Viktor Giacobbo

, 1. Mai 2013, von Philipp Haag

Ein Augenzwinkern für Wil

WIL. Viktor Giacobbo ist erster Botschafter der Stadt Wil. FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter ist überrascht, Stadtpräsidentin Susanne Hartmann lädt den Satiriker zum Essen ein, und SVP-Nationalrat Lukas Reimann hätte Mike Müller gewählt.

Das Lachen, die Fernsehschweiz kennt es. Das Giacobbo-Grinsen, es flimmert am Sonntagabend in die Wohnzimmer. Und genau dieses verschmitzte Lächeln setzt Viktor Giacobbo auf, als er am Montagabend den Stadtsaal betritt. Allen ein Schnippchen geschlagen zu haben, ein solches Lächeln ist es. Denn genau dies ist Wil Tourismus gelungen.

Der Verein ernennt Viktor Giacobbo zum ersten Botschafter der Stadt Wil. Niemand hat mit einer solchen Wahl gerechnet. Im Gegenteil. Giacobbo räumt mit Partner Mike Müller in der Satiresendung «Giacobbo/Müller» Wil regelmässig Platz ein. Es ist nicht immer schmeichelhaft, was über die Stadt gezeigt wird – Stichwort Taliban und Minarette in Wil –, meist drehen es Giacobbo/Müller aber derart ins Absurde, dass es schon wieder witzig, bisweilen sympathisch wirkt (siehe Kasten).
Wiler verstehen Spass

«Einen solchen Preis habe ich nicht erwartet», sagt denn auch Giacobbo, «schon gar nicht von Wil.» Noch nie habe jemand, der von ihm aufs Korn genommen worden sei, so originell reagiert. «Wir Wiler können über uns lachen und verstehen Spass», entgegnet Wil-Tourismus-Präsident Felix Aepli und begründet damit den Entscheid, den Satiriker, Kabarettisten und Schauspieler aus Winterthur zum ersten Botschafter der Stadt Wil zu ernennen.

Es ist eine Wahl, die bei den Wilern gut ankommt. Dies zeigt sich beim Apéro nach der Generalversammlung. Viele sprechen von einem Coup, der Wil Tourismus gelungen ist. So zum Beispiel Stadtpräsidentin Susanne Hartmann. «Mit Giacobbo hat Wil Tourismus eine national bekannte Persönlichkeit zum Botschafter der Stadt ernannt.» Giacobbo sei ein Schwergewicht der Schweizer Humorszene. Die Präsenz in Giacobbos Sendung sei quasi ein veritables Augenzwinkern für Wil. «Ich habe Giacobbo und Müller zu einem Essen nach Wil eingeladen. Zu meiner Freude haben sie spontan angenommen.»
Verein beweist Humor

Auch FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter lobt die Wahl von Giacobbo. «Mit seiner Wahl ist es Wil Tourismus gelungen, alle zu überraschen. Der Verein hat zudem Humor bewiesen.» Sie freue sich, wenn Giacobbo den Namen von Wil in die Schweiz hinaus- trage und sich mit der Stadt verbunden fühle. Giacobbo als guten Preisträger erachtet auch Ortsbürgerpräsident Norbert Hodel. Ein Botschafter müsse nicht zwingend aus dem Ort stammen, findet er. Giacobbo habe Wil bekanntgemacht, auch wenn die Fernsehbeiträge die Stadt nicht immer im besten Licht darstellten. «Doch wichtig ist nicht, was über einen gesprochen wird, sondern, dass über einen gesprochen wird.» Hodel hofft, dass Giacobbo dafür sorgen wird, dass Wil bekannter wird und man in der restlichen Schweiz merkt, «dass die Stadt nicht nur aus dem FC besteht».
Auf einer anderen Flugebene

Überrascht von der Wahl ist auch Jigme Shitsetsang. Der FDP-Präsident ist derart begeistert «vom Coup» von Wil Tourismus, dass er sich spontan als Mitglied anmeldet. Er findet die Idee kreativ, es aber auch mutig, eine Person zu wählen, die sich satirisch äussert. Er erwartet von Giacobbo, dass er den Namen Wil «auf einer anderen Flugebene» in die Schweiz hinausträgt.
Der mit den Fäusten spricht

Gar als «unglaublich raffinierte Idee» bezeichnet Monica Quinter die Ernennung von Giacobbo. Die bekannte Musicaldarstellerin, die neu im Wil-Tourismus-Vorstand Einsitz nimmt, glaubt, dass Giacobbo – «eine national bekannte Persönlichkeit» –, seine Aufgabe durchaus ernst nimmt, aber natürlich mit einer gehörigen Portion Humor. Einer, der mitverantwortlich ist, dass Wil in Giacobbos Sendung auftaucht, ist Lukas Reimann, vor allem wegen seines Engagements für die Minarett-Initiative. Trotzdem findet der SVP-Nationalrat die Wahl «eine originelle Idee».

Dass er Auslöser für Giacobbos bissige Kommentare ist, kann er verschmerzen. «Es ist ja eine Satiresendung.» Auch wenn Reimann erwartet, dass Giacobbo den einen oder anderen Besucher nach Wil lockt, hätte er Müller zum Preisträger ernannt, «weil der Wiler Botschafter auch mal Fäuste brauchen wird».

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