Viktor Giacobbo

, 13. Januar 2008, von Christian Hubschmid und Esther Girsberger

«Wir haben eine performative Ader. Weniger elegant: Wir sind Rampensäue»

Viktor Giacobbo und Mike Müller über ihre neue TV-Sendung, die Männerdominanz in der Satire,die täglich wechselnden Freundinnen des einen und den «unsexiest car» des anderen

 

Ein Zweiergespräch setzt voraus, dass beide ungefähr gleich häufig zu Wort kommen.

Giacobbo: Es steht in unserem Vertrag, dass drei Viertel der Pointen von mir kommen und ein Viertel von Mike.

Müller: Wobei die guten von mir sind.

Es ist doch nichts als recht, wenn Mike Müller bei der gemeinsamen Satiresendung eine untergeordnete Rolle spielt. Schliesslich hat er erst dank Giacobbos Film «Ernstfall in Havanna» den Durchbruch gefeiert.

Giacobbo: Jetzt mal ganz ernsthaft: Wir machen diese Fernsehsendung zusammen, und zwar in gleichwertiger Position.

Bekommen Sie auch die gleiche Gage?

Giacobbo: Auf Anraten meines Treuhänders auf den Cayman Islands äussere ich mich nicht dazu. Ich kann nur sagen, dass man beim Fernsehen nicht reich wird. Mit einer wöchentlichen Gala würden wir besser verdienen. Das Fernsehen hat es nicht nötig, marktgerechte Gagen zu bezahlen.

Wann haben Sie sich erweichen lassen, nach fünf Jahren TV-Unterbruch wieder an den Bildschirm zurückzukehren?

Giacobbo: Kontakt zu den Verantwortlichen hatte ich immer, und diese sagten mir, wann immer ich eine Idee hätte, sollten wir darüber reden. Aber ich musste wieder Lust darauf bekommen. Und diese Lust ist jetzt da.

Comebacks können schief gehen, wie das Beispiel des deutschen Satirikers Harald Schmidt gezeigt hat.

Giacobbo: Comeback? Das Fernsehen musste mich ja nicht aus der Gosse fischen. Ich habe während der letzten fünf Jahre Satire, Zirkus, Theater und Film gemacht. «Giacobbo/Müller» ist zudem etwas anderes als «Viktors Spätprogramm». Allein schon durch die Tatsache, dass wir zu zweit sind.

Müller: Im Übrigen fand ich Schmidt nach der Fernsehpause gar nicht schlecht.

Giacobbo: Diese permanente Staatsaffäre, die um Fernsehsendungen gemacht wird, ist mir ohnehin unverständlich. Auch unser neues Projekt ist nichts als eine Sendung.

«Viktors Spätprogramm» hatte am Schluss fast schon Kultstatus. Von nur einer Sendung zu sprechen, ist schon etwas unverfroren.

Giacobbo: Kultig war die Sendung nicht von Anfang an. Da hat man uns recht in die Pfanne gehauen. Später gab es meiner Meinung nach auch Ausgaben, die nicht gut waren. Und auch bei «Giacobbo/Müller» wird es bessere und schlechtere Sendungen geben. Wir arbeiten live, ohne doppelten Boden, ohne künstliche Lacher und künstlichen Applaus. Da geht man ein gewisses Risiko ein. Wenn die Leute nicht lachen, stehen wir blöd da, und zwar zu Recht.

Das tönt wie eine präventive Entschuldigung.

Giacobbo: Überhaupt nicht. Ich bin vor dieser Sendung auch nicht nervöser als vor einer Theaterpremiere, ganz im Gegenteil.

Warum haben Sie sich denn beide von Ihrer Zeitungskolumne verabschiedet mit der Begründung, Sie müssten sich jetzt auf «Giacobbo/Müller» konzentrieren?

Giacobbo: Wir haben nie gesagt, dass wir diesen Job auf die leichte Schulter nehmen. Zudem hat die Zeitungskolumne unsere bisherigen Tätigkeiten nicht tangiert. Wir haben die wöchentlichen Aktualitäten in den Kolumnen aufgegriffen. Das machen wir jetzt dann auch im Fernsehen, und deshalb geben wir die Zeitungskolumne auf.

Müller: Wir wollen auch etwas Spielraum haben. Wir werden am Anfang sicher Veränderungen an der Sendung vornehmen müssen. Sie wird nicht vom ersten Tag an an dem Punkt sein, an dem wir sie gerne hätten.

