Viktor Giacobbo

Der Schweizer Komiker Viktor Giacobbo spricht über die absurde WC-Papier-Hamsterei, seinen Umgang mit der Abschottung und weshalb jetzt zu viel gepredigt wird.

Er wirkt gut gelaunt, Komiker Viktor Giacobbo, der das Interview wegen der Corona-Krise von zu Hause aus per Skype führen möchte. «Ich habe wenig Mühe damit, abgeschottet zu sein», sagt er, dem neuerdings um den Mund ein wohlgetrimmter Bart wächst. Wenn er mitbekomme, was Eltern mit schulpflichtigen Kindern zurzeit durchmachten, so müsse er sagen: «Ich war noch nie so froh, keine Kinder zu haben.»

Sie gehören mit 68 Jahren zur Risikogruppe. Haben Sie genug WC-Papier auf Lager?

Der WC-Papier-Rush ist der absurdeste Teil dieser Krise, man mag ja gar keine Witze mehr darüber machen. Vor zwei Tagen waren die WC-Papier-Gestelle in der Migros noch immer leer. Es wird schneller weggekauft als produziert.

Haben Sie eine Erklärung dafür?

Es ist mir zu blöd, mich damit zu beschäftigen.

Zu beobachten, wie die Leute in der Krise reagieren, ist aber doch interessant?

Auf jeden Fall. In vielen Kulturen wird der Hintern ja seit jeher mit Wasser gewaschen. Was auch sinnvoll und hygienisch ist. Wir, die Speerspitze der westlichen Zivilisation, verstreichen lieber die Scheisse mit trockenem Papier. Ich frage mich: Was denken die Leute im asiatisch-arabischen Raum über die WC-Papier-Hamsterei bei uns? Das muss doch für die wahnsinnig lustig sein! Das Kreuz als wichtigstes Symbol des christlichen Abendlands wird in einer Krise offenbar durch die WC-Rolle ersetzt.

Verlassen Sie Ihre vier Wände noch?

Ja. Ich gehe einkaufen, biken, und ich kenne drei Leute, die das Virus schon hatten und jetzt immun sind.

Diese Leute laden Sie nun ständig ein?

Nein, sie haben mich eingeladen. Obschon eigentlich keine Gefahr auf Ansteckung besteht, halten wir Distanz. Man muss gewisse Regeln nun einfach respektieren, fertig. Auch so banale Verrichtungen wie die Hände zu waschen, wenn man nach Hause kommt. Das habe ich zwar schon vorher gemacht, nun aber mache ich es als korrekter Staatsbürger. Allerdings gebe ich mir Mühe, nicht den ganzen Tag über diese Regeln nachzudenken und auch nicht ständig Corona-News zu lesen.

Es gibt gar keine anderen News mehr.

Aber es gibt Netflix. Und Bücher. Eben ist der dritte Band von Hilary Mantels Trilogie über Thomas Cromwell herausgekommen: «The Mirror & the Light», ein tausendseitiger spannender historischer Roman über die Tudor-Zeit.

Weil beim Coronavirus vor allem ältere Leute betroffen sind, redet man nun von «Altersdiskriminierung».

Und was ist die Frage?

Fühlen Sie sich diskriminiert?

Nein. Ich gehöre auch nicht zu den besonders Gefährdeten. Ich bin zwar alt, aber gesund, fühle mich fit. Wenn man aber so will, sind die vielgescholtenen weissen alten Männer durch Corona multidiskriminiert. Vielleicht sorgt da Corona für eine gewisse Gerechtigkeit und ruft uns zu: «Okay, Boomer.»

Sollten wir vielleicht sogar froh darüber sein, dass die Männer durch Corona stärker betroffen sind? Man stelle sich den Aufruhr vor, wenn es umgekehrt wäre.

Vielleicht ist Corona eine Verschwörung von jungen Frauen? Wir leben ja in einer Zeit von dubiosen Gerüchten und Verschwörungstheorien, was unterhaltsam ist, aber auch gefährlich. In Sachen Corona-Krise am gefährlichsten sind allerdings einige Staatschefs, zum Beispiel der Pausenclown von Weissrussland, Alexander Lukaschenko, Bolsonaro in Brasilien und Donald Trump in den USA.

Machen Sie sich Gedanken darüber, was Sie in der Sendung bringen würden, wenn Sie sie noch hätten?

Nein. Aber ich schaue andere Sendungen, die das sehr gut machen. Allen voran Trevor Noah, den ich grandios finde. Jetzt produziert er seine «Daily Show» von zu Hause aus. Er kommentiert das Geschehen, ist sehr Trump-kritisch, aber auf eine selbstironische Art. Noah ist noch immer ein Entertainer und nicht ein Prediger, so wie viele andere Satiriker in diesen Tagen.

Auch Trevor Noah ist sehr moralisch, weiss stets ganz genau, was richtig und was falsch ist.

Natürlich. Jeder, der Satire macht, hat einen moralischen beziehungsweise einen politischen Standpunkt. Die Frage ist, wie man diesen Standpunkt rüberbringt: ob auf eine unterhaltende oder eine belehrende Art. Leider tendiert meine Branche zurzeit stark zum Belehrenden.

Viele Komiker tun zurzeit tatsächlich so, als seien sie vom Bundesamt für Gesundheit angestellt. Sie fordern die Leute dazu auf, sich richtig zu verhalten. Ist das noch lustig?

Wenn ich jetzt noch einen Promi sehe, der mir per Instagram erklärt, wie ich die Hände waschen soll, frage ich mich, ob mein Publikum auch so dumm ist, dass es das immer noch nicht weiss. Am Anfang war das toll, dass auf allen Kanälen auf die Regeln hingewiesen wurde. Wir Satiriker waren noch nie so regierungstreu wie heute, ich eingeschlossen. Wir haben ja jetzt nicht gerade die übelste Regierung – und vor allem haben wir die coole Epidemie-Ikone, Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit. Wegen seiner trockenen Überzeugungskraft kann man ihn gleich zum Bundesrat machen. Der könnte sagen: «Nehmt jetzt zur Kenntnis, die Erde ist eine Scheibe», und alle würden es ihm glauben. Nur Roger Köppel würde behaupten, er hätte das schon immer gewusst.

Wo liegt das Komik-Potenzial, wenn man so regierungstreu ist? Jene ins Lächerliche ziehen, die nicht zu hundert Prozent auf Linie sind?

Einige kann man nicht ins Lächerliche ziehen, weil sie dort schon sind. Man kann sich allerdings über die eigene Staatstreue lustig machen. Selbstironie gefällt mir besser, als wenn man einfach die Botschaft von Alain Berset wiederholt, auch wenn man mit dieser einverstanden ist.

Könnte man Daniel Koch auf lustige Art imitieren?

Klar. Kürzlich hat mir jemand geschrieben, vom Äusseren her sei ich geeignet dafür – wenn ich noch ein bisschen kahler und dünner werde. Ich bin sicher, die Koch-Imitationen werden bald kommen. Das ist auch gut so: Imitiert zu werden, ist ein Kompliment.

Die Komiksendungen im Fernsehen finden nun ohne Livepublikum statt, also auch ohne Lacher. Es fehlt etwas.

Das ist nur darum ein Problem, weil sich das Fernsehpublikum an die Lacher gewöhnt hat. Und zwar nicht an die normalen Lacher wie im Theater, sondern an die Fernsehlacher, die fast immer verstärkt sind. Bei «Giacobbo/Müller» haben wir uns bis am Schluss dagegen gewehrt, die Lacher künstlich einzuspielen. Damit waren wir unter den Late Night Shows aber die einzigen weit und breit.

Das rächt sich jetzt?

Ja, man vermisst die Lacher umso mehr. Auch bei Trevor Noah denke ich manchmal, wieso lacht jetzt keiner. Bis mir bewusst wird, er sitzt ja alleine in seiner Wohnung.

«Ich sehe keinen Anlass, weshalb wir uns an den jetzigen Zustand gewöhnen sollten.»

Könnten sich die Leute nun daran gewöhnen, dass es keine Lacher gibt und sie wieder selber merken müssen, wann etwas lustig ist?

Weshalb sollten sie? Wir freuen uns alle darauf, dass die Theater, Kinos und Fernsehstudios bald wieder mit Publikum gefüllt sind und wir gemeinsam lachen können. Miteinander zu lachen ist schöner als alleine, das gilt im Fernsehen wie im Theater oder auch privat. Ich sehe keinen Anlass, weshalb wir uns an den jetzigen Zustand gewöhnen sollten.

Leer ist zurzeit auch das Casinotheater Winterthur. Was haben Sie gedacht, als am 13. März der Bundesrat die Schliessung verordnete?

Wir hatten diesen Entscheid erwartet, deshalb waren wir vorbereitet. Damals wurden ja Veranstaltungen ab fünfzig Leuten verboten. Wir diskutierten kurz darüber, ob wir Vorstellungen für 50 Zuschauer durchführen und das Restaurant mit reduziertem Betrieb offen halten sollten. Diese Idee haben wir aber ziemlich schnell verworfen und das Haus ganz geschlossen – noch vor dem entsprechenden Bundesratsentscheid.

Man hört, das Casinotheater habe eine Pandemieversicherung – wohl als eine der ganz wenigen Firmen der Schweiz. Wie kommt das?

Wir waren selber überrascht. Wahrscheinlich war dies von Anfang an in unserer Versicherungsdeckung drin, also seit 20 Jahren. Als wir letztes Jahr von der Axa zur Mobiliar gewechselt haben, wurde dieser Passus übernommen. Dank der Versicherung, der Kurzarbeit und unseren engagierten Aktionären und Freunden wird die Krise etwas abgefedert.

Sie könnten also noch lange durchhalten?

Was heisst durchhalten? Bis wir noch mehr Kredite aufnehmen müssen? Bis der Konkurs droht? Wir rechnen nun damit, dass wir möglichst bald den Betrieb langsam wieder hochfahren können. Anfangs vielleicht nur das Restaurant, später dann das Theater. Für unser unsubventioniertes Theater-Gastronomie-KMU ist es eine Katastrophe, auch wenn andere viel stärker betroffen sind, vor allem die selbstständigen Künstler, aber auch der Circus Knie.

Sie sind mit der Familie Knie befreundet, hatten Sie in den letzten Wochen Kontakt zu ihr?

Ja, ich war an einer Probe zum neuen, wieder grossartigen Programm – unter andern mit Ursus & Nadeschkin. Nun gerät die ganze Tourneereihenfolge durcheinander. Die Knies wissen nicht, wann und wo sie beginnen können und ob der wichtige Sechseläutenplatz – wo der Circus sonst den ganzen Mai steht – zu einem späteren Zeitpunkt noch so verfügbar sein wird.

Könnte der Circus Knie den Ausfall einer ganzen Saison verkraften?

Das weiss ich nicht, das müssen Sie die Familie Knie fragen. Sicher wäre das sehr einschneidend.

Wenn man sieht, was der Lockdown für Ihre Branche auslöst – die Einnahmen fallen vielerorts auf null –, hadert man da umso mehr mit den Entscheidungen des Bundesrats?

Nein, der Bundesrat ist ja nicht schuld – auch nicht die EU oder die Ausländer. Das verdammte Virus ist schuld. Natürlich kann ich es kaum erwarten, dass das alles endlich wieder hochgefahren wird. Aber nicht, weil die Politik dies so entscheidet, sondern weil der Verlauf der Epidemie es ermöglicht. Hierfür müssen wir uns auf die Wissenschaft verlassen.

Sie sind auch Aktionär und im Verwaltungsrat des Buchverlags Kein & Aber. Profitiert der in der Krise, weil die Leute mehr lesen und Bücher online bestellen?

Das haben wir am Anfang gehofft. Aber leider ist dies bisher nicht der Fall, wir sind nicht Kriegsgewinnler. Auch wenn der Verlag in guter Verfassung ist, leiden wir wie alle andern auch.

Durch Homeoffice, Kinderbetreuung, et cetera kommen die Leute noch weniger zum Lesen als sonst?

Für mich gilt das nicht. Ich lese viel, schreibe, kommuniziere digital und schaue Netflix. Man findet dort herausragende Serien wie «Better Call Saul» oder «Ozark». Hauptsache, man befreit sich zwischendurch vom pausenlosen Corona-News-Feed!

«Wir Satiriker waren noch nie so regierungstreu wie jetzt»

5. April 2020, SonntagsZeitung, von Rico Bandle

Der Schweizer Komiker Viktor Giacobbo spricht über die absurde WC-Papier-Hamsterei, seinen Umgang mit der Abschottung und weshalb jetzt zu viel […]

Viktor Giacobbo und Mike Müller über die schwierige Suche nach ihren Nachfolgern, die Auferstehung von «Giacobbo/Müller» auf der Bühne und das Engagement des «Bestatters» gegen No Billag

 

«Giacobbo/Müller in Therapie» heisst Ihr neues Bühnenstück. Sind Sie therapiebedürftig?
Giacobbo: Unsere Therapeuten ­haben uns empfohlen, nach dem selbst verschuldeten Verlust unserer Sendung auf die Theaterbühne zu gehen.
Müller: Das ist zumindest die Behauptung im Stück.

Wird politische Aktualität darin vorkommen?
Giacobbo: Auch, aber nicht vordergründig. Wir thematisieren das Fernsehen, unsere Rolle als Medienmacher und Medienobjekte. Schon allein das gibt viel Stoff für Komik.

Werden Figuren wie Debbie Mötteli oder Hanspeter Burri ebenfalls auftreten?
Giacobbo: Ja, aber nicht in Vollmontur. Eine wichtige Rolle wird der Schauspieler Dominique Müller übernehmen, der auf der Bühne unseren Therapie-Coach spielen wird. Wie in unserer Fernsehshow wird auch der Musiker Dani Ziegler wieder mit dabei sein.
Müller: Aber wir zeigen keine alten Sketches. Dafür gibt es einen wunderbaren Youtube-Kanal von SRF, wo man die abrufen kann.

Wenn Sie jetzt mit etwas ­Ähnlichem zurückkommen wie dem, was Sie zuvor im Fernsehen gemacht haben, brauchen Sie vielleicht doch eine Therapie.
Giacobbo: Auf der Bühne schon. Privat eigentlich nicht, oder?
Müller: Nun gut, das kann man schwer beurteilen. Die meisten, die einen Hau weghaben, würden sich als gesund bezeichnen. Das ist immer gefährlich.
Giacobbo: Es ist auch gefährlich, jemanden so zu benennen. Nicht alle, die in Therapie sind, haben einen Hau.
Müller: Ich bin froh, dass du heute so auf Korrektheit bedacht bist. Das ist eine neue Seite an dir, die ich noch glatt finde.

Mike Müller, wie gut finden Sie es eigentlich, dass fast jeder Artikel zur No-Billag-Initiative mit einem Foto aus dem ­«Bestatter» illustriert wird.
Giacobbo: Mike ist halt der Billag-Junkie, der Gebührenabzocker, der muss jetzt auch mal dafür hinstehen. Ich gehöre zur Privatwirtschaft, bin unabhängig und unsubventioniert. Wir im freien Markt würden das ja nie machen.
Müller: Genau. Aber im Ernst: Der «Bestatter» muss für diesen Wortwitz, der Bestattung des Senders, herhalten. Es ist halt so, der «Bestatter» ist ein geeignetes Aushängeschild, deshalb engagiere ich mich auch in der Kampagne gegen No Billag. Die Quote der Serie stimmt. Aber sie ist auch sehr teuer. Nur ein subventionierter Sender kann Fiktion und Late Night produzieren. Dabei geht leicht vergessen, was SRF an Sachen Information leistet. Allein die tollen Radiosendungen, die kein Privater je machen würde.

 

In zwei Tagen beginnt die sechste «Bestatter»-Staffel. Ist es die letzte?
Müller: Das wissen wir noch nicht genau.

Eine Frage der Quoten? Oder der Lust von Mike Müller?
Giacobbo: Eine Frage der Gage. Mike treibt sie immer in die Höhe. Das können sie jetzt, vor der No-Billag-Abstimmung, aber nicht kommunizieren.
Müller: Das würde das Resultat beeinflussen . . . Nein, es ist doch so: Ich glaube nicht, dass Serien ewig laufen, auch die allerbesten aus Amerika oder Dänemark werden nicht unendlich fortgesetzt. Irgendwann hat man sie einfach gesehen. Die Programmierung von «Wilder» und «Bestatter» hat übrigens nichts mit der Abstimmung zu tun. Aber es kann natürlich helfen, wenn sie gut ankommen.
Giacobbo: Wenn wir schon beim Thema No Billag sind: Ich kann durchaus verstehen, dass jemand nicht zahlen will für etwas, das er nicht braucht. Nur muss er sich dann auch Fragen nach seinem Staatsverständnis gefallen lassen.

