheaters: «Es ist aus einer Initiative von Künstlern entstanden, die zusammenstehen und das aus eigener Kraft betreiben, ohne Subventionen. Es macht Spass, dabeizusein, es ist eine Art kultureller Schmelztiegel.» Und wie immer, wenn die Initiative der Kleinen gewürdigt wird, ist Kurt Felix nicht weit: «Das Casinotheater ist ein Gegenmodell zur subventionierten Hochkultur – und mir deshalb eine ganz besondere Freude.»

Nationalrätin Christine Egerszegi hat es als Mitglied des berühmten Lehrer-Cabarets Mellingen hergezogen. Sie schreibt selber Texte; «im Rat in Bern gibt es dafür Stoff genug», sagt sie, woran niemand in der Runde zweifelt. Sängerin Vera Kaa und Schauspielerin Bettina Dieterle albern herum. Regisseurin Katja Früh ist mit Schauspieler Ludwig Boettger gekommen, den wir aus «Lüthi und Blanc» kennen.

Überraschungsgast Piet Klocke trifft ein, Regierungsrat Markus Notter ist da und Ex-Fernsehmann Peter Wettler. Filmproduzentin Ruth Waldburger ist in Begleitung von Regisseurin Sabine Boss, die demnächst mit den Dreharbeiten beginnen wird für «Under Cover», eine Agentenkomödie mit einem gewissen Viktor Giacobbo in der Hauptrolle. Gross- aktionär – «ja, ja, eine sechsstellige Summe» – Roger Schawinski ist aus Berlin angereist, und Nationalrat und Jean-Frey-CEO Filippo Leutenegger immerhin aus der rechten Ecke der FDP.

Die ganze Welt ist sozusagen nach Winterthur gekommen. Nur einen wundert das nicht. Der Winterthurer Stadtpräsident Ernst Wohlwend weiss: «Winterthur ist eine trendige Stadt geworden, und unser populärstes Kulturgut ist das Casinotheater.»

So wars:
Stimmung: Ausgelassen
Highlight: All die alten Bekannten
Gesprächsthema: Wer ist denn bloss dieser Überraschungsgast?
Fazit: Volle Kasse

2017