Viktor Giacobbo

, 11. Dezember 2008, von Iwan Städler

Viktor Giacobbo: «Ich finde Ueli Maurer cool»

Der neue Bundesrat ist für Viktor Giacobbo ein Glücksfall. Ueli Maurer habe Ecken und Kanten sowie exzentrische Hobbys. Das macht ihn für die Satire attraktiv.

Viktor Giacobbo, freuen Sie sich über die Wahl von Ueli Maurer?

Ich habe mich noch bei keiner Bundesratswahl wirklich gefreut. Wer die Konkordanz will, musste Ueli Maurer wählen – oder noch besser Christoph Blocher. Persönlich finde ich die Konkordanz ein Auslaufmodell, das nicht mehr richtig funktioniert. Wir sind ja das einzige Land auf der Welt, das keine Regierung hat, sondern nochmals ein Parlament über das eigentliche Parlament stellt. So sitzen die grössten politischen Gegner miteinander im Bundesrat und müssen so tun, als ob sie Kollegen wären.

Und aus satirischer Sicht? Hat sich der Wechsel von Samuel Schmid zu Ueli Maurer gelohnt?

Natürlich ist das gut für jenen, der Ueli Maurer parodiert. Aber das ist unwesentlich an einem solchen Tag.

Warum eignet sich denn Ueli Maurer besonders gut für die Satire?

Weil er Ecken und Kanten hat. Dazu kommen seine leicht exzentrischen Hobbys: Er kaut Gräser und klettert auf Bäume. Ich finde Ueli Maurer cool. Man hat den Eindruck, der ganze Zirkus pralle an ihm ab.

Sie mögen also Ueli Maurer?

Politisch weniger, als Person durchaus. Wenn immer wir uns begegnet sind, konnten wir sehr gut miteinander reden. Er hatte seinerzeit auch einen tollen Auftritt im «Spätprogramm».

Maurer sagte kürzlich, Sie würden sich auf Kosten anderer lustig machen. Das sei ein armseliger Job. Aber jeder lebe nun einmal von dem, was er am besten könne.

Er sagte auch, ich müsse mich nicht entschuldigen. Das gehöre zu meinem Job. Daneben hat er mir noch eins ausgewischt. Das ist doch lustig. Im Übrigen muss er jetzt beweisen, ob er wirklich am besten kann, wovon er nun drei Jahre lebt.

Sie haben Maurer lange als Blochers Knecht karikiert. Jetzt ist er Bundesrat, und Ihre Figur steht in der falschen Ecke.

Das ist das Problem der Journalisten. Die schreiben immer wieder, ich hätte Ueli Maurer als Knecht dargestellt. Obwohl wir das seit etwa sechs Jahren nicht mehr tun. Wir zeigten ihn auch schon, wie er Blocher sagte: Wasch mein Auto! Komischerweise scheint aber die Parodie am Anfang prägend zu sein. Diesen Eindruck kann man fast nicht mehr ändern.

In letzter Zeit sah man Ueli Maurer in Ihrer Sendung weniger.

Ich neige dazu, eine Figur zurückzustellen, wenn sie stark gefragt ist. Das habe ich auch bei Harry Hasler gemacht – obwohl dieser nun nicht Bundesrat geworden ist.

Wird Maurer jetzt, da er Bundesrat ist, bei «Giacobbo/Müller» wieder mehr in Erscheinung treten?

Keine Ahnung. Wir machen unsere Sendung von Woche zu Woche.

Also wäre er am nächsten Sonntag doch aktuell?

Das wäre er auch am vergangenen Sonntag gewesen, ohne dass wir ihn gebracht hätten. Wir machen nur, was wir wollen. Und wir bürsten gerne gegen den Strich.

2017