Ob die Ablehnung eines Service Public auch für andere Bereiche gelten würde.
Giacobbo: Genau, eine Annahme der No-Billag-Initiative läuft ja letztlich darauf hinaus, dass man für alles, was der Staat liefert, separat bezahlt. Das wird teurer und komplizierter, weil das auch einen riesigen Verwaltungsaufwand erfordert. Wenn jemand sagt, ich schaue das nie, also zahle ich dafür auch nicht, muss er konsequenterweise so weit gehen, dass er auch keine Steuern mehr bezahlen will.
Müller: Wenn man diese Perspektive einnimmt, gerät man schnell in einen libertären Chic, den die neue Rechte als Lifestyle verkauft. Damit kann man kokettieren, aber es zeigt eigentlich bloss Einfalls­losigkeit.

Viktor Giacobbo, Sie haben keine Fernsehprojekte?
Müller: Sie wollen ihn nicht mehr.
Giacobbo: Ich wollte eine Jugendsendung machen.
Müller: Er wollte ein Skateboard-Magazin moderieren. Aber das SRF ruft ihn nicht mehr an.

«Giacobbo/Müller» war ­erfolgreich. Eigentlich ein tolles Format, das ein Privater nach der Annahme der No-Billag-­Initiative selbst produzieren könnte.
Giacobbo: Ach, uns hat auch schon mal ein Privater gesagt, dass er unsere Sendung sofort übernehmen würde. Aber ich bin mir nicht sicher, ob der weiss, was das alles bedeutet. Ein privater Anbieter hätte uns ja auch mit unserer Unabhängigkeit übernehmen müssen. Da würde ich dann gerne einen Pietro Supino, Michael Ringier oder Peter Wanner sehen, wenn wir über sie in ihren eigenen Medien unsere Witze machen, wie wir das bei SRF getan haben.

Unabhängigkeit ist zentral für Satire.
Giacobbo: Das war unser Erfolgsrezept bei «Giacobbo/Müller». Wobei das schon beim «Spätprogramm» eine klare Abmachung mit SRF war: kein Chef, der mir sagt, was ich darf – und was nicht. Ich kenne in der Schweiz keinen anderen Medienbetrieb als die SRG, der dies seinen Satirikern je gewährt hat.

Der Ombudsmann ist bei Ihnen aber auch eingeschritten.
Giacobbo: Dauernd. Ich wurde von der Unabhängigen Beschwerdeinstanz gar wegen zwei Konzessionsverletzungen in «Viktors Spätprogramm» verurteilt. Aber wir konnten trotzdem weitermachen.
Müller: Satire im Oligarchen-TV ist einfach nicht möglich.

Ein Satireformat wie «Giacobbo/Müller» ist aber auch beim SRF nicht mehr gefragt, was gerade für Jüngere wie Dominic Deville hart ist, den man auf den späten Freitagabend verdrängt hat.
Giacobbo: Das SRF hat es verkackt. Schlicht und einfach. Vom Sendeplatz her und auch vom frühzeitigen Aufbau einer Nachfolge.
Müller: Sie hätten genug Zeit gehabt.
Giacobbo: Und wir haben auch früh genug junge Künstler oder Künstlerinnen empfohlen, die sich eignen würden. Das SRF hat jetzt ein Jahr lang gebraucht, bis es doch langsam wieder zu diesen Tipps zurückfindet, die wir ihnen schon vor drei Jahren gegeben hatten.

Welche Funktion hat Satire in unserer Gesellschaft?
Giacobbo: Nur eine: Sie soll unterhalten. Punkt. Mit dem Unterschied, dass man keine Weltflucht betreibt, sondern im Gegenteil das Weltgeschehen als Material benutzt. Ich halte es für Kitsch, wenn Satiriker sagen, sie hielten den anderen den Spiegel vor.
Müller: Es ist auch arrogant. Damit stellt man sich übers Publikum.

«Der Bundesrat, der für die Digitalisierung zuständig wäre, müsste für sich ­selber erst mal die ­Analogisierung begreifen.»
Viktor Giacobbo

Aber es freut Sie ja doch, wenn durch Satire eine gewisse politische Bildung zustande kommt?
Giacobbo: Ja, aber das soll nicht heissen, dass dann alle meiner Meinung sein müssen. Es gab mal drei Gymnasiastinnen aus Wetzikon, alle Fans von uns, die erzählten, die eine habe die Sendung zuerst schlecht gefunden. Bis ihr die anderen sagten: Du musst eben Zeitung lesen, dann verstehst du auch, um was es da geht. Am Ende habe sie begriffen, dass es diesen Ueli Maurer wirklich gibt. Das finde ich toll.

Was sorgt Sie am meisten in unserer Zeit?
Müller: Ich finde es ein Problem, dass mit den sozialen Medien so viele Bubbles entstanden sind und diese von amerikanischen Konzernen wie Facebook und Twitter kontrolliert werden, über die wir am 4. März nicht abstimmen können. Die interessieren sich auch nicht dafür, was wir in der Schweiz politisch gestalten wollen.

Sie selbst sind beide aktiv in den sozialen Medien, haben auf Twitter weit über 100’000 Follower, arbeiten also auch an der Bildung von Bubbles mit.
Müller: Natürlich blase auch ich Luft in meine Bubble. Aber ich lese auch noch Bezahlmedien wie Ihre. Und ich bin nicht der Typ, der sagt: «Mir ist alles zu viel, ich ziehe mich zurück.» Ich finde gewisse Fights auf Twitter ganz lustig.
Giacobbo: Ausserdem sehe ich an den Reaktionen auf Twitter, dass meine Bubble glücklicherweise nicht sehr dicht ist.

«Teilweise überschätzen sich die Politiker, was ihren Einfluss angeht. ­Gerade angesichts der Bubb­les und der neuen Medien.»
Mike Müller

Facebook und Twitter sind eine Realität, die unser Leben weiter bestimmen wird. Was tun?
Giacobbo: Ich weiss es nicht. Aber wenn ich mir die Politik im Alltag anschaue, bin ich grundsätzlich optimistisch. Pessimistisch bin ich nur, wenn ich mir die Welt in einigen Jahrzehnten vorstelle.

Warum?
Giacobbo: Weil ich mir denke, irgendwann einmal muss alles krachend zugrunde gehen. Sagen wir in hundert Jahren.

Glauben Sie als Kurzstrecken-Optimist, dass die No-Billag-­Initiative abgelehnt wird?
Giacobbo: Ja, aber nicht mit grossem Mehr.
Müller: Das glaube ich auch. Aber wir haben uns ja schon ein paar Mal geirrt.

Sind Sie, Mike Müller, auf Dauer auch pessimistisch?
Müller: Ja, aber das können wir uns leisten, wir sind ja keine Politiker. Politiker müssen Optimisten sein, Satiriker dürfen es nicht. Das liegt in der Natur der Sache.
Giacobbo: Wir dürfen tief pessimistisch sein, können aber immer noch einen Witz darüber machen.
Müller: Politiker dagegen müssen den Wählern etwas versprechen. Mir geht es ja nicht mal um Wahllügen, aber teilweise überschätzen sich diese Leute, was ihren Einfluss angeht. Gerade angesichts der Bubb­les und der neuen Medien.
Giacobbo: Auch bei der Digitalisierung. Der Bundesrat, der für sie zuständig wäre, müsste für sich selber erst mal die Analogisierung begreifen.

Mike Müller, Sie touren mit dem Stück «Heute Gemeindeversammlung» durchs Land. Hat das Ihren Blick verändert?
Müller: Ich habe gelernt, dass in der SVP der Unterschied zwischen Stadt und Land noch grösser ist, als ich angenommen hatte. Viele Gemeindepräsidenten, mit denen ich nach der Aufführung spreche, sagen mir: «Sie, wir bei uns haben im Fall nichts mit denen zu tun, die Sie meinen. Wir haben Ausländer im Dorf, aber es geht trotzdem gut.»
Giacobbo: Beim Drehen meines Dokfilms «Der grosse Kanton» in Deutschland habe ich gelernt, wie wichtig die Direkte Demokratie ist. Das klingt jetzt vielleicht etwas ­seltsam.

Auch etwas rührselig.
Giacobbo: Ja, aber bei den Gesprächen mit Deutschen, darunter grossen Namen wie Frank-Walter Steinmeier, Joschka Fischer und Gregor Gysi, haben die schon gesagt: Wenn wir ein Land wie die Schweiz wären, könnten wir zum Beispiel den Bau unseres Berliner Flughafenprojekts so vorantreiben, wie ihr den Gotthard gemacht habt. Nämlich mit einer Volksabstimmung, die dem Gemeinschaftsprojekt erst die notwendige Klarheit und Durchsetzung ermöglicht. Und irgendwie merkt man es ja jetzt auch bei der No-Billag-Abstimmung, wie wichtig der Zusammenhalt wäre. Die Schweiz ist ja nicht nur ein Volk von Hedonisten.

Sondern auch eine ­Willensnation.
Giacobbo: Ich wollte diesen Begriff eigentlich vermeiden. Aber klar, die Schweiz wird nicht nur vom Föderalismus und der Direkten Demokratie bestimmt. Sie wird auch von einem gemeinsamen Willen zusammengehalten.

Das klingt jetzt wie ein Wort zum Silvester.
Giacobbo: Ja, tut mir leid, dass ich die Neujahrsansprache des Bundesrats vorwegnehme. Aber ich denke, Alain Berset wird das noch etwas brillanter formulieren.
Müller: Ich fand das jetzt schon ein wenig peinlich.

Dann halten Sie uns keine Neujahrsansprache?
Müller: Mir ist die Stimmung gerade verreist.
Giacobbo: Gib doch zu, du warst gerührt! Du hast Tränen abgetupft.

«Das Schweizer Fernsehen hat es verkackt»

31. Dezember 2017, SonntagsZeitung, von Andreas Tobler und Matthias Lerf

Viktor Giacobbo und Mike Müller über die schwierige Suche nach ihren Nachfolgern, die Auferstehung von «Giacobbo/Müller» auf der Bühne und […]

Viktor Giacobbo über die prominenten Darsteller in seinem neuen Film, Einschaltquoten und Partner Mike Müller

Im Foyer des Casinotheaters Winterthur herrscht tagsüber eine stilvolle Leere. Viktor Giacobbo kommt herein – und die Stimmung hellt sich auf. Kaffee wird gebracht, der künstlerische Leiter Nik Leuenberger schneit herein. Kaum vorstellbar, welch grossspurige Annektionspläne der freundliche Theaterpatron Giacobbo in seinem neuen Film wälzt: Deutschland soll ein Teil der Schweiz werden.

Viktor, sind Sie ein Imperialist?

Nein. Ich fordere ja in meinem Film nicht wirklich, dass wir Deutschland annektieren. Ich schlage nur vor, dass wir eine Massnahme prüfen, die viele Probleme lösen könnte.

Würde der Anschluss von Deutschland an die Schweiz tatsächlich Probleme lösen?

Nicht wirklich. Aber der Film soll ja eher unterhalten als Probleme lösen. Am Anfang geht man bewusst naiv an die Sache heran, hat eine tolle Idee . . .

. . . eine absurde Idee . . .

Ja, natürlich ist die Idee absurd. Doch sie hat meine Gesprächspartner – und es sind nicht die unbedeutendsten auf dem politischen Parkett – dazu animiert, darüber nachzudenken. Womit mein Ziel erreicht wäre.

Bundesrätin Leuthard etwa sagt, mit dieser Massnahme könnte man den Deutschen unter die Arme greifen. War es schwierig, sie zum Mitmachen zu überreden?

Nein, überhaupt nicht. Das Gespräch war sehr entspannt. Sie wirkt im Film magistral, aber mit einem leisen ironischen Touch.

Hatte sie keine Angst, dass sie vorgeführt wird?

Nein, sie wollte – wie alle anderen Politiker im Film auch – nicht einmal eine Schlusskontrolle. Ich wollte die Gesprächspartner nicht verarschen, sondern sie zu spontanen Akteuren des Films machen.

Michael Moore hätte das Material boshafter geschnitten.

Vielleicht. Dummerweise bin ich nicht Michael Moore. Das wäre ein anderes Konzept gewesen. Ich wollte eine gewisse gelassene Ernsthaftigkeit drin haben.

Für Gaudi sorgen im Film die aus «Giacobbo/Müller» bekannten Figuren wie Donatella Versace oder Dr. Klöti. Recycling oder neu aufgenommen?

Donatella, die sich für die Lombardei starkmacht, und ein Frank-A.-Meyer-Sketch sind neu. Die anderen haben wir wiederverwendet – allerdings sind das nur Sequenzen von wenigen Sekunden.

Auch die Szene, wo Sie sich als Hitler im Tessin verbunkern?

Ja, das ist eine ganz alte Nummer. Das war noch vor Bruno Ganz.

Waren Sie also der erste Schweizer Hitler?

Höchstwahrscheinlich – ist ja auch egal. Damals brachte der inzwischen verstorbene deutsche Regisseur Christoph Schlingensief zum Entsetzen der Presse ein Stück mit Neonazis auf die Schauspielhaus-Bühne, angeblich, um die Jungs zu therapieren. Da machten wir einen Sketch, in dem Birgit Steinegger Carla Del Ponte war und ich Hitler. Zu Therapiezwecken führten wir gemeinsam einen Dialog aus Shakespeares «Romeo und Julia» auf.

Bissig ist im Film Mike Müllers Karikatur der grauen Eminenz Frank A. Meyer. Eine Korrektur, weil der «Blick»-Verleger Ringier so sympathisch rüberkommt?

Michael Ringier kommt gut rüber, weil er ein humorvoller Mensch ist. Bei uns in der Sendung hatte er mal – mit einem Knopf im Ohr – so getan, als ob ihm Frank A. Meyer die Antworten einflüstern würde. Wenn jemand so selbstironisch ist, kommt er halt sympathisch rüber. Im Film und in der Sendung.

Egal aus welchem politischen Lager er kommt?

Egal! Ob es der SVP-Politiker Toni Brunner ist oder die Grüne Aline Trede wie vor einer Woche – wer über sich selbst lachen kann, macht in einem satirischen Talk das einzig Richtige.

Darum staunen junge Menschen manchmal, dass Ihre Gäste echte Politiker seien?

Es ist tatsächlich so, dass unsere jungen Fans durch das Interesse an der Show auch Interesse für Politik, fürs Zeitgeschehen entwickeln. Erst kürzlich hat mir ein junges Mädchen erzählt, dass es unseretwegen angefangen habe, Zeitungen zu lesen. Das hat mich sehr gefreut.

Sicher nicht traurig waren Sie auch, als Sie erfahren haben, dass die Zuschauerquote von «Giacobbo/Müller» um 150 000 besser ist als bisher angenommen?

Das haben wir eh schon gewusst. Als die Presse schrieb, dass unsere Quote auf 30 Prozent gefallen sei, blieben wir locker. Erstens ist es im internationalen Vergleich für eine satirische Spätsendung sehr viel – ähnliche Shows im Ausland bewegen sich um die 10 Prozent –, und zweitens wussten wir, dass viele unsere Sendung als Podcast runterladen, was sich mit den neuen Zahlen bestätigt hat.

Wie stark beziehen Sie die Erwartungen des Publikums in die Gestaltung Ihres Programms mit ein?

Wir machen nie etwas, nur um dem Publikum zu gefallen. Im Gegenteil. Es gefallen uns nun mal Figuren, die nicht bei allen ankommen.

Welche zum Beispiel?

Boppeler und Stark etwa. Eine Minderheit findet die beiden super. Der Rest – darunter viele Frauen – findet sie grauenhaft. Aber wir mögen die beiden, und darum bleiben sie im Programm.

Nehmen Sie sich vor, wie dicht die Pointen aufeinanderfolgen sollen?

Das ist auch so ein Missverständnis. Wir sind keine Pointenshow. Wir kommentieren.

Oder machen Witze über Mikes Gewicht und Ihr Alter. Ein rettender Running Gag?

Es ergibt sich oft ganz natürlich. (lacht) Das ist allerdings etwas, was die Zuschauer echt lieben. Wenn man persönlich wird. Aber auch hier gibt es diejenigen, die uns auffordern, jetzt mal mit diesen Jokes aufzuhören. Und genau deshalb machen wir damit weiter.

