Viktor Giacobbo

, 3. April 2013, von Dominik Hug

Warum machen Sie sich über die Deutschen lustig?

Viktor Giacobbo (61) über seinen neuen Kinofilm «Der grosse Kanton»

Demnächst kommt «Der grosse Kanton» in die Kinos. Der Film, in dem frühere deutsche Spitzenpolitiker wie Joschka Fischer (64), aber auch Schweizer Parteipräsidenten wie Philipp Müller (60) und Christian Levrat (42) auftreten, handelt von der speziellen Beziehung zwischen der Schweiz und Deutschland. Regisseur und Protagonist Viktor Giacobbo gibt Auskunft.

Warum machen Sie sich über die Deutschen lustig?

Viktor Giacobbo: Mache ich nicht. Im «Grossen Kanton» geht es ebenso um Schweizer wie Deutsche. Komisch-satirisches Potenzial haben höchstens die gegenseitigen Missverständnisse.

Was nervt Sie an Deutschen?

Wenig. Vielleicht «Grüzzi», «Fränkli» oder «Verhüeterli».

Was passiert, wenn Deutschland der Schweiz beitreten würde?

Flughafen- und Steuerprobleme wären nahezu gelöst, wir hätten einen 27. Kanton, eine Autoindustrie und eine Kriegsmarine. Das Bruttosozialprodukt würde explodieren und Angela Merkel wäre Regierungsrätin.

Was können wir von den Deutschen lernen?

Die direkte Sprache und Auseinandersetzung, die Liebe zur Schweiz und die Bevorzugung der Currywurst gegenüber dem Cervelat.

Und was können die Deutschen von den Schweizern lernen?

Ganz sicher die direkte Demokratie. Nach floppenden Grossprojekten wie Stuttgart 21 schauen sie etwas neidisch Richtung Schweiz. In dieser Sache waren sich alle Gesprächspartner im Film einig.

Ihre grösste Erkenntnis?

Ich habe realisiert, dass unser Land während Jahrhunderten zum Deutschen Reich gehörte, auch wenn viele meinen, wir hätten 1291 die Neutralität erfunden. Ausserdem, dass viele Deutsche nicht die Schweiz, sondern eher Bayern als Sonderfall sehen. Es machte auch Spass, einen Low-Budget-Film unabhängig zu realisieren.

Wandern Sie jetzt nach Deutschland aus?

Wieso sollte ich? Bin ja nach «Ernstfall in Havanna» auch hier geblieben.

2017