Viktor Giacobbo

, 27. März 2014, von Stefan Busz

Im Gespräch

Crowdtalking im Casinotheater: Viktor Giacobbo befragt im Auftrag des Publikums Roger Schawinski. Und Hazel Brugger macht aus dem Gast einen Buchstabensalat.

Es gibt das Jesus-Experiment. Das Stanford-Gefängnis-Experiment. Das Himalaja-Experiment. Das Experiment Selbstversorgung. Und es gibt auch das Ein-Mann-wagt-ein-Experiment-Experiment. Heute ist alles ein Experiment, was Versuch, Beweis, Prüfung oder Comedy ist.

Ein Experiment ist auch das neue Format im Casinotheater, es heisst Crowdtalking: Hier werden, wie das Casinotheater selber sagt, «die Fragen an eine interessante öffentliche Person nicht einfach nur vom Moderator gestellt. Dieser bespricht und verbündet sich vor dem eigentlichen Gespräch mit dem Publikum und plant mit diesem, in Gegenwart des vorerst zum Schweigen verurteilten Gastes, die Gesprächsführung.»

Ein Labor in Sachen Blabla ist also das Casinotheater mit diesem neuen Format. Die Versuchsanlage am Dienstagabend: Viktor Giacobbo befragt im Auftrag des Publikums Roger Schawinski. Und auf einmal war alles viel weniger kompliziert. Es war einfach: ein recht interessanter Abend. Und zwar für alle.

Mehr als ein Doppel-Solo

Die beiden Männer waren einmal nicht allein unter sich, wie sie es sonst immer in wechselnden TV-Formaten sind, sei es Giacobbo bei Schawinski oder Schawinski bei Giacobbo. Crowdtalking ist eben keine Doppel-Soloperformance. Denn das Publikum im Saal darf hier mitspielen. Allein der Casinotheater-Techniker, der aus Ostdeutschland kommt und Viktor Giacobbo am Anfang des Abends das Mikrofon richten sollte, machte hier nicht crowdmässig mit. Er hatte keine erste Frage an Schawinski: «Ich kenne den Mann nicht so.» Man hätte den Mann erfinden sollen.

Zweite Fragen gibt es dann zuhauf. Eine Auswahl: Welcher Schauspieler könnte die Rolle von Schawinski spielen, zum Beispiel in einem Biopic nach seiner Autobiografie? War­um hat Schawinski in Italien nicht einen anderen Hoger als den Pizzo Groppera gesucht, damit Radio 24 auch in Winterthur zu hören gewesen wäre? Was hat Schawinski zum Marathonlaufen gebracht? Wie würde er die Welt neu gestalten? Was ist sein Verhältnis zu Roger Köppel? Und so weiter und so fort, bis zum Haar und zur Farbe des Gesichts. Who cares?

Hazel Brugger, die den ganzen Abend am Rand der Bühne sass, macht dazu die Schnute. Denn sooo interessant sind für die Slam-Poetin die Fragen an Schawinski aus dem Publikum auch nicht: «Es zeigen sich eher ausserkörperliche Erfahrungen.» Hazel Brugger selber macht dann aus Schawinski einen Buchstabensalat – und setzte Vor- und Nachname ganz für sich neu zu risikoschwanger zusammen.

Für das Publikum bleibt aber Schawinski Schawinski: Radiomann, Fernsehmann. Marathonmann. The good looking man. So wie man ihn eben kennt.

Mit Format

Im Gespräch Giacobbo/Schawinski aber erweiterte sich zunehmend das Gebiet. Und da kann Hazel Brugger noch so die Schnute machen: Der Talk hatte Format – eben auch mit den Einwürfen des Publikums. Es war ein sehr lockeres Gespräch, mit kleinen Frotzeleien, natürlich – aber auch mit Momenten, die sehr persönlich sind. Ein Experiment unter Freunden.

2017