Auf Kritik in der Presse antworten Sie gern mal mit einem bissigen Tweet.

Ja, ich finde Twitter ein tolles Medium. Interessiert mich viel mehr als Facebook. Kurz und inhaltsreich.

Fürchten Sie nicht, im Affekt etwas zu schreiben, was Sie nachher bereuen, wie das einigen Prominenten passiert ist?

Bereut habe ich noch keinen Tweet – auch wenn ich einige als weniger gelungen empfinde. Auf Twitter lässt sich entspannt streiten – auch mit Journalisten. Und natürlich mit meinen Followern.

«Bin aufgeflogen! AZ hat mein Netzwerk aufgedeckt!», twitterten Sie ironisch als Antwort auf die Kritik der «Aargauer Zeitung», dass «Giacobbo/Müller» aus dem Circus Knie sendet.

In diesem strunzdummen Artikel wurde wieder mal das Mafiaklischee herangewürgt, weil ich 2006 im Circus Knie gastierte und 2013 eine Sendung im Knie machte – so what? Die wenigen Journalisten, die da recherchieren, finden schnell heraus, dass ich keinen einzigen Künstler unter Vertrag habe und dass das Casinotheater mit Not und Mühe eine schwarze Null schreibt, weil es auch viel Nachwuchsförderung macht. Wir werden dieses Jahr sogar einen Verlust bekannt geben müssen.

Unabhängig vom Verdacht einer persönlichen Bereicherung – Sie sind schon eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Schweizer Showbusiness.

Natürlich, wenn man es so lange macht wie ich, dann kennt man alle. Deshalb haben wir das Casinotheater ja auch ins Leben gerufen, damit Künstler hier auftreten können und sich wohlfühlen.

Übrigens, was macht Claudio Zuccolini beim Knie falsch?

Als Stand-up-Komiker hat Claudio am Anfang wohl die spezielle Zirkussituation nicht richtig eingeschätzt. Aber er hat reagiert, seine Auftritte umgebaut, und die kommen seither beim Publikum gut an. Und genau darüber könnte die Presse zur Abwechslung jetzt schreiben . . .

Gibt es Regeln für Humor?

Objektive Regeln nicht, denn Humor ist Geschmackssache, sowohl für den Künstler als auch fürs Publikum. Es ist dann der Geschmack des Künstlers, der die Komik ausmacht. Und natürlich hofft er, dass das Publikum seinen Geschmack teilt. Und dann funktioniert es.

Die deutschen Brachialkomiker wie Mario Barth, die ganze Stadien füllen, finden in der Schweiz auch ihr Publikum. Überrascht Sie das?

Überhaupt nicht! Aber nicht jeder Komiker, der grosse Säle füllt, ist ein Brachialkomiker. Divertimento füllen mit einem tollen Programm auch Riesensäle. Andererseits finde ich einen Saal mit 400 bis 700 Plätzen viel schöner als ein Hallenstadion.

Zirkus ist mit Hallenstadion vergleichbar, nicht wahr?

Zirkus ist keine Comedyshow, sondern eben Zirkus, d. h. eine Liveshow mit den unterschiedlichsten Elementen.

Die letzte Gala im Casino war auch eine glamouröse Show mit viel Prominenz.

Ja, aber es waren nicht die üblichen Berufspromis, sondern Persönlichkeiten aus Kultur und Wirtschaft, die unser Haus unterstützen.

Es gab Austern auf dem Buffet und Herren im Smoking. Ist das Casinotheater unser Hollywood?

Viele Smokings habe ich nicht gesehen. Ist mir auch egal – wir sagen den Gästen: «Be beautiful but be yourself.» Immerhin haben wir den roten Teppich weggelassen. Der wird mittlerweile bei jeder Nagelstudio-Eröffnung ausgerollt.

Ihre Freundin Barbara Josef war auch da, ihr Kleid wurde aber in keiner Klatschkolumne abgebildet. Darf sie nicht fotografiert werden?

Das hat sie selber zu entscheiden. Wir finden beide die üblichen Eventfotos mit grinsenden Pärchen recht bescheuert. Sie ist übrigens nicht im Hauptamt meine Freundin, sondern Pressesprecherin von Microsoft Schweiz. Das musste ich kürzlich einer Klatschkolumnistin klarmachen.

Im Film sagt Roger Schawinski, wenn Deutschland und die Schweiz ein Land wären, hätte Christoph Blocher endlich die Heimat, die seinem Ego entspricht. Trifft das auch für Sie zu?

Nein. Ich hatte nie Deutschlandambitionen. Mir scheint das nicht einmal erstrebenswert, dort auf Tournee zu gehen: lange Reisen, schlechte Gagen. Muss nicht sein.

Aber als der Jugendsender Joiz einen Moderator für seine Berlinexpansion suchte, haben Sie sich per Twitter beworben.

Sie sollten meine Tweets nicht so ernst nehmen. Mir ist übrigens der experimentierfreudige Sender sympathisch.

Sie schauen ihn?

Nein. Ich bin ja nicht das Zielpublikum. Mit 61 . . .

Genau, 61 und nicht 84, wie Mike in der letzten Sendung behauptet hat. Bis zu welchem Alter machen Sie noch «Giacobbo/Müller»?

Ich habe noch nie Karriereplanung gemacht. Wir entscheiden nach Gefühl immer auf ein Jahr voraus. Ein Jahr machen wir sicher noch.

Wie gut sind Sie und Mike Müller tatsächlich befreundet?

Unsere Partnerinnen sagen, dass wir wie ein altes Ehepaar miteinander telefonieren.

Wie oft ist das?

Es gibt wenige Tage, an welchen wirs nicht tun.

Was wird da besprochen?

News, Komik, Tiere . . .

Haben Sie Tiere?

Ich hatte mal zwei Katzen.

Also ein Katzen-, kein Hundemensch wie Mike?

Nein, einen Hund hätte ich auch gern. Einen solchen, wie er am Schluss im Film vorkommt, der Hund des amerikanischen Botschafters.

Wird Ihr Film in Deutschland auch gezeigt werden?

Vielleicht läuft er mal als Kuriosität in einem kleinen Kino oder in der Schweizer Botschaft. Eine hochdeutsche Tonspur meines Textes habe ich schon aufgenommen.

Was sollen Zuschauer nach der Premiere sagen?

«Ich habe mich anderthalb Stunden gut amüsiert, und zwar nicht unter meinem Niveau.»

«Der grosse Kanton»

Deutschland als der 27. Kanton der Schweiz? Diesem Gedankenspiel widmet Viktor Giacobbo seinen neuen Kinofilm, den er gemeinsam mit Vega Film und ohne öffentliches Geld produziert hat (Budget: 800 000 Franken). Der Komiker spricht über eine Zusammenlegung beider Länder mit Schlüsselfiguren der deutsch-schweizerischen Politik und Kultur. Weil diese ihrerseits komödiantische Talente offenbaren (köstlich: Peter von Matt, der «Tiefenminarette» fantasiert), funktioniert der Film sehr gut als eine leichtfüssige Gedankenblase. Auftritte von befreundeten Kabarettisten wie Gerhard Polt, Mike Müller und Michael Finger ergänzen den Spass.

Ab 16. 5. in den Kinos

Was wäre wenn: Stimmen zum Anschluss

Michael Ringier, Verleger

«Ringier hat ja auch nach Ungarn und nach Tschechien expandiert, wir sind mit unserer Strategie den Habsburgern gefolgt»

Philipp Müller, FDP-Chef

«Wir kaufen jetzt den Gripen und fräsen ein bisschen entlang dem Bodensee, machen ein wenig Krawall, und dann haben die Deutschen auch den Stink in der Hose»

Doris Leuthard, Bundesrätin

«Mit einem Beitritt zur Schweiz hätte Deutschland natürlich gerade auf einen Schlag das Problem der Eurokrise gelöst»

Joschka Fischer, EX-Aussenminister

«Mit der Kavallerie hatten die Schweizer Bauern nie ein Problem. Die burgundische Kavallerie ging jämmerlich zu Grunde, und Karl dem Kühnen wurde der Kopf abgehauen»

Roger Schawinski, RadioBesitzer

«Die Deutschen bekommen ein bisschen Tessin, wir bekommen Sylt, ich glaube, es geht für alle auf»

Cem Özdemir, Deutscher Grüner

«In einer gemeinsamen Republik werden wir den Regionalflughafen Zürich gar nicht mehr benötigen, das macht man dann alles über Berlin und Frankfurt»

Elke Heidenreich, Literaturpäpstin

«Es heisst nicht Fränkli? Aber es heisst doch Leckerli? Na ja, ihr seid ein putziges, kleines Bergvolk, ich verstehe euch nicht immer richtig»

Natalie Rickli, SVP-Nationalrätin

«Das ist doch normal, dass man ins Ausland geht, auch für eine SVP-Politikerin»

«Wer über sich selbst lacht, macht das einzig Richtige»

28. April 2013, SonntagsZeitung, von Ewa Hess

Viktor Giacobbo über die prominenten Darsteller in seinem neuen Film, Einschaltquoten und Partner Mike Müller Im Foyer des Casinotheaters Winterthur […]

Satiriker Viktor Giacobbo über «Giacobbo/Müller» als Geldquelle, seine Pläne für einen neuen Film, sein Engagement für Amnesty International und einen Heiratsantrag vom Trapez herunter

Er fährt mit dem Velo vor, springt die Treppenstufen zum Haupteingang des Casinotheaters hoch und führt die Besucher ins grosse Sitzungszimmer im ersten Stock. Viktor Giacobbo, Verwaltungsratspräsident der Casinotheater Winterthur AG, TV-Moderator, Kabarettist, Schauspieler, hat eine neue Freundin, eine neue Wohnung in Winterthur und ein neues Filmprojekt. Ganz schön viel für einen 59-Jährigen, der sich in Interviews regelmässig als faul bezeichnet.

Zusammen mit anderen Künstlern und privaten Geldgebern hat Giacobbo das 130-jährige Casinotheater 2002 zu neuem Leben erweckt – mit Theaterbühne, Festsaal, Bar und Restaurant. In dem Haus stecke fast sein ganzes Vermögen, dafür könne er hier immer gratis essen, erzählt Viktor Giacobbo und setzt sich.

Herr Giacobbo, wo hatten Sie Ihren allerersten Auftritt?

Hier – im Casinotheater Winterthur.

Wie bitte?

Ja, im Sitzungszimmer vis-à-vis. Ich war 18, ein Leutnant unterhielt sich mit mir, es ging um die Aushebung für die Rekrutenschule.

Sie spielten etwas vor?

Ich bereitete mich auf das Gespräch vor, indem ich drei Nächte nicht schlief und sehr viel Kaffee trank. So kam ich bleich und mit Augenringen her und schrieb einen schwurbeligen Aufsatz. Die Diagnose des Leutnants: Drogen!

So drückten Sie sich um den Militärdienst?

Ja, ich musste allerdings zweimal auftreten. Beim zweiten Mal war der Befund: Es ist noch schlimmer geworden mit den Drogen.

Jetzt kennen wir die Entstehungsgeschichte Ihrer Figur Fredi Hinz, des bekifften Obdachlosen aus «Giacobbo/Müller».

Ja, ich spielte eine Frühform von Fredi Hinz – allerdings noch ohne Plastiksack. Und wirklich verladen war ich auch nicht.

Nun drücken Sie sich vier Monate lang ums Sendungmachen: «Giacobbo/Müller» macht bis Anfang Oktober Sommerpause. Der beste Gag, den wir je von Ihnen gehört haben!

Das ist eher eine Sende- als eine Sommerpause. Mike Müller und ich machen nur 30 Sendungen pro Jahr, damit wir Zeit für andere Projekte haben. Und natürlich mache ich im Sommer auch Ferien.

Wohin fahren Sie?

In die USA, wie so oft.

Wieso?

Die USA sind ein spannendes Land, zum Reisen und zum Wandern. Dann habe ich dort einige Freunde. Und in den USA kennt mich keine Sau.

In einem Ferienresort in Thailand wäre das anders?

Ja. Es gibt natürlich auch in den USA gewisse Orte mit Schweizer Touristen, die mich ansprechen.

Sie lieben teure Resorts.

Ich mag die Abwechslung: Im letzten Sommer war ich in Sumatra, habe auf einer Pritsche im Urwald übernachtet. Dann als Kontrast in ein schönes historisches Hotel – wieso nicht?

SVP-Nationalrätin Natalie Rickli will die TV-Gebühren halbieren und die SRG zum Sparen zwingen. Gibt es Ihre Sendung im Herbst gar nicht mehr?

Möglich. Aber wenn man ausrechnet, wie günstig wir produzieren, dann können wir es mit vielen Sendungen des Schweizer Fernsehens aufnehmen – erst recht, wenn man die Kosten mit den Zuschauerzahlen vergleicht. Kollegen, die im Ausland ähnliche Sendungen machen, kriegen zudem eine mehrfach höhere Gage als wir.

Wie hoch ist Ihre Gage?

Lassen wir die Gage. Wenn ich einen Abend als Fredi Hinz auftrete, erhalte ich dafür mehr als für eine Sendung «Giacobbo/Müller», auf die ich mich mehrere Tage vorbereite.

10 000 Stutz pro Fredi-Hinz-Auftritt?

Nein, Fredi kriegt nur zwei. Ich lange etwas kräftiger zu.

Rickli ist die umtriebigste SRG-Gegnerin – und sie bezeichnet «Giacobbo/Müller» als eine Ihrer Lieblingssendungen. Was machen Sie falsch?

Fast alle Politiker schauen gern unsere Sendung, wir machen politische Unterhaltung und verschonen dabei keine Partei. Man muss auch sagen, dass Frau Rickli nicht nur die umtriebigste SRG-Gegnerin ist, sondern auch eine gut bezahlte Lobbyistin. Sie verdient Geld mit den Werbefenstern ausländischer Privatsender.

«Giacobbo/Müller» läuft seit bald dreieinhalb Jahren. Ihre Bilanz?

Mike und ich haben immer noch Spass an der Sendung, und das zahlreiche Publikum offenbar auch. Zudem sind wir bei den Podcasts und den Internet-Downloads Nummer 1 – wobei die Downloads in den Zuschauerstatistiken nicht erfasst werden.

Das Highlight Ihrer Sendung sind die Sprüche zur Wochenaktualität und die Sketches. Ihre Politiker-Interviews sind dagegen oft zum Einschlafen.

Gut für Sie! Aber einige Leute finden die Interviews das Highlight, andere die Sketches, wieder andere die auftretenden Künstler. Das ist Geschmackssache. Man muss machen, was man selber gut findet. Der Massstab ist das, was Mike und mir gefällt. Wenn einer nur Pointen mag, dann ist er sicher kein Fan von Gesprächen.

Kürzlich war SVP-Ständerat Adrian Amstutz in der Sendung – und im Publikum hörte man fast niemanden lachen.

Er ist ja auch kein Komiker. Wieso sollte da jemand lachen?

Weil das Publikum «Giacobbo/Müller» schaut, um zu lachen.

Der Talk mit Amstutz ist beim Publikum sehr gut angekommen. Sie müssten mal im Livepublikum sitzen, um die Reaktionen beurteilten zu können.

Das Publikum hat sich gekrümmt vor Lachen?

Nein, das muss es auch gar nicht. Wir machen eine «Late-Night»-Sendung mit satirischen Elementen. «Late Night» heisst: eine nette Plauderei zu später Stunde.Hinzu kommt, dass wir mittlerweile eine der wenigen Unterhaltungssendungen sind, bei der weder künstliche Lacher noch Applause eingespielt werden und weder eine Signaltafel noch ein Aufnahmeleiter das Publikum zu Reaktionen nötigt.

Im Vergleich zu «Harald Schmidt» oder zur «Daily Show» wirkt «Giacobbo/Müller» sehr nett, sehr schweizerisch.

Wie soll sie denn wirken? Argentinisch? Die SonntagsZeitung wirkt gegenüber der «New York Times» auch schweizerisch. Deshalb braucht niemand einen Minderwertigkeitskomplex zu kriegen. Tatsache ist, dass ausländische Künstler – wie Josef Hader, Gerhard Polt oder Django Asül – gerne zu uns kommen, weil sie unsern eigenen Stil ausgesprochen mögen. Richtig ist aber auch: Wir sind mal besser, mal schlechter.

Üben Sie mit Ihrer Sendung politischen Einfluss aus?