Die Erwartungen sind sehr hoch. Selbst der Kabarettist Emil sagt voraus, dass diese Sendung ein Highlight werden wird.

Giacobbo: Diese Erwartungshaltung teilen wir mit dem Publikum. Wir selber sind es, die uns unter den grössten Druck setzen.

Was wird in «Giacobbo/Müller» anders als bei «Viktors Spätprogramm»? Die Lokalität beispielsweise ist die Gleiche.

Giacobbo: Dass dem so ist, sagt einzig und allein aus, dass es in Zürich nicht viele geeignete Örtlichkeiten für Live-TV-Sendungen gibt. Wir haben alle anderen möglichen Säle evaluiert, weil ich mich von Anfang an gegen das Kaufleuten gewehrt habe. Genau darum, weil ich solche Fragen wie die Ihre erwartet habe.

Sie hätten ins Casinotheater in Winterthur gehen können.

Giacobbo: Genau. Damit wieder Gespenstergeschichten von Verfilzung und von der Mafia aufkommen.

Müller: Bevor wir in ein Zeugenschutzprogramm kommen, gehen wir jetzt halt ins Kaufleuten.

Wie kam die Zusammenarbeit mit Ihnen, Mike Müller, zu Stande?

Müller: Wir wurden unabhängig voneinander gefragt, ob wir uns eine neue Sendung vorstellen könnten.

Stand von Anfang an fest, dass Sie die Sendung zusammen machen wollen?

Giacobbo: Ja, für dieses Projekt wäre für mich niemand anders als Mike in Frage gekommen.

Müller: So was Schönes hat mir wirklich noch nie jemand gesagt (schluchzt).

Welche Bedingungen wurden Ihnen seitens des Fernsehens gestellt?

Giacobbo: Keine. Ich bestand darauf, eine Late Night Show zu machen, die mit der Gegenwart zu tun hat, das heisst mit Aktualität, und ich wollte möglichst viel Freiheit. Diese Freiheit haben wir bekommen und auch etwas unkonventionell geplant. Wir verteilen beispielsweise keine Pointen. Wir muten uns zu, auch Pointen vor laufender Kamera zu zweit zu erfinden.

Müller: Wir haben eine performative Ader, um es elegant auszudrücken. Oder etwas weniger elegant: Wir sind Rampensäue.

Wer macht die erste Ansage?

Müller: Die machen wir zusammen. Wir haben weniger abgesprochen, als wir ursprünglich eigentlich planten. Wir haben beide die Piste im Kopf, aber wer dann wie runterfährt, wer welchen Übergang macht, das wissen wir nicht.

Giacobbo: Es gibt auch keine Markierungen am Boden, die uns vorschreiben, wo wir hinzustehen haben. Die Regie weiss nicht im Voraus, was wir genau wann machen. Wir machen und werden dabei gefilmt. Das ist das für Fernsehverhältnisse unkonventionelle Prinzip.

Was, wenn Sie eine Pointe des anderen so überrascht, dass Ihnen nichts mehr einfällt?

Giacobbo: Das ist kein Problem, solange man die Sendung mit jemandem macht, mit dem man improvisieren kann. Wir machen das ja nicht zum ersten Mal.

Es gibt Wochen, da ist nicht viel los. Zum Beispiel, wenn ausser der resultatlosen Zusammenkunft der SVP in Bad Horn und den ersten Primärwahlen in den USA nichts läuft.

Giacobbo: Kein Problem! Diese Events kann man miteinander verbinden, indem sich zum Beispiel Christoph Blocher mit Hillary Clinton darüber unterhält, wie das ist, wenn man nicht gewählt wird. Für euch Journalisten wäre das schwieriger, weil ihr euch an die Fakten halten müsst.

Müller: Was ihr zwar auch nicht immer tut, und es kommt dann wie Satire daher, macht aber weniger Spass.

Haben Sie den Anspruch, auch tragische Ereignisse aufzuarbeiten?

Giacobbo: Satire kümmert sich nicht nur um die schönen Seiten des Lebens, sondern man nimmt den Stoff im Gegenteil aus vielen Ärgernissen heraus.

Müller: Natürlich gibt es Grenzen. Oder kommt jemandem nach dem Entführungsfall «Ylenia» ein guter Witz in den Sinn?

Generieren Sie den Stoff in erster Linie aus den Medien?

