Viktor Giacobbo

Blick Online, 17. Juni 2011, von Michael Scharenberg

Giacobbo schiesst gegen Burma

GENF – Für einmal ist es unserm schärfsten Satiriker Viktor Giacobbo todernst: Er will einen Kollegen aus dem Knast holen. Dafür reiste er heute nach Genf.

Dies ist sein Verbrechen: Er hatte die Militärdiktatoren von Myanmar (Burma) kritisiert: Sie würden ihr eigenes Volk nach dem tödlichen Wirbelsturm Nargis 2008 im Stich lassen. Und Hilfsgüter nicht weiterleiten. Seine Strafe: 35 Jahre Gefängnis. Die Rede ist von Zarganar, dem mutigsten Komiker des südostasiatischen Landes.

Rund 8000 Kilometer entfernt klopfte sein Kollege Viktor Giacobbo (59), der schärfste Satiriker und Komiker der Schweiz, heute bei der Vertretung von Myanmar in Genf an. Zusammen mit Daniel Graf von Amnesty International Schweiz überreichte er eine Petition, die die Freilassung von Zarganar fordert.

Blick.ch bekam Viktor Giacobbo im Zug nach Genf ans Handy. «Warum setzen Sie sich für einen Komiker ein, den hier niemand kennt?» ─ «Wir arbeiten in der gleichen Branche. Ich aber praktisch ohne Risiko. Da fühle ich eine Verpflichtung, mich für den Kollegen zu engagieren.»

Und was erlebt er selber an negativen Reaktionen? Giacobbo: «Ich kriege natürlich Drohungen und böse Mails.» Aber das gehöre zum Geschäft. Wer austeile, müsse halt auch einstecken können. Versuche, ihn per Gericht mundtot zu machen, habe er aber noch nicht erlebt.

Schon 25´000 Unterschriften gesammelt

In der Schweiz war die Kampagne ein voller Erfolg. Amnesty hatte einen TV-Spot mit Giaccobo als politischem Häftling aufgenommen: «Ich han e kei Ahnig woni da bin. Sie händ mir dAuge verbunde und händ mi da anä bracht. Ich bi zu 35 Jahr Haft verurteilt worde, will ich Witz über dä Bundesrat gmacht han», sagt der Satiriker mit trübem Blick in die Kamera. Auf Youtube wurde das Video schon mehr als 60´000 Mal angeschaut. Und 25’000 Personen haben bereits die Petition unterschrieben.

Aber könnte es seinem fernen Kollegen nicht schaden, wenn in der Schweiz Druck gemacht wird? «Im Gegenteil», ist Giacobbo überzeugt. Denn: «Nichts fürchten undemokratische Machthaber mehr als öffentliche Kritik!» Das würden Amnesty-Kampagnen immer wieder zeigen. Zum Beweis erklärt der Komiker in Diensten von Amnesty International, einige ebenfalls festgenommene Kollegen des inhaftierten Zarganar seien bereits freigekommen.

2017