Nein. Ich glaube, wir verstärken beim Publikum höchstens die schon vorhandenen Meinungen. Aber ich höre von jungen Menschen immer wieder, dass sie unsere Sendung schauen und sich daraufhin für Politik zu interessieren beginnen. Das ist für mich ein schönes Kompliment.

Ihr Fernsehkollege Matthias Aebischer will in den Nationalrat. Sie auch?

Ich? Nein! No way!

Wieso nicht?

Ich wäre zu faul. Parlamentarier müssen unglaublich viele Akten studieren. Bei Exekutivmitgliedern kommt das Konkordanzprinzip hinzu. Da wäre ich eine Fehlbesetzung.

Wen wählen Sie bei den nationalen Wahlen im Oktober?

Sicher Leute aus dem grünen Lager: Grüne, Grünliberale, aber auch einige Sozis und echte Gesellschaftsliberale, vormals Freisinnige. Es gibt nicht die eine Liste, die mich restlos überzeugt. Die deutschen Grünen könnte ich vorbehaltlos wählen. Die einheimischen haben leider ein sehr biederes Führungspersonal.

Sie meinen Ueli Leuenberger?

Ja, ihm und seiner Crew wünschte ich etwas weniger dröge Moral und etwas mehr humorvolle Kampfkraft.

Sie stehen politisch links. Macht Ihnen die Überfremdungsdebatte Angst?

Mich beschäftigt vor allem, mit welch einfachen Schlagwörtern man Volksinitiativen gewinnen kann. Das «Bireweichste» war die Anti-Minarett-Initiative – in einem Land mit drei, vier Minaretten! Jetzt sind die Ausländer sogar an der Atomenergie schuld. Bedenklich auch, wie aus dem einst wertfreien Begriff «Asylant» ein eigentliches Schimpfwort gemacht worden ist.

Wer ist der lustigste Politiker der Schweiz?

Schlagfertig ist Alexander Tschäppät, der bringt Pointen und schlägt zurück, wenn man ihn angiftelt. Es macht auch Spass, mit Toni Brunner zu streiten.

Sie führen die Gespräche, Mike Müller sitzt daneben, macht eine Bemerkung – und holt die Lacher ab. Stört Sie das nicht?

Nein, wieso auch? Mike und ich führen keine Prestigekämpfe gegeneinander, null, nichts. Schön finde ich, dass Sie offenbar doch einige Lacher gehört haben.

Wie eitel sind Sie?

So eitel, wie man in diesem Beruf sein muss. Eitelkeit stört nur dann, wenn sie neidisch auf andere macht, die Erfolg haben. So bin ich nicht. Im Gegenteil. Ich hole gern junge Talente in die Sendung.

Egozentrisch?

Nein, aber manchmal ein bisschen bestimmend.

Sie engagieren sich in einer Kampagne von Amnesty International für den burmesischen Komiker Zarganar, der zu 35 Jahren Haft verurteilt wurde. Warum gerade dieses Engagement?

Ich unterstütze Amnesty seit langem. Ich habe der Organisation beispielsweise den Telepreis gespendet. Damals fragte ich Amnesty, ob es nicht Berufskollegen gebe, die wegen ihrer Tätigkeit im Gefängnis sitzen. So kam ich dazu, zwei burmesische Komiker zu unterstützen. Jetzt kam Amnesty auf mich zu, wieder ging es um einen Burmesen.

Der Spot ist sehr nüchtern. Stammt er von Ihnen?

Nein, der Spot ist nicht von mir und er war noch etwas pathetischer geplant, aber ich wollte das nicht. Von mir erwartet man eigentlich etwas Lustiges. Aber genau das ist der Spot nicht. Sehr gut konzipiert ist die Plakatkampagne – fadengerade, ohne Chichi.

Mussten Sie das Engagement dem Schweizer Fernsehen vorlegen?

Habe ich nicht getan. Dann wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass mein SRF-Vertrag eine Bewilligungspflicht beinhaltet. Ich erwiderte, das Engagement gehöre zu mir als Mensch, und als Mensch würde ich auch meine Sendung machen. Die Direktion hats dann durchgewunken.

Bei Giacobbo drückt das Fernsehen ein Auge zu.

Nein. Man kann ja nicht im Ernst gegen Amnesty sein. Ich mache keine kommerzielle Werbung – um meine Unabhängigkeit zu wahren. Um wirklich Geld zu machen, müsste ich den Job bei SRF an den Nagel hängen und mit Harry Hasler Autoleasingverträge verhökern.

Amnesty ist Ihr wichtigstes gemeinnütziges Engagement?

Ja. Es gibt noch andere Organisationen, die ich unterstütze. Ich bin ein grosser Tierfan, KAG Freiland darf zum Beispiel mit meinem Namen Inserate schalten.

KAG Freiland setzt sich gegen Massentierhaltung ein. Woher kommt Ihre Tierliebe?

Ich hatte Tiere immer schon gerne, schon als Kind.

Ihr Vater war Metzger.

Ja, aber er liebte die Tiere trotzdem. Er spielte noch im hohen Alter am Boden mit meinen Katzen. Mein Interesse an Tieren ist auch der Grund, warum ich vor einem Jahr nach Indonesien reiste, um Auswilderungsstationen von Orang-Utans zu besuchen.

Haben Sie Haustiere?

Ich hatte bis vor einem halben Jahr eine Katze.

Sie tauschten die Katze gegen Ihre neue Freundin?

Ja, für ein altes Tigerli kriegte ich eine junge Blondine. Quatsch, der 18-jährige Feld-Wald-und-Wiesen-Kater sollte nicht in die Stadt deportiert werden.

Wieso sind Sie umgezogen?

Ich wollte schon immer mal die grosse Welt sehen. Und die 13-Zimmer-Villa wurde zu eng.

Neue Wohnung, neue Freundin – das fällt zeitlich zusammen.

Überhaupt nicht, wir waren schon vorher zusammen. Lange hat es einfach niemand bemerkt.

Noch eine Frage zu Ihrem Arbeitgeber: Würden Sie den neuen SRG-Chef Roger de Weck als Talkgast in die Sendung laden?

Auf jeden Fall! Am letzten Sonntag haben wir ja zur Illustration des sogenannten Gebührenmonsters sein Foto gezeigt. Ich möchte mal sehen, bei welchem anderen Medienkonzern so etwas möglich wäre! Jedenfalls habe ich weder bei Tamedia noch bei Ringier jemals einen Witz über die eigenen Chefs gelesen. Der starre Staatsbetrieb beweist hier eine grosse Liberalität.

Sie werden im kommenden Jahr 60. Bereiten Sie sich auf die Pensionierung vor?

Ja, deshalb zog ich in eine betreute Alterswohnung – und das Mountainbike habe ich durch einen Rollator ersetzt. (Lacht.) Nein. Für mich ist das kein Thema. Ich stelle manchmal verwundert fest, dass ich 60 Jahre alt werde und weder Mühe mit dem Weitermachen noch mit dem Aufhören habe. Ich bin sehr gerne faul.

Wer so omnipräsent ist, kann nicht faul sein.

Fürs Amnesty-Plakat musste ich zwei Stunden investieren, das Fernsehen ist ein 60-Prozent-Job, in der Casinotheater Winterthur AG bin ich nicht operativ tätig. Es sieht bloss so aus, als ob ich sehr viel arbeiten würde.

Färben Sie eigentlich Ihre Haare?

Nein. Ich habe einem «Blick»-Redaktor dazu eine Wette vorgeschlagen: Stimmt die Aussage, zahle ich 20 000 Franken, sonst er. Er wollte leider nicht darauf einsteigen.

Sie reden ungern über Privates. Aber als Sie mit Nadja Sieger alias Nadeschkin zusammen waren, waren Sie ein öffentliches Paar. Und Ihre neue Freundin Barbara Josef präsentierten Sie den Medien im März, an der Premiere des Circus Knie . . .

Eigentlich wollte ich sie mit Fredy Knies Schimmeln durch die Manege traben lassen und ihr dann vom fliegenden Trapez herunter einen Heiratsantrag machen, um diesen dann der Boulevardpresse zu verkaufen. Aber ein eifriger Berufskollege von Ihnen fotografierte uns bereits vor der Vorstellung. Weil wir bereits seit Monaten ein Paar waren, haben wir genau dies bestätigt. So viel zum Thema Präsentieren.

Ihre neue Freundin ist 24 Jahre jünger als Sie. Eine Art, sich jung zu halten?

Ja. Aber eigentlich habe ich eine gesucht, die 34 Jahre jünger ist.

Wie lernten Sie sie kennen?

Wir haben Castings durchgeführt und Mike Müller hat sie dann für mich ausgewählt.

Ein alter VR-Präsident, der sich eine junge hübsche Freundin angelt – das klingt nach einer Giacobbo-Figur!

Ich bin ja auch eine Giacobbo-Figur. Was wollen Sie denn? Soll ich im Hotel über Dienstmädchen herfallen?

Planen Sie noch Kinder?

Nein. Aber wir möchten später einmal Katzen. Weil sich bei Katzen die Mundartfrage nicht stellt, würde ich jederzeit eine Katze einem Kind vorziehen.

Ihr erster Kinofilm «Ernstfall in Havanna» war ein Riesenerfolg, der zweite – «Undercover» – der grösste Flop Ihrer Karriere. Verspüren Sie Lust, nochmals auf der Leinwand zu reüssieren?

«Undercover» war kein Flop. Er hatte mehr Zuschauer als viele andere Schweizer Streifen – im Kino und vor allem auch bei der TV-Ausstrahlung. Ich war einfach mit meiner Leistung nicht zufrieden und sagte das auch öffentlich. Zu Ihrer Frage: Ich will nicht mehr erleben, wie irgendeine Kommission in Bern beurteilt, ob etwas lustig ist oder nicht. Das mache ich garantiert nicht mehr mit. Aber unter anderen Bedingungen habe ich grosse Lust auf einen neuen Film!

Das heisst?

Ich arbeite ohne Hektik an einem Filmprojekt. Die Idee muss aber noch reifen. Im Moment fehlt ohnehin die Zeit für die Realisierung. Es wäre eine Produktion mit relativ kleinem Aufwand.

Arbeiten Sie wieder mit Ruth Waldburger zusammen, der Produzentin von «Ernstfall in Havanna» und «Undercover»?

Das kann gut sein.

Spielt der Film in der Schweiz?

Nein.

Eine Komödie?

Komisch – ja. Aber keine Komödie im klassischen Sinn.

Ein Trickfilm?

(Lacht.) Nein. Ich werde Ihnen das noch nicht verraten.

Ein Dokumentarfilm à la Michael Moore?

Da kommen Sie der Sache schon etwas näher.

«Um wirklich Geld zu machen, müsste ich als Harry Hasler Leasingverträge verhökern»

29. Mai 2011, SonntagsZeitung, von Sebastian Ramspeck, von Simon Bärtschi

Satiriker Viktor Giacobbo über «Giacobbo/Müller» als Geldquelle, seine Pläne für einen neuen Film, sein Engagement für Amnesty International und einen […]

Deine neue Sendung („Giacobbo / Müller“, heute wieder 22.10, SF1) ist nicht so schlecht, wie die Kritiker sagen. Aber du musst sie verstehen: Die können dich nicht an Mega-Flops messen wie «Black & Blond» oder am Frankenstein der helvetischen Late Night Show, wie hiess er noch, der mit dem breiten Kinn? Die müssen einfach die höchste Latte anlegen.

Und das ist nun mal «Viktors Spätprogramm». Selber schuld. Lang ists her, fünf Jahre, aber noch so präsent, dass wir alle hofften, die Debbie Mötteli oder WAM als Blocher würden auftreten – und dann spazierte nur der Otto Ineinchen herein und wurde seinem Ruf gerecht: Schadenposten. Aber so sind Politiker, nicht fernsehtauglich, oder genau dann nicht verfügbar, wenn sie am unterhaltsamsten wären: eine Link-Verbindung zum Spitalbett der Zürcher Sozialvorsteherin zum Beispiel oder ein Einspieler über Silvia Blocher in kurzen Hosen bei den Wanderferien in Chile. Das wärs gewesen!

Schlecht waren ja nur die Gäste, dieser Thiel aus Bern ist ein Schreiber, kein Redner. Und der junge Telefönler etwas für MTW. Dein Duo mit Mike Müller aber: einsame Spitze. Weiter so. Dazu der coole Gitarrist (tamtedilam) plus ein Imitator von der Klasse dieses Fabian Unteregger mit seiner Mörgeli-Imitation (genial). Das genügt. Wenn schon Gäste, dann todernste, solche, die zur Landeshymne Achtungsstellung annehmen.

Übrigens: Nimm es als Kompliment, wenn die «Weltwoche» schreibt, du seist ein «Untergeher», der seinen Stuhl dem Nachwuchs abtreten sollte. Reine Alterserscheinung, solche Kritik: Es kommt ein Übervaterproblem auf dich zu. Da nützt auch Haarfärben nichts.

Apropos: Ich möchte keinen Prozess, aber dieses Rötlich-braun passt nicht zu deiner schütteren Haarpracht. Oder liegt es an meiner Sonnenbrille, färbst du gar nicht? Nein, du bist kein Unter-geher, eher der feste Kiel des Schweizer Komikdampfers. Und wer hat denn mehr für Nachwuchsförderung getan als du?

Wunderbar übrigens, wie dir die SVP zur Seite steht. Sie erwägt eine Klage! Das grenzt ja fast an ille-gales Sponsoring! «Solchen Schrott könnte sich ein Privatsender nie leisten», tönen die. Wohl noch nie Privatfernsehen empfangen, diese Zottel. Also dann: toi,toi, toi. Mit freundlichen Grüssen, Peter Rothenbühler

Peter Rothenbühler ist Chefredaktor von «Le Matin»

Lieber Viktor Giacobbo

3. Februar 2008, SonntagsZeitung, von Peter Rothenbühler

Deine neue Sendung („Giacobbo / Müller“, heute wieder 22.10, SF1) ist nicht so schlecht, wie die Kritiker sagen. Aber du […]

Viktor Giacobbo und Mike Müller über ihre neue TV-Sendung, die Männerdominanz in der Satire,die täglich wechselnden Freundinnen des einen und den «unsexiest car» des anderen

 

Ein Zweiergespräch setzt voraus, dass beide ungefähr gleich häufig zu Wort kommen.

Giacobbo: Es steht in unserem Vertrag, dass drei Viertel der Pointen von mir kommen und ein Viertel von Mike.

Müller: Wobei die guten von mir sind.

Es ist doch nichts als recht, wenn Mike Müller bei der gemeinsamen Satiresendung eine untergeordnete Rolle spielt. Schliesslich hat er erst dank Giacobbos Film «Ernstfall in Havanna» den Durchbruch gefeiert.

Giacobbo: Jetzt mal ganz ernsthaft: Wir machen diese Fernsehsendung zusammen, und zwar in gleichwertiger Position.

Bekommen Sie auch die gleiche Gage?

Giacobbo: Auf Anraten meines Treuhänders auf den Cayman Islands äussere ich mich nicht dazu. Ich kann nur sagen, dass man beim Fernsehen nicht reich wird. Mit einer wöchentlichen Gala würden wir besser verdienen. Das Fernsehen hat es nicht nötig, marktgerechte Gagen zu bezahlen.

Wann haben Sie sich erweichen lassen, nach fünf Jahren TV-Unterbruch wieder an den Bildschirm zurückzukehren?

Giacobbo: Kontakt zu den Verantwortlichen hatte ich immer, und diese sagten mir, wann immer ich eine Idee hätte, sollten wir darüber reden. Aber ich musste wieder Lust darauf bekommen. Und diese Lust ist jetzt da.

Comebacks können schief gehen, wie das Beispiel des deutschen Satirikers Harald Schmidt gezeigt hat.

Giacobbo: Comeback? Das Fernsehen musste mich ja nicht aus der Gosse fischen. Ich habe während der letzten fünf Jahre Satire, Zirkus, Theater und Film gemacht. «Giacobbo/Müller» ist zudem etwas anderes als «Viktors Spätprogramm». Allein schon durch die Tatsache, dass wir zu zweit sind.

Müller: Im Übrigen fand ich Schmidt nach der Fernsehpause gar nicht schlecht.

Giacobbo: Diese permanente Staatsaffäre, die um Fernsehsendungen gemacht wird, ist mir ohnehin unverständlich. Auch unser neues Projekt ist nichts als eine Sendung.

«Viktors Spätprogramm» hatte am Schluss fast schon Kultstatus. Von nur einer Sendung zu sprechen, ist schon etwas unverfroren.