Müller: Sicher, wir sind Medienjunkies. Ich konsumiere täglich den Tagi, den «Blick», die NZZ und die Google-Startseite, die mir Herr Giacobbo zuerst mal einrichten musste.

Greifen Sie auf Ihre bewährten Figuren wie Fredi Hinz und Rajiv zurück?

Giacobbo: Wir haben neue kreiert. Wir spielen zum Beispiel zwei ganz grässliche Typen, die in der ganzen Welt als Touristen unterwegs sind. Das ist etwas Vorproduziertes, Zeitloses, das wir nach Bedarf einsetzen.

Giacobbo als Harry Hasler und Mike Müller als Hans-Peter Burri – wurden diese Figuren begraben?

Müller: Lustige Figuren, über die man schon verfügt, braucht man, wenn es wirklich passt.

Oder wenn einem mal wirklich nichts mehr einfällt?

Giacobbo: Auch diese bewährten Figuren bewahren einen nicht vor einem inhaltlichen Loch. Es wird keine Figurenparade geben. Das nehmen wir, wie es kommt. Vor allem werden wir ein paar neue Leute hinzunehmen, wir haben mit Fabian Unteregger einen sehr guten jungen Parodisten gefunden. In einem halben Jahr werden Sie mit dem ein Interview machen, nicht mehr mit uns.

Sie betreiben bewusst Nachwuchsförderung?

Giacobbo: Daran habe ich den grössten Spass. Das mache ich echt gern.

Das haben Sie ja auch mit Mike Müller gemacht.

Giacobbo: Das ist nicht ganz falsch. Wir wurden in der Sendung «Übrigens» auf ihn aufmerksam, wo er den Schriftsteller Peter Bichsel sensationell imitierte.

Sie haben ihn entdeckt.

Müller: Ich habe im Solothurner Jura als Stallbub geknechtet, bis ich endlich entdeckt wurde, nicht nur von Viktor, plötzlich von sehr vielen Leuten.

Giacobbo: Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gross meine Primarklasse gewesen sein muss. Mindestens fünfhundert Kameraden gingen angeblich mit mir zur Schule.

Sie sind rein äusserlich verschiedene Typen, zudem kommt Viktor Giacobbo aus protestantischen Gefilden, Mike Müller aus katholischem Gebiet. Eine gute Ergänzung?

Müller: Klar könnte man aus uns zwei Karikaturen machen. Viktor wäre der protestantische Bünzli und ich der katholische Säuniggel. Nur ist das in drei Minuten zwanzig Sekunden erzählt, und jeder hat es begriffen. Zudem ist der Kanton Solothurn kein katholisches Stammland.

Teile davon sehr wohl.

Müller: Erstens ist er gemischt, und zweitens bin ich in Olten gross geworden, das eine grosse christkatholische Gemeinde hat. Dieser Kulturkampf im 19. Jh. hat wahrscheinlich dazu geführt, dass ich nun konfessionslos bin.

Giacobbo: Und ich glaube eh nur an das Flying Spaghetti Monster. Vom Typ her sind wir total verschieden, aber wir haben eine ähnliche Berufsauffassung und sind beide politisch interessiert.

Ist Ihr Vertrag mit dem Fernsehen eigentlich zeitlich befristet?

Giacobbo: Ich mache keine Verträge, die über ein Jahr hinausgehen.

Müller: Ich habe auf acht Jahre abgeschlossen.

Giacobbo: Er verdient eben nur ein Zwanzigstel meiner Gage, deshalb muss er so lange weitermachen.

Müller: Ich werde ins Coop-Kochstudio wechseln, wenn unsere Sendung nach einem Jahr aufhört. Nein, wir beide haben einen Jahresvertrag.

Das grosse Thema in diesem Jahr wird ja die Euro08 sein

Müller: Ich bin nicht besonders interessiert am Fussball. Natürlich werde ich mir die Spiele anschauen, ich mache es mir einfach, ich bin immer für den Sieger.

Giacobbo: Zudem beginnen wir Ende Mai mit der Sommerpause und kommen erst im Oktober wieder zurück.

So lange Ferien?

Giacobbo: Ja, wir wollen nicht mehr als 30 Sendungen im Jahr machen.

Müller: Wir wollen keinen Overkill. Schauen Sie sich die deutschen Privatsender an. Da gibt es kaum eine Sendung, in der nicht irgendein Comedian seinen Senf dazugibt. Vielleicht lustig, aber auf jeden Fall enorm inkompetent.

Haben Sie private Gemeinsamkeiten?

