Viktor Giacobbo

, 3. Februar 2008, von Peter Rothenbühler

Lieber Viktor Giacobbo

Deine neue Sendung („Giacobbo / Müller“, heute wieder 22.10, SF1) ist nicht so schlecht, wie die Kritiker sagen. Aber du musst sie verstehen: Die können dich nicht an Mega-Flops messen wie «Black & Blond» oder am Frankenstein der helvetischen Late Night Show, wie hiess er noch, der mit dem breiten Kinn? Die müssen einfach die höchste Latte anlegen.

Und das ist nun mal «Viktors Spätprogramm». Selber schuld. Lang ists her, fünf Jahre, aber noch so präsent, dass wir alle hofften, die Debbie Mötteli oder WAM als Blocher würden auftreten – und dann spazierte nur der Otto Ineinchen herein und wurde seinem Ruf gerecht: Schadenposten. Aber so sind Politiker, nicht fernsehtauglich, oder genau dann nicht verfügbar, wenn sie am unterhaltsamsten wären: eine Link-Verbindung zum Spitalbett der Zürcher Sozialvorsteherin zum Beispiel oder ein Einspieler über Silvia Blocher in kurzen Hosen bei den Wanderferien in Chile. Das wärs gewesen!

Schlecht waren ja nur die Gäste, dieser Thiel aus Bern ist ein Schreiber, kein Redner. Und der junge Telefönler etwas für MTW. Dein Duo mit Mike Müller aber: einsame Spitze. Weiter so. Dazu der coole Gitarrist (tamtedilam) plus ein Imitator von der Klasse dieses Fabian Unteregger mit seiner Mörgeli-Imitation (genial). Das genügt. Wenn schon Gäste, dann todernste, solche, die zur Landeshymne Achtungsstellung annehmen.

Übrigens: Nimm es als Kompliment, wenn die «Weltwoche» schreibt, du seist ein «Untergeher», der seinen Stuhl dem Nachwuchs abtreten sollte. Reine Alterserscheinung, solche Kritik: Es kommt ein Übervaterproblem auf dich zu. Da nützt auch Haarfärben nichts.

Apropos: Ich möchte keinen Prozess, aber dieses Rötlich-braun passt nicht zu deiner schütteren Haarpracht. Oder liegt es an meiner Sonnenbrille, färbst du gar nicht? Nein, du bist kein Unter-geher, eher der feste Kiel des Schweizer Komikdampfers. Und wer hat denn mehr für Nachwuchsförderung getan als du?

Wunderbar übrigens, wie dir die SVP zur Seite steht. Sie erwägt eine Klage! Das grenzt ja fast an ille-gales Sponsoring! «Solchen Schrott könnte sich ein Privatsender nie leisten», tönen die. Wohl noch nie Privatfernsehen empfangen, diese Zottel. Also dann: toi,toi, toi. Mit freundlichen Grüssen, Peter Rothenbühler

Peter Rothenbühler ist Chefredaktor von «Le Matin»

2017