Giacobbo: Kultig war die Sendung nicht von Anfang an. Da hat man uns recht in die Pfanne gehauen. Später gab es meiner Meinung nach auch Ausgaben, die nicht gut waren. Und auch bei «Giacobbo/Müller» wird es bessere und schlechtere Sendungen geben. Wir arbeiten live, ohne doppelten Boden, ohne künstliche Lacher und künstlichen Applaus. Da geht man ein gewisses Risiko ein. Wenn die Leute nicht lachen, stehen wir blöd da, und zwar zu Recht.

Das tönt wie eine präventive Entschuldigung.

Giacobbo: Überhaupt nicht. Ich bin vor dieser Sendung auch nicht nervöser als vor einer Theaterpremiere, ganz im Gegenteil.

Warum haben Sie sich denn beide von Ihrer Zeitungskolumne verabschiedet mit der Begründung, Sie müssten sich jetzt auf «Giacobbo/Müller» konzentrieren?

Giacobbo: Wir haben nie gesagt, dass wir diesen Job auf die leichte Schulter nehmen. Zudem hat die Zeitungskolumne unsere bisherigen Tätigkeiten nicht tangiert. Wir haben die wöchentlichen Aktualitäten in den Kolumnen aufgegriffen. Das machen wir jetzt dann auch im Fernsehen, und deshalb geben wir die Zeitungskolumne auf.

Müller: Wir wollen auch etwas Spielraum haben. Wir werden am Anfang sicher Veränderungen an der Sendung vornehmen müssen. Sie wird nicht vom ersten Tag an an dem Punkt sein, an dem wir sie gerne hätten.

Die Erwartungen sind sehr hoch. Selbst der Kabarettist Emil sagt voraus, dass diese Sendung ein Highlight werden wird.

Giacobbo: Diese Erwartungshaltung teilen wir mit dem Publikum. Wir selber sind es, die uns unter den grössten Druck setzen.

Was wird in «Giacobbo/Müller» anders als bei «Viktors Spätprogramm»? Die Lokalität beispielsweise ist die Gleiche.

Giacobbo: Dass dem so ist, sagt einzig und allein aus, dass es in Zürich nicht viele geeignete Örtlichkeiten für Live-TV-Sendungen gibt. Wir haben alle anderen möglichen Säle evaluiert, weil ich mich von Anfang an gegen das Kaufleuten gewehrt habe. Genau darum, weil ich solche Fragen wie die Ihre erwartet habe.

Sie hätten ins Casinotheater in Winterthur gehen können.

Giacobbo: Genau. Damit wieder Gespenstergeschichten von Verfilzung und von der Mafia aufkommen.

Müller: Bevor wir in ein Zeugenschutzprogramm kommen, gehen wir jetzt halt ins Kaufleuten.

Wie kam die Zusammenarbeit mit Ihnen, Mike Müller, zu Stande?

Müller: Wir wurden unabhängig voneinander gefragt, ob wir uns eine neue Sendung vorstellen könnten.

Stand von Anfang an fest, dass Sie die Sendung zusammen machen wollen?

Giacobbo: Ja, für dieses Projekt wäre für mich niemand anders als Mike in Frage gekommen.

Müller: So was Schönes hat mir wirklich noch nie jemand gesagt (schluchzt).

Welche Bedingungen wurden Ihnen seitens des Fernsehens gestellt?

Giacobbo: Keine. Ich bestand darauf, eine Late Night Show zu machen, die mit der Gegenwart zu tun hat, das heisst mit Aktualität, und ich wollte möglichst viel Freiheit. Diese Freiheit haben wir bekommen und auch etwas unkonventionell geplant. Wir verteilen beispielsweise keine Pointen. Wir muten uns zu, auch Pointen vor laufender Kamera zu zweit zu erfinden.

Müller: Wir haben eine performative Ader, um es elegant auszudrücken. Oder etwas weniger elegant: Wir sind Rampensäue.

Wer macht die erste Ansage?

Müller: Die machen wir zusammen. Wir haben weniger abgesprochen, als wir ursprünglich eigentlich planten. Wir haben beide die Piste im Kopf, aber wer dann wie runterfährt, wer welchen Übergang macht, das wissen wir nicht.

Giacobbo: Es gibt auch keine Markierungen am Boden, die uns vorschreiben, wo wir hinzustehen haben. Die Regie weiss nicht im Voraus, was wir genau wann machen. Wir machen und werden dabei gefilmt. Das ist das für Fernsehverhältnisse unkonventionelle Prinzip.

Was, wenn Sie eine Pointe des anderen so überrascht, dass Ihnen nichts mehr einfällt?

Giacobbo: Das ist kein Problem, solange man die Sendung mit jemandem macht, mit dem man improvisieren kann. Wir machen das ja nicht zum ersten Mal.

Es gibt Wochen, da ist nicht viel los. Zum Beispiel, wenn ausser der resultatlosen Zusammenkunft der SVP in Bad Horn und den ersten Primärwahlen in den USA nichts läuft.

Giacobbo: Kein Problem! Diese Events kann man miteinander verbinden, indem sich zum Beispiel Christoph Blocher mit Hillary Clinton darüber unterhält, wie das ist, wenn man nicht gewählt wird. Für euch Journalisten wäre das schwieriger, weil ihr euch an die Fakten halten müsst.

Müller: Was ihr zwar auch nicht immer tut, und es kommt dann wie Satire daher, macht aber weniger Spass.

Haben Sie den Anspruch, auch tragische Ereignisse aufzuarbeiten?

Giacobbo: Satire kümmert sich nicht nur um die schönen Seiten des Lebens, sondern man nimmt den Stoff im Gegenteil aus vielen Ärgernissen heraus.

Müller: Natürlich gibt es Grenzen. Oder kommt jemandem nach dem Entführungsfall «Ylenia» ein guter Witz in den Sinn?

Generieren Sie den Stoff in erster Linie aus den Medien?

Müller: Sicher, wir sind Medienjunkies. Ich konsumiere täglich den Tagi, den «Blick», die NZZ und die Google-Startseite, die mir Herr Giacobbo zuerst mal einrichten musste.

Greifen Sie auf Ihre bewährten Figuren wie Fredi Hinz und Rajiv zurück?

Giacobbo: Wir haben neue kreiert. Wir spielen zum Beispiel zwei ganz grässliche Typen, die in der ganzen Welt als Touristen unterwegs sind. Das ist etwas Vorproduziertes, Zeitloses, das wir nach Bedarf einsetzen.

Giacobbo als Harry Hasler und Mike Müller als Hans-Peter Burri – wurden diese Figuren begraben?

Müller: Lustige Figuren, über die man schon verfügt, braucht man, wenn es wirklich passt.

Oder wenn einem mal wirklich nichts mehr einfällt?

Giacobbo: Auch diese bewährten Figuren bewahren einen nicht vor einem inhaltlichen Loch. Es wird keine Figurenparade geben. Das nehmen wir, wie es kommt. Vor allem werden wir ein paar neue Leute hinzunehmen, wir haben mit Fabian Unteregger einen sehr guten jungen Parodisten gefunden. In einem halben Jahr werden Sie mit dem ein Interview machen, nicht mehr mit uns.

Sie betreiben bewusst Nachwuchsförderung?

Giacobbo: Daran habe ich den grössten Spass. Das mache ich echt gern.

Das haben Sie ja auch mit Mike Müller gemacht.

Giacobbo: Das ist nicht ganz falsch. Wir wurden in der Sendung «Übrigens» auf ihn aufmerksam, wo er den Schriftsteller Peter Bichsel sensationell imitierte.

Sie haben ihn entdeckt.

Müller: Ich habe im Solothurner Jura als Stallbub geknechtet, bis ich endlich entdeckt wurde, nicht nur von Viktor, plötzlich von sehr vielen Leuten.

Giacobbo: Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gross meine Primarklasse gewesen sein muss. Mindestens fünfhundert Kameraden gingen angeblich mit mir zur Schule.

Sie sind rein äusserlich verschiedene Typen, zudem kommt Viktor Giacobbo aus protestantischen Gefilden, Mike Müller aus katholischem Gebiet. Eine gute Ergänzung?

Müller: Klar könnte man aus uns zwei Karikaturen machen. Viktor wäre der protestantische Bünzli und ich der katholische Säuniggel. Nur ist das in drei Minuten zwanzig Sekunden erzählt, und jeder hat es begriffen. Zudem ist der Kanton Solothurn kein katholisches Stammland.

Teile davon sehr wohl.

Müller: Erstens ist er gemischt, und zweitens bin ich in Olten gross geworden, das eine grosse christkatholische Gemeinde hat. Dieser Kulturkampf im 19. Jh. hat wahrscheinlich dazu geführt, dass ich nun konfessionslos bin.

Giacobbo: Und ich glaube eh nur an das Flying Spaghetti Monster. Vom Typ her sind wir total verschieden, aber wir haben eine ähnliche Berufsauffassung und sind beide politisch interessiert.

Ist Ihr Vertrag mit dem Fernsehen eigentlich zeitlich befristet?

Giacobbo: Ich mache keine Verträge, die über ein Jahr hinausgehen.

Müller: Ich habe auf acht Jahre abgeschlossen.

Giacobbo: Er verdient eben nur ein Zwanzigstel meiner Gage, deshalb muss er so lange weitermachen.

Müller: Ich werde ins Coop-Kochstudio wechseln, wenn unsere Sendung nach einem Jahr aufhört. Nein, wir beide haben einen Jahresvertrag.

Das grosse Thema in diesem Jahr wird ja die Euro08 sein

Müller: Ich bin nicht besonders interessiert am Fussball. Natürlich werde ich mir die Spiele anschauen, ich mache es mir einfach, ich bin immer für den Sieger.

Giacobbo: Zudem beginnen wir Ende Mai mit der Sommerpause und kommen erst im Oktober wieder zurück.

So lange Ferien?

Giacobbo: Ja, wir wollen nicht mehr als 30 Sendungen im Jahr machen.

Müller: Wir wollen keinen Overkill. Schauen Sie sich die deutschen Privatsender an. Da gibt es kaum eine Sendung, in der nicht irgendein Comedian seinen Senf dazugibt. Vielleicht lustig, aber auf jeden Fall enorm inkompetent.

Haben Sie private Gemeinsamkeiten?

Müller: Wir lesen beide gern und empfehlen uns gegenseitig lesenswerte Bücher. Dabei geht es uns weniger um Literatur, aber es ist gut fürs Image.

Giacobbo: Mike ist auch ein heimlicher Autofan. Wenn man mit ihm unterwegs ist und er verstummt, dann weiss man, dass er einer Automarke begegnet ist, die er nicht kennt.

Wie viele Autos stehen in Ihrer Garage?

Müller: Nur ein achtjähriger Mitsubishi, der in Cannes einen Preis als «unsexiest car» bekommen hat. Im Autoland Deutschland gibt es keine hundert Zulassungen dieses Typs.

Sie beide geben praktisch nichts von Ihrem Privatleben preis.

Giacobbo: Ja, ich bin der berühmte Mann ohne Privatleben. Mein Problem ist, dass ich in der Freizeit nicht Promi bin. Als Mitspieler im Promizirkus mit einem Glas in der Hand bescheuert in Kameras zu grinsen, hat etwas enorm Peinliches.

Aber Sie leben bis zu einem gewissen Grad davon, Sie gewinnen Ihren Stoff daraus.

Giacobbo: Aber sicher! Leute, die freiwillig die Presse in ihr Schlafzimmer einladen oder ungefragt über ihren Hormonhaushalt reden, wie Christine Surer, sind immer Satireziele. Vielleicht werde ich selber mal eine ganz billige Homestory machen, indem ich mich zusammen mit meiner gerade aktuellen Freundin auf dem Bärenfell vor dem Cheminée ablichten lasse. Nach diesem schrecklichen Anblick werde ich wohl nie mehr nach meinem Privatleben gefragt.

Sie wechseln die Freundin also regelmässig?

Giacobbo: Zweimal täglich.

Als Sie mit Nadeschkin zusammen waren, war Ihr Privatleben ein Thema.

Giacobbo: Natürlich, wenn beide in der Öffentlichkeit stehen, ist das unvermeidlich. Als unsere Beziehung zu Ende ging, haben wir es bewusst öffentlich mitgeteilt. Damit hatten wir danach unsere Ruhe.

Müller: Es gibt doch kompetentere Unterhaltungsthemen als Banalitäten wie die Frage, welchen Essig man für die Salatsauce braucht.

Gibt es nichts über Sie zu berichten, weil Sie wie alle Schweizer Humoristen so bieder sind?

Müller: Mein Privatleben ist dermassen exzessiv, dass ich es wegen der Strafverfolgungsbehörden unter Verschluss halten muss. Sie können sich gar nicht vorstellen, was für ein Schwein ich privat bin. Zu Ihrer Frage: Kennen Sie wirklich ausländische Humoristen, die mit ihrem Alltag in Gazetten hausieren?

Mike Müllers Lebenspartnerin ist die künftige Ko-Intendantin des Zürcher Neumarkt-Theaters. Das ist doch ein interessantes Thema für die Öffentlichkeit.

Giacobbo: Unbedingt! Dass er durch seine dortigen Auftritte öffentliche Subventionen missbraucht. Wenn ich Mike dann auch noch seine Intendanten-Freundin ausspanne, werden wir öffentlich darüber reden. Aber in unserer Sendung!

Sind Auftritte von Mike Müller im Neumarkt geplant?

Müller: Konkret ist noch nichts, aber es ist nicht auszuschliessen.

Sie haben erfolgreiche und auch weniger erfolgreiche Filmerfahrung …

Müller: Das ist jetzt keine sehr nette Frage.

«Undercover» mit Viktor Giacobbo hat gefloppt und «Tell» mit Mike Müller ebenso. Warum?

Giacobbo: Ach, es liegt immer an allen. Wir waren beteiligt, hatten am Guten und am Schlechten unseren Anteil. Trotzdem war «Undercover» übrigens in jenem Jahr der dritterfolgreichste Schweizer Film. Aber Mike, du hast mehr Erfahrung mit Filmen, rede du.

Müller: Filmpolitik ist eine öffentliche Sache geworden, und dadurch schaut jeder mit Sperberaugen auf die einzelnen Projekte. Es ist so wie eine gewisse Zeit lang das Theater in Zürich. Das war auch eine öffentliche Sache. Da haben sich die FDP-Nationalrätin Doris Fiala und der SVP-Gemeinderat Mauro Tuena über Schlingensief-Inszenierungen in Newssendungen geäussert. Das Niveau war katastrophal.

Giacobbo: Gewisse Inszenierungen aber auch.

Müller: Nicht alle Diskussionen werden besser, wenn sie breiter geführt werden. Das gilt auch für die Filmpolitik. Aber was «Tell» angeht: Der ist uns zünftig «abverheit», da gibt es nichts schönzureden.

Wie weit ist der Filmchef des Bundes, Nicolas Bideau, der Sündenbock, wie man mitunter den Eindruck hat?

Müller: Bideau ist ein Teil der drei Gremien, die man für einen Film braucht: Fernsehen, Zürich und Bund. Die drei funktionieren nicht gut untereinander. Wenn sich drei dermassen uneinig sind, welches Projekt gefördert werden muss, läuft doch etwas nicht professionell.

Warum sollten sich Zürich und der Bund einig sein?

Müller: Wenn jedes Gremium komplett anders urteilt, ist das nicht professionell, und die Subsidiarität wird in Frage gestellt. «Tell» hat vom BAK wesentlich weniger gekriegt als andere Filme, und ich will in diesem Fall auch nicht den Gremien Schuld geben. «Tell» hätte 400 000 Zuschauer haben müssen – und nicht nur 10 000 mehr als «Undercover» …

Giacobbo: Ich hätte Lust, wieder mal ein Filmprojekt zu realisieren. Aber eines, das unabhängig ist von all diesen inzüchtigen Gremien und Kommissionen. Eine kleine Produktion, möglichst privat finanziert. Dann bin ich auch der Einzige, der für einen Flop geradestehen muss.

Bei der TV-Satiresendung werden Sie verantwortlich gemacht werden, sollte sie kein Erfolg werden.

Giacobbo: Stimmt, auch wenn man erst nach der fünften Sendung sagen kann, ob es ein Erfolg wird oder nicht. Diese Zeit müsste jeder neuen Sendung zugestanden werden, aber leider ist man im Fernsehen und in den Medien diesbezüglich etwas kurzatmig geworden.

Haben Sie Angst vor möglichen Verrissen?