Müller: Wir lesen beide gern und empfehlen uns gegenseitig lesenswerte Bücher. Dabei geht es uns weniger um Literatur, aber es ist gut fürs Image.

Giacobbo: Mike ist auch ein heimlicher Autofan. Wenn man mit ihm unterwegs ist und er verstummt, dann weiss man, dass er einer Automarke begegnet ist, die er nicht kennt.

Wie viele Autos stehen in Ihrer Garage?

Müller: Nur ein achtjähriger Mitsubishi, der in Cannes einen Preis als «unsexiest car» bekommen hat. Im Autoland Deutschland gibt es keine hundert Zulassungen dieses Typs.

Sie beide geben praktisch nichts von Ihrem Privatleben preis.

Giacobbo: Ja, ich bin der berühmte Mann ohne Privatleben. Mein Problem ist, dass ich in der Freizeit nicht Promi bin. Als Mitspieler im Promizirkus mit einem Glas in der Hand bescheuert in Kameras zu grinsen, hat etwas enorm Peinliches.

Aber Sie leben bis zu einem gewissen Grad davon, Sie gewinnen Ihren Stoff daraus.

Giacobbo: Aber sicher! Leute, die freiwillig die Presse in ihr Schlafzimmer einladen oder ungefragt über ihren Hormonhaushalt reden, wie Christine Surer, sind immer Satireziele. Vielleicht werde ich selber mal eine ganz billige Homestory machen, indem ich mich zusammen mit meiner gerade aktuellen Freundin auf dem Bärenfell vor dem Cheminée ablichten lasse. Nach diesem schrecklichen Anblick werde ich wohl nie mehr nach meinem Privatleben gefragt.

Sie wechseln die Freundin also regelmässig?

Giacobbo: Zweimal täglich.

Als Sie mit Nadeschkin zusammen waren, war Ihr Privatleben ein Thema.

Giacobbo: Natürlich, wenn beide in der Öffentlichkeit stehen, ist das unvermeidlich. Als unsere Beziehung zu Ende ging, haben wir es bewusst öffentlich mitgeteilt. Damit hatten wir danach unsere Ruhe.

Müller: Es gibt doch kompetentere Unterhaltungsthemen als Banalitäten wie die Frage, welchen Essig man für die Salatsauce braucht.

Gibt es nichts über Sie zu berichten, weil Sie wie alle Schweizer Humoristen so bieder sind?

Müller: Mein Privatleben ist dermassen exzessiv, dass ich es wegen der Strafverfolgungsbehörden unter Verschluss halten muss. Sie können sich gar nicht vorstellen, was für ein Schwein ich privat bin. Zu Ihrer Frage: Kennen Sie wirklich ausländische Humoristen, die mit ihrem Alltag in Gazetten hausieren?

Mike Müllers Lebenspartnerin ist die künftige Ko-Intendantin des Zürcher Neumarkt-Theaters. Das ist doch ein interessantes Thema für die Öffentlichkeit.

Giacobbo: Unbedingt! Dass er durch seine dortigen Auftritte öffentliche Subventionen missbraucht. Wenn ich Mike dann auch noch seine Intendanten-Freundin ausspanne, werden wir öffentlich darüber reden. Aber in unserer Sendung!

Sind Auftritte von Mike Müller im Neumarkt geplant?

Müller: Konkret ist noch nichts, aber es ist nicht auszuschliessen.

Sie haben erfolgreiche und auch weniger erfolgreiche Filmerfahrung …

Müller: Das ist jetzt keine sehr nette Frage.

«Undercover» mit Viktor Giacobbo hat gefloppt und «Tell» mit Mike Müller ebenso. Warum?

Giacobbo: Ach, es liegt immer an allen. Wir waren beteiligt, hatten am Guten und am Schlechten unseren Anteil. Trotzdem war «Undercover» übrigens in jenem Jahr der dritterfolgreichste Schweizer Film. Aber Mike, du hast mehr Erfahrung mit Filmen, rede du.

Müller: Filmpolitik ist eine öffentliche Sache geworden, und dadurch schaut jeder mit Sperberaugen auf die einzelnen Projekte. Es ist so wie eine gewisse Zeit lang das Theater in Zürich. Das war auch eine öffentliche Sache. Da haben sich die FDP-Nationalrätin Doris Fiala und der SVP-Gemeinderat Mauro Tuena über Schlingensief-Inszenierungen in Newssendungen geäussert. Das Niveau war katastrophal.

Giacobbo: Gewisse Inszenierungen aber auch.

Müller: Nicht alle Diskussionen werden besser, wenn sie breiter geführt werden. Das gilt auch für die Filmpolitik. Aber was «Tell» angeht: Der ist uns zünftig «abverheit», da gibt es nichts schönzureden.

Wie weit ist der Filmchef des Bundes, Nicolas Bideau, der Sündenbock, wie man mitunter den Eindruck hat?

Müller: Bideau ist ein Teil der drei Gremien, die man für einen Film braucht: Fernsehen, Zürich und Bund. Die drei funktionieren nicht gut untereinander. Wenn sich drei dermassen uneinig sind, welches Projekt gefördert werden muss, läuft doch etwas nicht professionell.

Warum sollten sich Zürich und der Bund einig sein?

Müller: Wenn jedes Gremium komplett anders urteilt, ist das nicht professionell, und die Subsidiarität wird in Frage gestellt. «Tell» hat vom BAK wesentlich weniger gekriegt als andere Filme, und ich will in diesem Fall auch nicht den Gremien Schuld geben. «Tell» hätte 400 000 Zuschauer haben müssen – und nicht nur 10 000 mehr als «Undercover» …

Giacobbo: Ich hätte Lust, wieder mal ein Filmprojekt zu realisieren. Aber eines, das unabhängig ist von all diesen inzüchtigen Gremien und Kommissionen. Eine kleine Produktion, möglichst privat finanziert. Dann bin ich auch der Einzige, der für einen Flop geradestehen muss.

Bei der TV-Satiresendung werden Sie verantwortlich gemacht werden, sollte sie kein Erfolg werden.

Giacobbo: Stimmt, auch wenn man erst nach der fünften Sendung sagen kann, ob es ein Erfolg wird oder nicht. Diese Zeit müsste jeder neuen Sendung zugestanden werden, aber leider ist man im Fernsehen und in den Medien diesbezüglich etwas kurzatmig geworden.

Haben Sie Angst vor möglichen Verrissen?

Giacobbo: Nein, es gibt immer Verrisse, das kümmert uns nicht gross. Aber wir werden uns auch die Freiheit nehmen, darauf zu antworten.

In der Sendung?

Müller: Klar. Warum sollen wir nicht auch einmal einen Medienmacher in die Mangel nehmen? Die sind sich das vielleicht nicht so gewohnt, wir schon.

Warum ist Satire eigentlich eine ausgeprägte Männerdomäne?

Giacobbo: Das ist eine alte Frage, auf die ich keine Antwort habe.

Mit Nadeschkin haben Sie doch sicher darüber gesprochen?

Giacobbo: Sicher, aber auch sie hat keine Antwort. Interessant ist, dass sie im Duo mit Ursus viel mehr der Macker ist als er. Wobei sie natürlich bewusst mit dieser Rollenverteilung spielen.

Müller: In Deutschland ist es nicht viel anders, und da weiss leider auch niemand eine gescheite Antwort.

Am Schluss dieses Interviews stellen wir fest, dass Viktor Giacobbo eben doch drei Viertel des Gesprächs dominiert hat.

Müller: Bitte tadeln Sie ihn nicht, nachdem er nun alles so aufgesagt hat, wie ich es ihm aufgeschrieben habe. Für einen Mann seines Alters ist das eine Leistung.


Comeback der Satire am TV

Fünf Jahre nach dem erfolgreichen TV-Spätprogramm von Viktor Giacobbo gibt der 55-jährige Winterthurer am 27. Januar sein Comeback am Fernsehen. Zusammen mit dem 44-jährigen Schauspieler Mike Müller ist er jeden Sonntagabend mit der Sendung «Giacobbo/Müller» auf SF DRS zu sehen. Die beiden sind schon öfter zusammen aufgetreten, etwa im Casinotheater in Winterthur («Erfolg als Chance»), dessen Gründer und Verwaltungsratspräsident Viktor Giacobbo ist. Bekannt sind sie nicht nur durch Theater und Fernsehen, sondern auch durch den Film: Viktor Giacobbo war bei «Ernstfall in Havanna» Hauptbeteiligter, Mike Müller in «Tell». Viktor Giacobbo lebt in Neftenbach bei Winterthur, der gebürtige Solothurner Mike Müller zusammen mit Barbara Weber, der künftigen Ko-Intendantin des Zürcher Neumarkt-Theaters, in Zürich.

2017