Giacobbo: Nein, es gibt immer Verrisse, das kümmert uns nicht gross. Aber wir werden uns auch die Freiheit nehmen, darauf zu antworten.

In der Sendung?

Müller: Klar. Warum sollen wir nicht auch einmal einen Medienmacher in die Mangel nehmen? Die sind sich das vielleicht nicht so gewohnt, wir schon.

Warum ist Satire eigentlich eine ausgeprägte Männerdomäne?

Giacobbo: Das ist eine alte Frage, auf die ich keine Antwort habe.

Mit Nadeschkin haben Sie doch sicher darüber gesprochen?

Giacobbo: Sicher, aber auch sie hat keine Antwort. Interessant ist, dass sie im Duo mit Ursus viel mehr der Macker ist als er. Wobei sie natürlich bewusst mit dieser Rollenverteilung spielen.

Müller: In Deutschland ist es nicht viel anders, und da weiss leider auch niemand eine gescheite Antwort.

Am Schluss dieses Interviews stellen wir fest, dass Viktor Giacobbo eben doch drei Viertel des Gesprächs dominiert hat.

Müller: Bitte tadeln Sie ihn nicht, nachdem er nun alles so aufgesagt hat, wie ich es ihm aufgeschrieben habe. Für einen Mann seines Alters ist das eine Leistung.


Comeback der Satire am TV

Fünf Jahre nach dem erfolgreichen TV-Spätprogramm von Viktor Giacobbo gibt der 55-jährige Winterthurer am 27. Januar sein Comeback am Fernsehen. Zusammen mit dem 44-jährigen Schauspieler Mike Müller ist er jeden Sonntagabend mit der Sendung «Giacobbo/Müller» auf SF DRS zu sehen. Die beiden sind schon öfter zusammen aufgetreten, etwa im Casinotheater in Winterthur («Erfolg als Chance»), dessen Gründer und Verwaltungsratspräsident Viktor Giacobbo ist. Bekannt sind sie nicht nur durch Theater und Fernsehen, sondern auch durch den Film: Viktor Giacobbo war bei «Ernstfall in Havanna» Hauptbeteiligter, Mike Müller in «Tell». Viktor Giacobbo lebt in Neftenbach bei Winterthur, der gebürtige Solothurner Mike Müller zusammen mit Barbara Weber, der künftigen Ko-Intendantin des Zürcher Neumarkt-Theaters, in Zürich.

«Wir haben eine performative Ader. Weniger elegant: Wir sind Rampensäue»

13. Januar 2008, SonntagsZeitung, von Christian Hubschmid, von Esther Girsberger

Viktor Giacobbo und Mike Müller über ihre neue TV-Sendung, die Männerdominanz in der Satire,die täglich wechselnden Freundinnen des einen und […]

Mailbox

Ihr könnt doch nicht einfach aufhören. Jetzt, wo ich fast herausgefunden habe, in welchem Rhythmus ihr beiden für den «Tages-Anzeiger» schreibt. Es war jedenfalls nicht so streng, dass ihr euch wegen Überlastung ausklinken müsst. Ihr müsst wissen, dass ich jede eurer Kolumnen aufgesogen habe wie Honig. Und blöd vor mich hingelacht habe im Café. Vor einem Text, in einer Schweizer Zeitung! Jedes Mal ein Ereignis. Wann liest man heute schon etwas Lustiges in der Zeitung – ausser am Sonntag? Die meisten Kolumnisten meinen es ja todernst, wollen alle nur die Anständigkeit in der Politik, den Proporz oder die EU retten. Ihr habt einfach auf alles geschossen, was sich bewegt. Wunderbar.

Warum hört ihr auf? Ihr schiebt andere Verpflichtun- gen vor. Eure Bühnen- und TV-Projekte gehen mich als Zeitungsleser doch gar nichts an. Wollt ihr mich ins Theater zwingen? Oder zum TV-Gucker machen? Hat euch wenigstens Peter Hartmeier ein höheres Honorar verweigert? Das wäre für mich die einzig akzeptable Rechtfertigung für Fahnenflucht. Oder seid ihr einfach zu faul? Am traurigsten finde ich, dass die Leser nicht massenhaft protestieren.Vermutlich hat wieder mal kein Schwein erkannt, was sich da abspielt: nichts weniger als eine freiwillige Niederlage der Print-Satire gegenüber den elektronischen Medien. Zwei der genialsten Schreiber schützen Arbeit fürs Fernsehen und die Bühne vor, um sich aus der Zeitung zu verabschieden. Das bedeutet doch letztlich, dass man immer noch denkt, dass Unterhaltung in der Zeitung nur eine Insel zu sein hat. Eine temporäre dazu. Und dass man alle Stars pensionieren sollte, sobald man sich an sie gewöhnt hat. Typisch Schweiz.

Auch eure fast bundesrätliche Art des Abschieds: koordinier- ter Rücktritt zu zweit. Als ob ihr zusammengehörtet. Und dieses Doppelinterview am Freitag! Peinlich: Zwei Satiriker philosophieren über Satire und was sie dürfen darf. Rückzug zweier Humoristen auf die Metaebene sozusagen. Aber vielleicht habt ihr ja einfach vor der Realität kapituliert. Die überholt ja geschriebene Satire fast täglich: Habt ihr schon gehört, wie teuer dieses Neujahr Hummer und Jahrgang-Champagner in St. Moritz sind? Und wer alles kommt, um ihn zu geniessen? Ich läse gerne, was euch dazu einfiele.Mit freundlichen Grüssen Peter Rothenbühler

Peter Rothenbühler ist Chefredaktor von «Le Matin»

Lieber Viktor Giacobbo, lieber Lorenz Keiser

30. Dezember 2007, SonntagsZeitung, von Peter Rothenbühler

Mailbox Ihr könnt doch nicht einfach aufhören. Jetzt, wo ich fast herausgefunden habe, in welchem Rhythmus ihr beiden für den […]

Knie startet zu seiner 88. Tournee – mit Fredi Hinz auf Suleika

RAPPERSWIL SG · Prompt entdeckt der Berufskiffer Fredi Hinz, der es jetzt doch als Pausenclown und Running Gag zum Zirkus Knie gebracht hat, einen alten Bekannten im Publikum und bittet ihn um einen Gefallen. Bundespräsident Moritz Leuenberger zögert keine Sekunde, denn: «Ich arbeite ja auch im Zirkus.» Worauf Fredi nachfragt: «In dem kleinen in Bern, in dem man nie weiss, wer eigentlich der Direktor ist?»

Diese spontane Episode aus dem neuen Programm unseres National-Circus Knie illustriert trefflich, wie eng da – nein, nicht Hinz und Kunz, wohl aber Hinz, der bekennende Sozialfall, und sein Schöpfer Viktor Giacobbo, Satiriker, Kolumnist und Schauspieler, zusammenarbeiten. Sie reihen sich würdig ein in die Knie-Tradition, einen Spassmacher durchs Programm führen zu lassen. Einst war Kabarettist Emil Steinberger da, dann die Clowns Dimitri und Pic, das Duo Fischbach und Massimo Rocchi.

Gemeinsam finden Hinz und Giacobbo die richtige Mischung: hier ein träfer politischer Spruch, dort ein Ulk, hier ein frecher persönlicher Seitenhieb, dort Klamauk. Und als Hinz, laut Selbstzeugnis ein Meister in der «hohen Schule des Trampeltiers», rückwärts zwischen den Höckern des braven Kamels Suleika sitzt, «diesen Airbags», und auf der Blockflöte «Blowin‘ in the Wind» intoniert – da ist die Parodie auf den Zirkus gleich auch noch mit dabei im Gesamtpaket. Das Publikum honorierts mit stürmischem Applaus.

Das 88. Knie-Programm steht unter dem Motto «Sooo guet!» und ist reich an Höhepunkten: Mary-José Knie lässt, man glaubt es nicht, Lamas und Guanakos höchst anmutig tanzen, Géraldine Katharina Knie ihre Pferde, Franco Knie jr. die Elefanten, eine Frauentruppe aus China ihre diabolischen Dinger an Schnüren. Wem gehört da die Palme?

Für Ballettmeister Heinz Spoerli ist klar: «Eindeutig dem Vertical Tango von Sam und Sandra, dieser Umsetzung eines erotisch-sinnlichen Tanzes an die vertikale Turnstange – fantastisch, grossartig!» Diesem Urteil schliessen sich an: Wilfried Maurer, ehemaliger Zirkusrezensent des «Tages-Anzeigers» mit 34 Dienstjahren, Bandleader Pepe Lienhard, Thomas Leuenberger vom Duo Flügzüg, Bundespräsident Moritz Leuenberger, Maya und Thierry Lalive d’Epinay, sie gewesene Nationalrätin, er amtierender SBB-Präsident, und Artist David Dimitri. Der Vertical Tango der Schwyzerin Sandra Feusi und des Amerikaners Sam Payne, beide seit 13 Jahren beim Zirkus und seit elf verheiratet, holt sich bei unserer Umfrage mit grossem Abstand die meisten Stimmen.

Irgendwo geistert Prinzessin Stéphanie von Monaco herum, hält sich aber, anders als auch schon, von der Familie Knie fern, wird auch nicht mit Fredi Hinz erwischt und ist schon wieder verschwunden. Zirkus-Chef Franco Knie, seine dritte Ehefrau Claudia am Arm, ist glücklich über die stehenden Ovationen, mit denen sich das Publikum für den Abend bedankt: «Das wird ein sehr guter Jahrgang werden.»

Nicht ganz so entspannt ist unser Bundespräsident. Mit seinem lockeren Spruch im Zirkuszelt hat er sich ganz schön was eingebrockt: Bis über Mitternacht hinaus wird er bei der Premierenfeier von seiner Tischrunde und den Journalisten bestürmt, er möge doch bitte die Vorgänge in der Berner Manege etwas detaillierter beschreiben.

Doch Leuenberger unterlässt das wohlweislich. Er kennt schliesslich seine Elefanten, Lamas und Kamele.

Ein Kamel kommt selten allein

26. März 2006, SonntagsZeitung, von Roger Anderegg

Knie startet zu seiner 88. Tournee – mit Fredi Hinz auf Suleika RAPPERSWIL SG · Prompt entdeckt der Berufskiffer Fredi […]

Das Casinotheater Winterthur feiert und finanziert sich selberWinterthur · Die Idee hatte der neue künstlerische Leiter des Hauses, Direktor Paul Burkhalter, und die beiden Verwaltungsratspräsidenten, Viktor Giacobbo für die Casino Theater AG Winterthur und Patrick Frey für die Casino Immobilien AG Winterthur, stimmten sofort zu: Mit einer festlichen Benefizveranstaltung sollte das Haus für Kleinkunst, Kabarett und Comedy neue Mittel äufnen, um künftige mögliche Defizite schon mal weitsichtig abzufangen. Das Gerücht, das Theater, in dem auch schon die renommierte Branchentrophäe Salzburger Stier verliehen wurde, sei inzwischen selber stier, wurde in aller Form dementiert.

Also feierten gestern Nacht 350 Gäste die Gala 05, samt Kleinkunst, grossem Buffet, Tanz und Tombola, und das zum stolzen Platzpreis von 450 Franken. Das Casinotheater finanziert sich weitgehend selber: Die Aktionäre legen Geld ein, bezahlen trotzdem stattliche Eintrittspreise und treten möglicherweise gar noch selber auf – oder doch mindestens, wie an diesem Samstagabend, in Erscheinung. «Wir folgen eben einem eigenen Wirtschaftsprinzip», sagt Giacobbo, «und das ist die verdeckte Selbstausbeutung.» Und Frey ergänzt: «Und alle geniessen es und profitieren davon.»

Tatsächlich: Diesem Perpetuum mobile der Kleinkunst, das in Winterthur erfunden worden ist, strömen die hochkarätigen Gäste nur so zu. Schauspieler Mathias Gnädinger ist mit Ehefrau Ursula da. Kabarettist Franz Hohler, der Doyen der Branche, kommt von Oerlikon her gewandert oder mindestens vom Hauptbahnhof Winterthur. Ständerat Ernst «Aschi» Leuenberger ist gar von Solothurn hergefahren – «aus Bewunderung für Giacobbo». Später gibt der Eisenbahngewerkschafter dem zweiten Winterthurer Lokalstar Beni Thurnheer ein paar Tipps, die sich Beni erbittet, weil sein Sohn Lokführer werden möchte.

Möglicherweise würde sich auch SBB-VR-Präsident Thierry Lalive d’Epinay gerne an dieser Diskussion beteiligen, der, mit seiner schönen Frau Maya, wenig später über den roten Teppich schreitet – so verbindet der Humor so gar Klassen. «Ein genialer Profi» sei Giacobbo für ihn, sagt er, und auch Beni schwärmt vom ungewöhnlichen Businessmodell des Casinotheaters: «Es ist aus einer Initiative von Künstlern entstanden, die zusammenstehen und das aus eigener Kraft betreiben, ohne Subventionen. Es macht Spass, dabeizusein, es ist eine Art kultureller Schmelztiegel.» Und wie immer, wenn die Initiative der Kleinen gewürdigt wird, ist Kurt Felix nicht weit: «Das Casinotheater ist ein Gegenmodell zur subventionierten Hochkultur – und mir deshalb eine ganz besondere Freude.»

Nationalrätin Christine Egerszegi hat es als Mitglied des berühmten Lehrer-Cabarets Mellingen hergezogen. Sie schreibt selber Texte; «im Rat in Bern gibt es dafür Stoff genug», sagt sie, woran niemand in der Runde zweifelt. Sängerin Vera Kaa und Schauspielerin Bettina Dieterle albern herum. Regisseurin Katja Früh ist mit Schauspieler Ludwig Boettger gekommen, den wir aus «Lüthi und Blanc» kennen.

Überraschungsgast Piet Klocke trifft ein, Regierungsrat Markus Notter ist da und Ex-Fernsehmann Peter Wettler. Filmproduzentin Ruth Waldburger ist in Begleitung von Regisseurin Sabine Boss, die demnächst mit den Dreharbeiten beginnen wird für «Under Cover», eine Agentenkomödie mit einem gewissen Viktor Giacobbo in der Hauptrolle. Gross- aktionär – «ja, ja, eine sechsstellige Summe» – Roger Schawinski ist aus Berlin angereist, und Nationalrat und Jean-Frey-CEO Filippo Leutenegger immerhin aus der rechten Ecke der FDP.

Die ganze Welt ist sozusagen nach Winterthur gekommen. Nur einen wundert das nicht. Der Winterthurer Stadtpräsident Ernst Wohlwend weiss: «Winterthur ist eine trendige Stadt geworden, und unser populärstes Kulturgut ist das Casinotheater.»

So wars:
Stimmung: Ausgelassen
Highlight: All die alten Bekannten
Gesprächsthema: Wer ist denn bloss dieser Überraschungsgast?
Fazit: Volle Kasse

Perpetuum mobile des Humors

20. März 2005, SonntagsZeitung, von Roger Anderegg

Das Casinotheater Winterthur feiert und finanziert sich selberWinterthur · Die Idee hatte der neue künstlerische Leiter des Hauses, Direktor Paul […]

Satiriker Viktor Giacobbo gibt einen Unternehmer – die neueste Rolle ist vielleicht seine besteAuch mancher Verwaltungsratspräsident hat klein angefangen. Viktor Giacobbo zum Beispiel begann als Securitaswächter. Den gab er bei Firmenjubiläen und Banketten so überzeugend, dass ihm die Gäste bei der Eingangskontrolle freiwillig ihre Handtaschen zur Inspektion überliessen. Erst wenn der Mann allzu intime Fragen zu deren Inhalt stellte, dämmerte den Leuten, dass das bereits Bestandteil der Show war.

Die Truppe, die solcherart für Verunsicherung sorgte und den Begriff des Theaters keck ausweitete, nannte sich «Harul’s Top Service» und wurde als parodistischer Stosstrupp auch als «die verrückten Kellner» bekannt.

Kellner – das war für Giacobbo denn auch die nächsthöhere Stufe. Dann wechselte er, zunächst als satirischer Schlusspunkt der TV-Sendung «Medienkritik», auf den Bildschirm. Nach zwei Jahren bekam er seine eigene Show. Heute präsentiert er regelmässig «Viktors Spätprogramm», schreibt Kolumnen, ist im Kino in «Ernstfall in Havanna» zu sehen und moderiert private Galas. Sein Repertoire besteht mittlerweile aus mehr als zehn Figuren, Harry Hasler, Fredi Hinz, Debbie Mötteli, Rajiv & Co.

Jetzt hat sich Giacobbo seine grösste Rolle angelacht: Knapp 15 Jahre nach seinem Debüt als Securitaswächter präsidiert er den Verwaltungsrat der Casino Theater AG. Er ist auf dem Gipfel seiner Karriere angelangt.

Natürlich sieht das ein Satiriker anders. «VR-Präsident ist ganz im Gegenteil der Tiefpunkt meiner Karriere», sagt Giacobbo. «Das ist ja heute der meistgeschimpfte Job im Lande. Man braucht sich bloss so die Berufskollegen anzuschauen…»

Immerhin steht er einem Unternehmen der innovativen Art vor. Mit dem Casinotheater Winterthur, einem Haus für Kleinkunst, Kabarett und Komödie, erhält das Lachen eine ständige Adresse. Die Parodie, diese Streunerin, bekommt eine feste Bleibe. Die Satire, dieses flatterhafte Wesen, wird sesshaft.

Und die Künstler werden Aktionäre. Seit Giacobbo sein Projekt lanciert hat, herrscht in der Branche Generalmobil- machung. An die fünfzig Klein- und andere Künstler haben je mindestens 10 000 Franken investiert, Initiant Giacobbo selber «einen sechsstelligen Betrag unter einer halben Million».

Schnell fügt er bei: «Die Menge der erworbenen Aktien hat nichts zu tun mit der Präsenz auf der Bühne.» Also nix da mit Unterhaltungsmafia. Spricht jetzt doch der Satiriker aus dem Verwaltungsratspräsidenten?

Nein, umgekehrt: Aus dem Satiriker spricht der Unternehmer. «Wir wirtschaften auf seriösem Boden, wir haben sehr vorsichtig kalkuliert», versichert der VR-Präsident. «Bei einem Umbaubudget von 13,5 Millionen haben wir heute nur null Komma etwas Prozent Mehrausgaben.» Nicht nur im Weltverbessern arbeiten Satiriker offenbar präziser als viele kommunale Bauherren und Politiker.

Winterthur als neue Humordestination wird die Lachgeografie des Landes ernsthaft verändern. Denn heute denkt ein Unternehmer wenn nicht global, so doch überregional. Giacobbo rechnet mit einem Einzugsgebiet, das bis Bodensee und Rhein reicht, bis St. Gallen und Schaffhausen, und die Stadt Zürich mit einschliesst: «Die Zürcher kommen immer gern nach Winterthur, wenn hier was los ist.»

Dabei weiss ein kluger Unternehmer auch den Lokalpatriotismus zu nutzen. TV- und Radio-Moderator Beni Thurnheer steht zwar eher im Rufe eines Schnellschnorris als eines Kleinkünstlers, ist aber immerhin bekennender Winterthurer und folglich mit dabei. Schriftsteller Peter Stamm, der sich mit seinem Ouvre («Agnes», «Ungefähre Landschaft») als begnadeter Jungtragiker profiliert hat, findet in seinem Frühwerk prompt zwei Humoresken, die im Juni auf der Casinobühne gegeben werden.

«Unser Kapital ist die grosse Aufmerksamkeit, die wir geniessen, weil wir viele bekannte Leute haben, die innovative Sachen bringen», sagt Giacobbo. Die engeren Branchenkollegen sind eh alle dabei: Patrick Frey (er inzwischen VR-Präsident der Casino Immobilien AG), Joachim Rittmeyer und Lorenz Keiser, Gardi Hutter und Franz Hohler. Müller Walter Andreas und Müller Mike. Aktionäre, wohin man schaut.

Ein weitsichtiger VR-Präsident sorgt auch für optimale Auslastung des Hauses. Giacobbo verfügt über beste Verbindungen zu Funk und Fernsehen, und die werden hier synergetisch genutzt: SF DRS zeichnet wöchentlich eine Comedy-Show auf, und Radio DRS überträgt die Verleihung des Salzburger Stiers live. Vielleicht jemand im Saal, der den noch nicht bekommen hat?

Während die Handwerker noch hämmern, führt uns der VR-Präsident stolz durchs Haus. Das Casinotheater ist ein stattliches Gebäude aus der Gründerzeit. Von aussen wirkt es nüchtern wie eine Humorfabrik. Im Restaurant kriegt das Servicepersonal gerade seine Einführung. Auf der Bühne probt Regisseurin Katja Früh mit lauter Aktionären das Premierenspektakel «Die Eröffnung». Die 15 Vorstellungen sind ausverkauft.

Dann stehen wir im imposanten Bankettsaal. Hier erlebte der VR-Präsident einst seine militärische Aushebung, die ihm den begehrten Stempel «Dienstuntauglich» eintrug. «Nicht ohne mein Zutun», sagt er und lächelt ironisch. «Die Buchungen für den Saal laufen super», schwärmt Giacobbo. Hier werden Tagungen und Bankette für bis zu 500 Leute ausgerichtet – und Aktionärsversammlungen. Nur noch die Kronleuchter waten auf die Endmontage.

Ernstfall in Winterthur

22. April 2002, SonntagsZeitung, von Roger Anderegg

Satiriker Viktor Giacobbo gibt einen Unternehmer – die neueste Rolle ist vielleicht seine besteAuch mancher Verwaltungsratspräsident hat klein angefangen. Viktor […]

Warum der «Ernstfall in Havanna» zum Glücksfall wurde

 

Wenn der Chefsatiriker des Landes zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen ist, zittern alle ein bisschen. Die Giacobbo-Fans vor Neugierde: Spielt er da mehr den Hasler oder den Rajiv? Die Cinéphilen vor Misstrauen: Wird das ein Film oder eine Reihe von Kabarettnummern? Und natürlich sind die Ängste der Produzentin Ruth Waldburger bei einem solchen Prestigeprojekt ebenso gross wie ihre Hoffnungen.

Nach der Mittwochpremiere von «Ernstfall in Havanna» also das Aufatmen: Experiment gelungen! Viktor Giacobbo ist in seinem ersten Kinofilm weder Hasler noch Schawinski, überhaupt Niemandes Karikatur, sondern der Botschaftsangestellte Stefan Balsiger, eine echte Filmfigur mit mehr als einem Charaktermerkmal im darstellerischen Köcher. Schon ganz am Anfang des Films entzückt eine Tanzszene: Der Balsiger, fiebrig erwartungsvoll, tänzelt aus dem Bett ins Bad, kleine Schrittchen auf den Zehenspitzen, nach links, nach rechts, und schwupps um die eigene Achse, ein lächerlich rührender Schmalspur-Travolta in karierten Boxershorts. Nur jene, die auf eine beissende Politsatire im Stil von «Viktors Spätprogramm» hofften, werden den ganz hämischen Giftzahn des Kabarettisten missen.

Es gibt viel zu lachen, doch «Ernstfall in Havanna» ist kein Klamauk

Der Handlungsknoten ist schnell geknüpft: Der kleine Mann Balsiger hat grandiose Gelüste. In der kleinen Schweizer Botschaft auf Kuba will er auf Grandseigneur machen, mit Zigarre und weissem Leinenanzug. Die Gelegenheit bietet sich, sobald sein Chef auf Dienstreise nach Bern abrauscht. Noch während Balsiger der Schweizer Fotografin Bea (Sabina Schneebeli) für eine People-Story posiert, nimmt Unheil seinen Lauf. Ein echter Grosskotz kommt an, US-Senator Russel.

Der Film gibt nicht vor, das Komödiengenre neu erfinden zu wollen. Wozu auch? Der kleine Mann, die ehrgeizige Journalistin, der gutmütige, wenn auch trottlige Sicherheitsbeamte, die heiss-blütige Kubanerin – das ist eine erprobte Klamauk-Besetzung, die selten ihre Wirkung verfehlt. («Die Schweizermacher» waren da eigenständiger mit den übereifrigen Einwanderungsbeamten, denn darauf mussten die Amerikaner erst kommen, was sie auch taten, 1990, mit «Green Card»). Doch nicht umsonst heisst der Film «Ernstfall in Havanna». Es gibt viel zu lachen – reiner Klamauk ist er aber nicht.

Obwohl das Drehbuch von Viktor Giacobbo stammt (und von Domenico Blass, der auch schon «Viktors Spätprogramm» mit seinem Witz alimentierte), und obwohl der Film stark von der Hauptfigur Balsiger lebt, ist die Handschrift der Regisseurin Sabine Boss unverkennbar. Die 35-jährige Absolventin der Zürcher Filmklasse hat mit ihrem Debutfilm, der TV-Produktion «Studers erster Fall», auf sich aufmerksam gemacht. Schon in dieser eigenwilligen Umsetzung des Romans «Matto regiert» von Friedrich Glauser hat Boss ein eigenwilliges Tempo vorgegeben und ihrer Hauptfigur, der weiblichen Kommissarin Studer, eine leicht verschrobene Ernsthaftigkeit verliehen. Ähnliche, zutiefst helvetische Widerborstigkeit vermochte die junge Regisseurin auch in Santo Domingo in Szene zu setzen, wo «Havanna» – in Ermangelung der Dreherlaubnis auf Kuba – entstand.

Die bedächtige Sprache überhöht die Geschwindigkeit der Ereignisse

Wer eine Knall auf Fall geschnittene Screwball Comedy erwartet, wird also zunächst enttäuscht. Flotte Salsa (Musik: Balz Bachmann, Peter Bräker) macht Stimmung, der Film nimmt sich aber Zeit. Das Unvermeidliche entrollt sich erst gemächlich und Charaktere, die man meint, sofort durchschaut zu haben, werden sorgfältig installiert. Die Fotografin verrät bei ihrer Ankunft im Flughafen ihre rebellische Ader. Der Botschafter zeigt bei der Instruktion der Subalternen den keinesfalls partizipativen Führungsstil. Und der naive Grössenwahn Balsigers verrät sich in der Szene mit dem amerikanischen Diplomatenkollegen Claiborne: «Sorry», sagt dieser, «verlass mein Büro, ich habe einen Anruf aus Washington», worauf Balsiger antwortet: «I know what you mean», und dann, bedeutungsvoll «Berne».

Sobald sich die Ereignisse nach der Ankunft Russels überschlagen, gewinnt der Film an Tempo. Nur in der Art, wie die Schweizer Englisch und Spanisch sprechen, hallt die bedächtige Langsamkeit nach. Die als langsam eingeführten, langsam sprechenden Figuren sehen sich plötzlich einer Kaskade von Ereignissen ausgesetzt, die sie überfordert. Dadurch, dass Sabine Boss diesen Kontrast in die Struktur des Films einbaut – zuerst langsam und dann immer schneller – gibt sie dem komödiantischen Stoff eine solide Basis. So wirken die Figuren viel glaubwürdiger.

Die Charakterisierung, wie man nach «Studers erster Fall» und nun dem «Ernstfall» bemerkt, gehört zu den grossen Stärken der Regisseurin, die an deutschen Theatern ihr Knowhow in Schauspielerführung übte. Auch wenn Sabina Schneebeli in der Rolle der Fotografin etwas blass bleibt, begeistern schauspielerische Leistungen bis in die Nebenrollen hinein – Mike Müller etwa als Sicherheitsbeamter Rüegg, Daniel Rohr als Bundesratsassistent Thomas Fröhlicher oder Jean-Pierre Cornu als Bundesrat Hitz – Cornu ist dazu dem amtierenden Bundesrat Deiss täuschend ähnlich.

Die Regisseurin erzählt, dass während der Dreharbeit sie und Viktor Giacobbo viel zu streiten hatten – trotz, oder gerade wegen der grundsätzlich vorhandenen Sympathie. Als Zuschauer ist man froh um diese Auseinandersetzung: «Ernstfall in Havanna» ist dadurch kein eindimensionales Starvehikel geworden, sondern ein echter Schweizer «Glücksfall in Havanna». Auch wenn es die Dominikanische Republik war.

Balsiger kennt kein Tempolimit

10. März 2002, SonntagsZeitung, von Ewa Hess

Warum der «Ernstfall in Havanna» zum Glücksfall wurde   Wenn der Chefsatiriker des Landes zum ersten Mal auf der Leinwand […]

Thema – Sonntagsgespräch: Viktor Giacobbo über seinen Kinofilm «Ernstfall in Havanna», seine Pläne im Casinotheater Winterthur und Satire am FernsehenSonntagsZeitung: Herr Giacobbo, haben Sie heute schon gelacht?

Viktor Giacobbo: (lacht) Hab ich.

Worüber?

Viktor Giacobbo: Wir haben über den Film «Big Deal» diskutiert und gelacht. Der Streifen hat echt witzige Szenen.

Was bringt Sie sonst noch zum Lachen?

Giacobbo: Komik, die unerwartete Pointen liefert, aber auch schleichende Komik, die gar nicht auf Pointen angewiesen ist. Und dann natürlich der Klassiker: Jemand rutscht auf einer Bananenschale aus – simpel und unerreicht!

Wie lebt es sich als professioneller Spassvogel im Alltag? Nimmt man Sie auf der Strasse überhaupt noch ernst?

Giacobbo: Seltsamerweise ja. Ich werde auf der Strasse selten mit «He, Harry!» angesprochen.

Und worauf führen Sie das zurück?

Giacobbo: Ich habe wahrscheinlich ein ziemlich intelligentes Publikum.

Das ist eine interessante Erklärung.

Giacobbo: Vielleicht nehmen mich die Leute auch deshalb ernst, weil sie merken, dass das Grundmaterial meiner Nummern immer ernsthaft ist. Meine Satiren gehen immer von einem Problem aus, das ich dann in übertriebener Form umsetze.

Wie kommen Sie zu Ihren Figuren?

Giacobbo: Meist zufällig. Manche Typen entstehen auch aus purer Not. Wir wollten zum Beispiel einmal eine Nummer zum Thema «Finanzspritze» machen. Sie sollte in einem Fixerstübli spielen, wo die Wirtschaftsvertreter ihre Spritze holen kommen. Da wir keinen hatten, der den Junkie spielte, übernahm halt ich den Part. So entstand die Figur Fredi Hinz.

Ist unser Land satiretauglich? Die Schweiz gilt nicht unbedingt als Hort des Humors.

Giacobbo: Da bin ich absolut anderer Meinung. Die Schweizer sind nicht weniger lustig als die Bürger anderer Länder. Als Positivbeispiel erwähnt man immer England als Herkunftsland des schwarzen Humors. Doch dieser Humor findet in Grossbritannien auch nur im Spartenprogramm und bei jüngeren Komikern statt, nicht aber bei den Bergarbeitern in York. Dort regiert wie anderswo auch der Massenhumor.

Sie sind soeben 50 Jahre alt geworden. Viele treten in diesem Alter etwas kürzer. Sie aber geben immer mehr Gas.

Giacobbo: Das ist wahrscheinlich so eine Art Altersradikalität.

Sie bringen monatlich eine neue Ausgabe von «Viktors Spätprogramm» heraus, schreiben Zeitungskolumnen, am 14. März kommt Ihr erster Spielfilm in die Kinos, und am 1. Mai eröffnen Sie in Winterthur eine Kabarettbühne. Sind Sie ein Workaholic?

Giacobbo: Nein. Ich bin eigentlich ein sehr fauler Mensch. Aber weil ich keine Karriereplanung betreibe, prallen halt immer wieder neue Projekte an mich heran. Jetzt kommen zufälligerweise zwei grosse Kisten auf einmal zur Vollendung.

Wann sehen Sie eigentlich noch Ihre Freundin, die Kabarettistin Nadja («Nadeschkin») Sieger?

Giacobbo: Zu wenig. Manchmal gerate ich in die bescheuerte Situation, dass ich mir sogar meine Freizeit in die Agenda einschreiben muss. Oder ich notiere «Lektüre» in meinen Terminkalender, weil ich sonst schlicht nicht mehr zum Bücherlesen komme.

Was machen Sie, wenn Sie mal keine Scherze aushecken?

Giacobbo: Ich habe einen grossen Freundeskreis, lese gern, gehe ins Kino und ins Theater, reise und wandere – ich mache halt, was viele andere Leute auch tun.

Sie hüten Ihr Privatleben wie Ihren Augapfel. Was haben Sie zu verbergen?

Giacobbo: Ja, ich verberge mein absolut stinklangweiliges Normalleben, weil ich einen gewissen Glamour in der Öffentlichkeit vertreten muss. Wenn die Leute mein Privatleben mitbekämen, wären sie dermassen enttäuscht, dass sie sich von mir abwenden würden.

Dann wird es von Ihnen also nie eine Homestory geben?

Giacobbo: Nie im Leben! Ich inszeniere mich schon in meinen Programmen genug. Ich muss das nicht auch noch privat machen wie all jene Promis, die sich zum Beispiel beim Frühstück fotografieren lassen und dann so tun, als sei die Szene nicht gestellt. Homestorys halte ich für etwas absolut Dämliches.

«Viktors Spätprogramm» flimmert seit über zwölf Jahren über den Bildschirm. Haben Sie noch keine Ermüdungserscheinungen?

Giacobbo: Die Sendung wird es sicher nicht mehr so lange geben, wie sie bis heute gelaufen ist, das ist klar. Noch ist aber alles in Ordnung. Das Publikum mag das «Spätprogramm», und wir haben noch immer sehr viel Spass beim Machen der Sendung. Sobald ich aber merken sollte, dass wir uns wiederholen oder uns die Lust vergeht, dann ist Schluss.

Als «Mister Satire» stehen Sie beim Schweizer Fernsehen allein auf weiter Flur. Sie haben sozusagen eine staatstragende Funktion.

Giacobbo: Ich habe diese Stellung nie gesucht. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, weshalb ich der Einzige bin, der beim Schweizer Fernsehen in dieser Sparte arbeitet. Ich bin nur für meine Sendung verantwortlich und gehöre nicht zur Programmdirektion.

Warum tut sich das Schweizer Fernsehen so schwer mit Kabarett und Satire?

Giacobbo: Satire im Fernsehen ist eine Sparte, die man nicht einfach mit der Muttermilch mitbekommt – man muss sie lernen. Dazu braucht man allerdings jemanden, der einem das Spielfeld zur Verfügung stellt und auch Fehler zulässt. SF DRS steht punkto Satire im Vergleich zu den übrigen Medien sehr gut da.

Was ist für Sie gute Satire?

Giacobbo: Gute Satire muss unterhalten und den Standpunkt des Urhebers klar machen. Sie funktioniert, wenn sie überrascht – indem die Leute entweder über sich selber oder über andere lachen.

Schadenfreude als Prinzip?

Giacobbo: Natürlich, nur gibt man das selten zu. Man darf sich keine Illusionen machen: Durch Satire wird keiner politisch verändert oder moralisch geläutert.

Manche Leute fühlen sich aber auf den Schlips getreten, wenn man über sie lacht.

Giacobbo: Stimmt. Und dann gibt es auch noch Leute, die zu wissen glauben, worüber man Witze machen darf und worüber nicht. Heikel wirds zum Beispiel beim Thema Religion. Manche finden, man dürfe keine Witze über den Papst machen – vor allem, weil er krank ist. Andere sagen, man dürfe keine Witze über Hitler machen. Warum das so ist, konnte mir noch niemand schlüssig erklären – vielleicht, weil Hitler so böse war, dass man ihn heute verschonen muss.

Wo hört für Sie der Spass auf?

Giacobbo: Wenn es nicht mehr lustig ist.

Gibt es für Sie keine ethischen Tabus?

Giacobbo: Jeder muss selber wissen, wie weit er gehen will. Mein Leitspruch lautet: Es ist leicht, frech zu sein, aber sehr viel schwieriger, lustig zu sein. Kommt beides zusammen, ist es optimal.

Mit dem Winterthurer Casinotheater und Ihrem Filmerstling «Ernstfall in Havanna» betreten Sie gleich zweimal Neuland. Werden Sie jetzt zum Unterhaltungsunternehmer?

Giacobbo: Nein. Alles, was an diesen beiden Projekten seriös ist, wird von anderen besorgt – beim Film beispielsweise von der Regisseurin Sabine Boss. Beim Casinotheater trage ich nur den schmückenden Titel eines Verwaltungsratspräsidenten. Heutzutage muss man allerdings sagen, dass dieser Titel nicht mehr so sehr schmückt wie auch schon und andere für die Schande, die man mit diesem Titel herumträgt, wenigstens noch eine gute Abgangsentschädigung erhalten. Die muss ich mir noch aushandeln. Im Ernst: Beim Casinotheater bin ich nur Teil einer Gruppe von Künstlern, die das neue Theater nicht nur führen, sondern auch besitzen werden. Und am Film war ich bloss künstlerisch beteiligt.

«Ernstfall in Havanna» ist ein Sololauf: Sie haben den Filmstoff entwickelt und spielen gleich auch noch die Hauptrolle – ganz schön dreist für einen Filmnovizen.

Giacobbo: Es ist kein Sololauf. Ich hatte zwar die Grundidee und spiele die Hauptrolle. Das Drehbuch schrieb ich aber gemeinsam mit Domenico Blass. Und ohne die Produzentin Ruth Waldburger und die Regisseurin Sabine Boss wäre der Film nie zu Stande gekommen.

Wie sind Sie auf die Stoffidee gekommen?

Giacobbo: Freunde, die im diplomatischen Dienst arbeiten, haben mir erzählt, dass die Schweiz in Kuba die Interessen der USA vertritt – und zwar in einem von den Amerikanern fixfertig eingerichteten Botschaftsgebäude. In diesem Haus ist der Schweizer Botschafter offizieller Chef. Ich finde, das schreit gerade nach einer komischen Umsetzung: Man kann sich ja lebhaft vorstellen, dass der Schweizer den Amerikanern nicht so wahnsinnig viel zu befehlen hat, sondern eher der Wasserträger ist. Für den Film haben wir uns ausgemalt, was alles ins Rollen kommen könnte, wenn der kleine Schweizer, der alles richtig machen möchte, aber hoffnungslos überfordert ist, eine zweite «Kuba-Krise» heraufbeschwört.

«Ernstfall in Havanna» ist mit einem Budget von 3,3 Millionen Franken die teuerste Schweizer Komödie aller Zeiten.

Giacobbo: Im internationalen Vergleich ist das ein Klacks. Alle Beteiligten arbeiteten für Honorare, die deutlich unter dem normalen Niveau liegen. Das Team arbeitete sechs Tage pro Woche und hatte häufig einen Zehn-Stunden-Tag. Das finde ich fantastisch.

Ich nehme an, Sie stehen jetzt unter mächtigem Erfolgsdruck.

Giacobbo: Viel nervöser ist die Produzentin. Aber klar: Ich bin natürlich gespannt, wie der Film beim Publikum ankommt.

Sind Sie mit Ihrem Debüt als Filmschauspieler zufrieden?

Giacobbo: Das tönt jetzt vielleicht etwas kokett: Ich bin selten zufrieden mit meiner Arbeit. Ich ertrage mich schwer – vor allem, wenn ich mich 90 Minuten lang selber angucken muss. Dann sehe ich nur noch die Fehler und leide fürchterlich.

Das Geld für Ihren Film musste mühsam zusammengekratzt werden, dann verweigerte Ihnen die kubanische Regierung die Dreherlaubnis, und Sie mussten auf die Dominikanische Republik ausweichen. Ich nehme an, Ihnen ist inzwischen die Lust am Filmemachen vergangen.

Giacobbo: Ganz und gar nicht. Die Dreharbeiten in Santo Domingo waren ein schönes Erlebnis. In der Crew waren Leute aus acht Nationen, und alle haben an einem Schweizer Stoff gearbeitet – wunderbar!

Was erwartet die Zuschauer? Eine Klamaukkomödie à la «Viktor, der Film»?

Giacobbo: Nein, genau das wollte ich nicht. Es ist für mich völlig undenkbar, meine Fernsehfiguren je in einem Film zu verbraten. Zudem halte ich Filme, die einen alle zehn Sekunden zum Lachen bringen wollen, für langweilig. Die Komik im Film entsteht nicht durch Klamauk, sondern durch die spezielle Situation in Kuba und die Überforderung des Schweizer Botschaftsbeamten Stefan Balsiger.

Viele Ihrer Figuren sind Überforderte. Ist das die versteckte Gesellschaftskritik eines Altlinken?

Giacobbo: Überhaupt nicht. Ich mag die Überforderten ganz einfach deshalb, weil sie komisch wirken.

Sie waren früher sehr politisch.

Giacobbo: Das bin ich noch immer.

In den Siebzigerjahren waren Sie Maoist und flogen wegen zu radikaler Ansichten aus der SP raus.

Giacobbo: In meinem jugendlichen Überschwang schusterte ich mir damals eine Welt zusammen, in der ich jedes Phänomen erklären konnte: eine schreckliche Haltung, eine Art politisches Sektierertum. Heute muss ich allerdings sagen, dass einige meiner Mitstreiter aus jener Zeit später sehr viel Kreatives für unser Land geleistet haben.

Welche Partei wählen Sie heute?

Giacobbo: Ich wähle links. Wobei ich mir nicht alle Wahllisten gefallen lasse: Ich streiche immer sehr viele Namen raus und ersetze sie durch andere, auch aus bürgerlichen Parteien. Ich bin heute wahrscheinlich ein angepasster Crossover-Libertärer – wenn Sie eine Bezeichnung wünschen.

SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli hetzte Ihnen wegen der «Spätprogramm»-Figur Rajiv Prasad sogar die Antirassismuskommission auf den Hals. Was hat die SVP gegen Sie?

Giacobbo: Ich glaube, die SVP hat nicht generell etwas gegen mich. Es gibt in der SVP ein paar Leute, mit denen ich mich auf eine sehr lockere Art sehr gerne streite. Die SVP ist eine erfolgreiche Partei. Ich wünschte mir, dass sich auch andere Parteien so engagiert für ihre Ideale engagieren würden. Christoph Mörgeli wollte provozieren – und er ging dabei sehr geschickt vor. Seiner Ansicht nach geht die Antirassismuskommission immer nur gegen die Rechten und nie gegen die Linken vor. Also startete er einen Versuchsballon und bezichtigte mich des Rassismus. In vorauseilendem Gehorsam ging die Kommission prompt auf Mörgelis Coup ein und bat mich, dem Inder Rajiv ein paar positive Züge hinzuzufügen – einer Kunstfigur!

In Winterthur wollte die SVP Ihr Casinotheater verhindern.

Giacobbo: Nur einzelne Exponenten. Die intelligenteren SVPler haben uns unterstützt. Das mussten sie ja auch, denn es handelt sich ja um ein marktwirtschaftlich orientiertes KMU-Projekt. Ein kleines SVP-Grüppchen allerdings hat seinen traditionellen Nein-Reflex gegen alles Kulturelle ausgelebt. Der SVP-Kantonsrat legte sich quer – mit dem Argument, er unterstütze doch nicht ein Projekt von Leuten, die immer nur dieselben Parteiexponenten karikierten. Da soll mal einer sagen, Satire könne nichts bewegen (lacht).

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ausgerechnet in Winterthur eine Kabarettbühne zu eröffnen?

Giacobbo: Wo denn sonst?

Zum Beispiel in Zürich oder Basel.

Giacobbo: Ich bitte Sie, das ist jetzt sehr unoriginell… Übrigens sind auch schon Leute aus der originellen Kulturstadt Zürich an uns herangetreten: Wir sollen doch unser Theaterprojekt bei ihnen realisieren, falls es in Winterthur bachab gehe. Als ich dann fragte, wo genau in Zürich sich unser Projekt realisieren liesse, wusste plötzlich keiner mehr weiter.

Dann wollen Sie jetzt also als Kulturwohltäter in Winterthurs Stadtgeschichte eingehen?

Giacobbo: Von wegen. Ich bin in Winterthur aufgewachsen und kenne mich hier gut aus. Das über hundertjährige Casino ist mir schon lange aufgefallen. Es ist einfach ideal für eine Kleinkunstbühne mit Restaurations- und Barbetrieb. Zudem ist Winterthur die sechstgrösste Stadt der Schweiz und zieht immer mehr kulturelle Aktivitäten an. So zügelt zum Beispiel die Schweizerische Stiftung für Fotografie von Zürich nach Winterthur.

Wie wollen Sie das Kleintheaterpublikum nach Winterthur locken?

Giacobbo: Mit guten Programmen. Zudem bin ich – auch hier – nicht der Einzige, der lockt. Zahlreiche weitere Künstler tun das auch. Ende Mai wird zum Beispiel der «Salzburger Stier» bei uns verliehen. Das ist einer der renommiertesten Kabarettpreise im deutschsprachigen Raum.

Mit welchem Programm wird das Casinotheater eröffnet?

Giacobbo: Wir starten am 1. Mai mit der Show «Die Eröffnung». Das ist eine Show, an der fast alle beteiligten Künstler teilnehmen werden – also Leute wie Patrick Frey, Franz Hohler, Gardi Hutter, Joachim Rittmeyer, Beni Thurnherr, Sandra Studer, Lorenz Keiser, Stage TV, Ursus & Nadeschkin und so weiter. So etwas hat es noch nie gegeben. Das sollen uns die Zürcher und Basler mal nachmachen.

Wer entscheidet eigentlich, was im Casinotheater gespielt wird – derjenige, der am meisten Geld reingesteckt hat?

Giacobbo: Nein. Es gibt zwei Sorten von Teilhabern: die Künstler- und die Förderaktionäre. Die Künstler haben mehr Stimmrechte als die übrigen Aktionäre. Ein künstlerischer Ausschuss bestimmt über die generelle Ausrichtung der Bühne, und ein Theater- und ein Gastronomiedirektor sind operativ tätig.

Wann gönnen Sie sich mal Ferien?

Giacobbo: Ich mache eine zwei- bis dreimonatige Sommerpause, während der ich kein einziges Engagement annehmen werde.

Und was ist Ihr nächstes grosses Projekt?

Giacobbo: Ich studiere an einem weiteren Spielfilm herum. Vor allem aber werde ich mich am Casinotheater engagieren. In Winterthur wird viel Neues und Unübliches passieren – da will ich unbedingt dabei sein. Zudem möchte ich mehr Zeit fürs Schreiben haben.

«Ich bin heute wahrscheinlich ein angepasster Crossover-Libertärer – wenn Sie eine Bezeichnung wünschen»

«Wenn die Leute mein Privatleben mitbekämen, wären sie enttäuscht»: Viktor Giacobbo

«Ich mag die Überforderten, weil sie komisch wirken»: Viktor Giacobbo

Giacobbos Karriere ergab sich von selbst

Viktor Giacobbo, 1952 geboren, zählt nicht nur zu den populärsten Spassvögeln der Schweiz, er ist auch einer der fleissigsten: Seit zwölf Jahren macht er mit «Viktors Spätprogramm» das Schweizer Fernsehen unsicher, schreibt regelmässig Zeitungskolumnen und Theaterstücke – und wird nun auch noch Unternehmer: Am 1. Mai errichtet er in seiner Heimatstadt Winterthur ein kabarettistisches Denkmal und eröffnet gemeinsam mit Freunden aus der Schweizer Satiriker- und Komikerszene das Casinotheater. Den Durchbruch schaffte Giacobbo 1990, nachdem ihn «Ziischtigs-Club»-Moderator Ueli Heiniger zum Schweizer Fernsehen gelotst hatte. «Viktors Spätprogramm» mauserte sich bald zum Quotenrenner. Figuren wie die Agglo-Helden Harry Hasler und Debbie Mötteli, der Fixer Fredi Hinz oder der geschäftstüchtige Inder Rajiv Prasdan haben heute Kultstatus.

Er habe den Erfolg nie gesucht, sagt der gelernte Schriftsetzer, Lektor und Korrektor. «Sämtliche Karriereschritte haben sich von selbst ergeben.» Giacobbo startete in den Siebzigerjahren als Kolumnist und Satiriker und sorgte mit der Rockkabarettgruppe «Stuzzicadenti», mit «Zampanoo’s Variété» und mit «Haruls Top-Service» auf Kleinkunstbühnen erstmals für Furore.

Dieses Jahr wagt sich der 50-Jährige nochmals auf fremdes Terrain: Am 14. März läuft sein erster Spielfilm «Ernstfall in Havanna» in den Kinos an – eine Politsatire um einen überforderten Schweizer Vizebotschafter, der fast eine zweite «Kuba-Krise» auslöst.

Viktor Giacobbo ist seit vier Jahren mit der Clownin Nadja («Nadeschkin») Sieger liiert.

«Es ist leicht, frech zu sein, aber sehr viel schwieriger, lustig zu sein»

24. Februar 2002, SonntagsZeitung, von Remo Leupin

Thema – Sonntagsgespräch: Viktor Giacobbo über seinen Kinofilm «Ernstfall in Havanna», seine Pläne im Casinotheater Winterthur und Satire am FernsehenSonntagsZeitung: […]

2017